Bevor die Dasmanten abgereist waren, um Noryn beim Widerstand zu helfen, hatte Jonah Randon und Lelaenia angeboten, sein Haus, oder doch eher seine Höhle, als Raststätte zu nutzen. Dankend hatten sie das Angebot angenommen, doch als Lelaenia im Bett lag, wünschte sie, sie wäre woanders. Sie dachte an Kina Strain, die noch heute getötet wurde, weil sie an Lelaenia geglaubt hatte. Meine Schuld. Alles meine Schuld. Ich hätte etwas dagegen unternehmen sollen! Und was mache ich jetzt? Meine Mutter suchen, obwohl es weitaus wichtigere Dinge gab. Sie konnte nicht fassen, wie selbstsüchtig sie handelte.
Und es war ein Wunder, dass sie diese Nacht überhaupt noch schlafen konnte. Jedoch war es nicht verwunderlich, dass die Albträume über Kina Strains Hinrichtung sie ununterbrochen plagten.
'Das Mädchen aus der Prophezeiung wird uns helfen! Mein Name ist Kina Strain. Meine Mutter war Hellana Strain.', schrie die Zraonin immer wieder.
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Ein lautes Klopfen an der Tür ließ Lelaenia aufschrecken und sie wieder in die Realität befördern, die nicht viel besser war als ihre Träume.
Erneutes Klopfen. Verwirrt und Argwöhnisch stand sie auf und wollte sich gerade auf dem Weg zur Tür machen, als Randon plötzlich erwachte und sie warnend ansah. ,,Deine Haare.", formte er nur mit seinen Lippen und rappelte sich auf. Misstrauisch hob er sein Schwert vom Boden auf und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Lelaenia blieb so weit hinten im Raum, dass sie auch ja nicht gesehen wurde, doch sie lauschte aufmerksam.
,,Prinz Randon, eure Hohheit. Der König lässt nach Euch rufen. Er möchte Euch schnellstens zu Gesicht bekommen. Euer Drache steht schon flugbereit da.", erzählte ein Bote. ,,Vielen Dank, ich werde seiner Bitte diesbezüglich nachgehen." Daraufhin schloss er die Tür und kam zurück zu Lelaenia. Seine Haare standen ab und seine Wangen waren noch rot vom Schlaf. Neugierig sah sie ihn an.
,,Der Palast liegt etwa in der Mitte von Dasma, das heißt eigentlich der ideale nächste, und letzte, Stopp. Wir werden dorthin fliegen. Ich werde dich irgendwo verstecken, während ich zu meinem Vater gehe und dann fliegen wir weiter zu Manielle.", erklärte er hastig, während er seine Haare richtete.
Lelaenia sah ihn kopfschüttelnd an. ,,Auf gar keinen Fall, Randon! Ich komme mit ins Schloss.", widersprach sie sofort und verschränkte ihre Arme. Sie würde Randon nicht erneut alleine mit dem König lassen, wenn es eine andere Möglichkeit gab. Seine verbrannten Arme waren eindeutig zu viel gewesen. Dabei fragte sich Lelaenia, wie dies denn überhaupt möglich war, denn Dasmanten waren doch gegen jegliches Feuer geschützt.
,,Nein, Lel-" Sie ließ ihn nicht aussprechen. ,,Ich vertraue dir und deiner Magie genug, Randon. Ich gebe mich einfach als deine Freundin aus!", schlug sie vor. ,,Außerdem würde ich so oder so einen Weg hinein finden.", fügte sie schulterzuckend hinzu. Randon sah sie mit so viel Wärme an und seine Augen flackerten ganz schnell. Es bedeutete ihm unglaublich viel, dass sie, und hoffentlich auch Noryn, ihm nun vertrauten. Ganz langsam nickte er also. Und so stiegen sie auf Ippotis und flogen zum Palast, zu König Kydraen Blackfire.
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,,Da ist es.", hauchte Randon Lelaenia zu. Diese betrachtete den Palast mit offenem Mund und weit aufgerissener Miene. Als man ihr erzählt hatte, dass es auf einem Berg gebaut wurde, hatte sie nicht gedacht, dass der Berg selbst das Schloss war. Es waren viele schwarze Türme zu erkennen, welche aus Glas zu bestanden.
Ippotis ließ sie in der Nähe des Eingangs, welcher sich ungefähr im Zentrum des Berges befand, ab und flog dann weg. Randon musterte sie und sah sie besorgt an. Ihre Haare und Augen hatte er bereits umgewandelt. ,,Hör zu, wenn ich dir sage, dass du rennen sollst, dann tust du es auch ohne Widerrede, verstanden?" Lelaenia nickte, weil sie das Gespräch nicht weiterführen wollte, aber Randon schien ihr nicht so wirklich zu glauben. ,,Das ist ein Befehl, Lelaenia!", ermahnte er sie und kramte in seinem Beutel nach seiner Krone, die er sich dann aufsetzte.
Somit liefen sie angespannt zum Eingang. Die Wachen verbeugten sich jeweils kurz vor dem Prinzen und ließen sie ohne weitere Worte hinein. Die Gänge waren überraschend schmal. Der Boden bestand aus Obsidian und ließ ihn somit glänzen. Dennoch war es nicht dunkel, da die Kronleuchter an den Wänden den Flur erhellten.
Mit jedem Schritt wurde die Anspannung größer. Lelaenia hatte den König bisher nur einmal von einer sicheren Entfernung mit sehr vielen anderen um sich gesehen. Sie konnte nicht erahnen, wie es sein würde, Angesicht zu Angesicht zu sein, doch sie schauderte beim Gedanken daran. Außerdem befürchtete sie, dass etwas schief gehen und sie auffliegen würde. Doch trotzdem vertraute sie Randon und blieb dicht an seiner Seite.
Nervös sah er sie an und kaute auf seiner Unterlippe herum. ,,Spiel am besten die begeisterte und patriarchische Soldatin.", nuschelte er noch bevor sie vor einer gigantischen Tür stehen blieben. Mit zittrigen Händen öffnete er diese und trat nach Lelaenia in den großen Saal.
Sofort zog ihr Blick sie zu den beiden Thronsesseln, über denen eine große Flamme loderte. Der Saal war sonst vollkommen leer bis auf den König, der gerade mit einem Krieger sprach. Beide drehten sich zu ihnen um und verstummten in ihrem Gespräch. ,,Ich werde mir das genauer unter die Lupe nehmen. Danke.", murmelte der König noch zum Krieger, doch starrte Randon und Lelaenia an. Der Krieger verstand, nickte und verbeugte sich vor dem König. Beim Vorbeigehen verneigte er sich auch vor den Prinzen. Und als er Lelaenia kurz ansah, stockte sie plötzlich. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, doch sie versuchte sich möglichst unauffällig zu verhalten. Das war doch tatsächlich der Dasmant, mit dem sie auf dem Fest gekämpft hatte.
Der Dasmant sah sie lange grübelnd und verwirrt an, doch nickte ihr dann zu und ging aus dem Raum. Erleichtert atmete Lelaenia aus. Er hatte sie nicht erkannt.
Randon und Lelaenia gingen ziemlich synchron auf die Knie. ,,Vater." , ,,Mein König." Daraufhin erhoben sie sich wieder. Lelaenia ballte ihre Hände zu Fäusten, damit ihr Zittern nicht so auffiel. Die schwarzen Flammen in König Kydraens Augen flackerten langsam, aber gefährlich. Seine langen, blutroten Haare und sein purpurroter Umhang ließen ihn wie einen Feuerball wirken, der jeden Moment explodieren würde, wenn man eine falsche Bewegung setzte.
Kydraen musterte Lelaenia einige Sekunden lang neugierig und sie könnte schwören, dass diese Sekunde die längsten in ihrem Leben gewesen waren.,,Vater, das ist ... Kandelle. Sie ist ... meine Freundin.", rettete Randon die Situation, wofür Lelaenia ihm sehr dankbar war, denn sonst wäre sie wahrscheinlich vor Unbehagen schreiend aus dem Raum gelaufen. Überrascht sah Kydraen sie an. ,,Nun, zumindest ist sie kein Mann.", murmelte er noch leise zu sich, achtete dennoch darauf, dass Randon es genau hörte. Dieser drehte den Kopf weg und biss sich gekränkt auf die Lippe. Nun lächelte der König breit. ,,Kandelle, Liebste, Ihr seht aus wie eine ehrenhafte Kriegerin.", sagte er dann an Lelaenia gewandt und lächelte zufrieden und nickte zu ihrem Schwert. Unauffällig drehte sie den Knauf, sodass der grüne Kristall in ihm nicht mehr zu sehen war. ,,Vielen Dank, mein König. Es ist mir eine Ehre, für unser Land kämpfen zu können.", erwiderte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
Anerkennend sah der König zu seinem Sohn. Dann nahm er jedoch plötzlich ihre Hand und führte sie zu seinen Lippen. Lelaenia versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren und ihren Arm so locker wie möglich zu lassen.
,,Nun, Kandelle, ich danke dir sehr für deine Arbeit.", hauchte er auf ihre Hand, sah sie mit seinen brennenden Augen aber weiterhin genau an. Sein warmer Atem verursachte eine unangenehme Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper. Und als er dann noch seine Lippen kurz auf ihren Handrücken drückte, wurden ihre Knie gefährlich zittrig und sie unterdrückte ein Würgen.Lange würde sie das nicht mehr aushalten. Sie würde sich selbst verraten. Die Bestätigung für ihren qualvollen Tod hatte sie schon unterzeichnet, als sie in dieses Schloss eingetreten war.
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Oh oh, kann das noch gut ausgehen für Lelaenia oder wird der König sie erkennen?
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Twin Stars
FantasyPAUSIERT !!! Was wäre, wenn unsere Welt nicht die einzige ist und der Eingang zu einer anderen Welt auf einer einfachen Farm läge? Auf dem ersten Blick sieht vielleicht die neue Welt beinahe idyllisch aus, doch was passiert, wenn man bemerkt, dass d...