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Noxēn:

Völlig ausgelaugt legte sich Lelaenia auf ihr Bett. Der Tag war unglaublich anstrengend gewesen und sie schauderte beim Gedanken an den nächsten. Gerade als sie die Decke über sich ziehen wollte, fiel ihr jedoch das Buch, das sie sich vorher aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, in die Augen. Neugierig kaute sie auf ihre Lippe herum und nahm sich das Buch. Das bläulich schimmernde Licht der Eiswände war gerade so hell, dass sie die Buchstaben erkennen konnte. Die Geschichte von Nyrea und Lelaenia.

Behutsam öffnete sie die erste Seite. Überrascht stellte Lelaenia fest, dass das ganze Buch von Hand geschrieben wurde.
Dieses Buch ist nur meinen direkten Erben, der königlichen Familie, zugestanden. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie hielt ein Buch in Händen, das von Nyrea, der ersten Königin Noxēns, geschrieben wurde. Gespannt blätterte sie weiter.

Diese Geschichte fängt weitaus vor der Entstehung Trías an. Ich besaß noch keine sterbliche Hülle, bestand nur aus meinem Bewusstsein. Mein Körper war der Stern in meinen Augen jetzt. Ich weiß nicht, wie lange ich bereits existierte und auch nicht, wie es zu meiner Existenz gekommen war. Aber ich weiß noch genau, wie einsam ich war. Mittlerweile weiß ich, dass es ettlich viele Sterne in meiner Umgebung gab, aber ich sah keinen einzigen Stern, wärend ich dort oben war. Oh, ich war so unglaublich allein, so isoliert - mitten im Nichts. Und mein Stern - mein Stern strahlte keine Wärme aus. Nein, ich strahlte pure Kälte aus, denn ich bestand aus dem Eis, das ich jetzt beliebig aus meinen Fingern hervorbringen kann.

Aber dann sah ich sie. Die Sonne. Ein Meisterwerk. Die Wärme ihrer Flammen ergriff die Kälte meines Wassers und sie zog mich in ihren Bann. Plötzlich wurde mir klar, dass ich nicht mehr alleine war in dieser endlosen, schwarzen Welt. Sie zog mich an und ich sie. Je näher ich ihr kam, desto faszinierter war ich von dem wahren Ausmaß ihrer Schönheit. Und mir war nicht mehr kalt. Irgendwann kamen wir uns so nah, dass ihre Flammen mein Eis schmelzen ließen und mein Eis ihre Flammen erloschen. Ein tanzendes Spiel aus Feuer und Eis. Es war so unbeschreiblich verlockend und verführerisch. Ich war nicht mehr allein und ich wusste, dass sie sich das Gleiche dachte. Aber wir kamen uns immer näher und wir wussten beide, dass wir uns gegenseitig verschlingen - und somit vernichten - würden. Das war mir aber egal. Ich wollte, dass wir zu eins werden würden. Ich wollte nie wieder allein sein.

Doch sie war schon immer diejenige, die einen kühlen Kopf bewahrte und sich nicht von ihrer Begierde treiben ließ. Stattdessen suchte sie nach Alternativen. Diese fand sie hier - auf Tría. Mit einem Mal fiel sie und ließ für einen Moment alles aufleuchten. Durch diesen Aufprall verlor sie ihre Form und ein Teil Trías war von ihrem flüssigen Feuer bedeckt. Ich weiß nicht, wie lange ich dort oben ohne sie war, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Ich konnte es nicht ertragen und fiel somit ebenfalls.

Eine Gänsehaut zog sich durch Lelaenias ganzen Körper. Sie bemerkte, dass Die Entstehung Trías, das Buch, aus dem Randon ihnen vorgelesen hatte, nicht ganz der Wahrheit entsprach. Denn die Große Lelaenia war nicht durch einen Vulkanausbruch entstanden. Sie war genauso wie Nyrea gefallen.

Ich weiß auch nicht, wie genau ich meinen Körper erlangt hatte oder was nach meinem Aufprall passiert war. Aber ich erinnere mich daran, wie ich sie dann zum ersten Mal sah. Ihre roten Haare schienen immer noch zu glühen und es loderten Flammen in ihren Augen. Wunderschöne Flammen, die mich an die Sonne erinnerten, die sie einst war. Sie war so anmutig, so betörend, dass es schmerzte. Jetzt endlich waren wir beide nicht länger allein und jetzt endlich konnten wir beisammen sein, ohne uns zu zerschlagen. Ich konnte ihre Haut berühren, ohne dass meine äußerliche Hülle explodierte. Aber sie ließ mein Herz brennen, ließ mein Blut kochen. Ich liebte sie so unglaublich sehr.  Und zu wissen, dass sie mich genauso liebte, ließ mich vollkommen sein.

Twin StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt