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Lelaenia atmete laut aus. Pure Enttäuschung spürte sie. Der Einsatz schien völlig sinnlos gewesen zu sein. Sie bereute es. Am liebsten würde sie die Worte ihrer leiblichen Mutter sofort wieder aus dem Kopf schlagen. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Königin Driana ähnliche Gründe hatte wie Jack Manners, dass sie sich darüber freuen würde, sie zu sehen. Doch sie hatte sich getäuscht und da bemerkte sie, wie sehr sie ihre wahren Eltern, die Kilsons, vermisste.

Argwöhnisch dachte sie an Königin Nyxia während sie neben Manion lief. Sie kannte sie nicht, konnte sie dennoch aber nicht leiden. Schließlich hatte Nyxia die Prophezeiung verbreitet. Und Nyxia war es, die sie nicht bei Jack Manners leben gelassen hatte. Jedoch war sie neugierig. Was würde sie ihr wohl erzählen? Außerdem musste sie sich zusammenreißen. Denn die Königin der Nacht könnte ihre letzte Hoffnung sein.

Sie hob ihren Kopf an, um Manion ansehen zu können und räusperte sich. ,,Also ... warum schickt die Königin denn überhaupt nach mir?", unterbrach sie die Stille und sah ihn neugierig an. Dieser sah kurz zu ihr und zuckte dann die Schultern. ,,Ich weiß es nicht.", murmelte er angespannt. ,,Sie will mich doch nicht etwa umbringen, oder?", fragte sie dann etwas misstrauisch. Vielleicht war die Königin ja wütend, weil sie anscheinend nicht wollte, dass Lelaenia erfährt, wer ihre Mutter war. Aus welchen Gründen auch immer. Oder sie sah von nun an eine Gefahr in ihr, weil der König nun nur noch mehr hinter ihr her sein würde.

Schmunzelnd sah Manion sie an. ,,Wenn die Königin deinen Tod gewollt hätte, wärst du schon längst tot. Sie würde sich erst gar nicht den Aufwand machen, dich nach Noxēn zu transportieren. Sie hätte ganz einfach mich beauftragt, es kurz und knapp zu erledigen." Lachend zwinkerte er ihr zu. Mit mulmigem Gefühl legte sie vorsichtig ihre Hand auf ihr Schwert. Seine Worte hatten sie ganz und gar nicht beruhigt.

Eine Stunde lang liefen sie zwischen den hohen Bäumen Penorias mit ziemlich zügigen Schritten. Lelaenia drehte sich immer wieder um mit der Befürchtung, schon längst von den Dasmanten verfolgt zu werden, doch es kam niemand, was sie sehr wunderte. Sie hoffte bloß, dass Noryn und Randon entkommen konnten.

Irgendwann blieb Manion plötzlich stehen und da er vor Lelaenia lief, wäre sie fast gegen seinen Rücken geknallt. Verwirrt sah sie ihn an, doch er pfiff nur einmal ganz laut. Und Lelaenia konnte sich denken, was nun passieren würde.

Während die Zraonen Penoren als ewige Begleiter haben, sieht man einen Dasmanten nur mit einem Drachen. Aber was ist mit den Nyreanen? Neugierig wartete sie, doch sie stolperte zurück, als es schließlich landete. Über Pferde mit Flügeln und Drachen wurde in der menschlichen Geschichte oft berichtet. Doch was war das bloß für ein Geschöpf?

Es besaß einen schwarzen Wolfskopf mit stechend blauen Augen, hatte jedoch den Körper eines Löwens und die breiten Flügel erinnerten Lelaenia an die einer Eule. Es war wesentlich größer als ein Penorus und würde der Stern von Zrao heute nicht besonders hell scheinen, wäre es mit den schwarzen Schatten der Nacht verschmolzen. Manion grinste und strich über die spitzen Ohren des Wesens und setzte sich dann auf seinem Rücken. Als es aber die Zähne bleckte und gefährlich knurrte, sah Manion es wütend an. ,,Still, Nilian!" Dann sah er wieder zu ihr. ,,Sie mag Fremde nicht besonders." Lelaenia biss sich auf die Lippe und nickte, ging dennoch vorsichtig ein paar Schritte zurück. Nilian machte ihr schreckliche Angst. Und als Manion ihr deutlich machte, sich hinter ihm zu setzen, schüttelte sie hastig den Kopf.

,,Angst?", fragte er vorwurfsvoll und grinste provozierend. Genervt sah sie ihn an und dachte daraufhin an Mávros, welcher wenige Sekunden später ebenfalls landete. Mávros schien Nilian nicht besonders leiden zu können, weshalb er sich auch etwas weiter entfernt niederließ, um Lelaenia auf seinem Rücken zu lassen. Sprachlos starrte Manion Mávros an. ,,Das kann doch nicht möglich sein.", hauchte er ganz leise, sodass Lelaenia ihn nicht hören konnte. Manion verstand die Welt nicht mehr. Das, was er vor sich sah, konnte nicht möglich sein.

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