[ Flashback ]
"Hier ist euer privater Musiklehrer", grinste Mama uns an. Finn und ich schauten uns kurz an, bevor wir nickten. Es war eine Bestätigung, dass wir ihn beide schonmal ganz nett fanden.
"Ich bin Maik und werd ab heute ein bisschen öfter hier sein", grinste er nett und wir nickten.
"Also Alice du hast also eine Geige und Finn-", stolz präsentierte er seine Querflöte.
"Eine wunderschöne Querflöte", lächelte Maik und wir nickten. Er zeigte uns erstmal wie man die Instrumente hielt und dann schonmal wie man ein paar normale Noten spielen konnte. Das wiederholte sich immer. Immer und immer wieder kam er dreimal in Woche und zeigte uns die Grundlagen.
"Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist", eines Tages sagte Maik uns dies und beide verstanden wir nicht ganz, wie Musik reden können soll. Wir fragte zwar nach, doch er lachte einfach und sagte das wir uns das merken sollten. Irgendwann werden wir das wohl noch verstehen. Damit machten wir einfach weiter und ließen diesen Satz damit stehen. Bis zum Tag... Bis zu jenem Tag als er nichtmehr zu uns kamen. Bis dahin war der Satz in Vergessenheit geraten. Mama saß weinend auf dem Sofa. Vater kam spät Nachhaus. Die Stimmung war schlecht.
"Mama warum kommt Maik nichtmehr?", fragte wir sie vorsichtig und sie erschreckte sich kurz.
"Ich- ähm", sie seufzte und lächelte traurig zu uns hin.
"Genug mit Ausreden... Wir besuchen ihn morgen, ja?", dies erhellte unser Gesicht,
"Spielt doch für ihn ein Ständchen", sagte sie und Finn und ich lächelten begeistert von dieser Idee. Wir hatte ja schließlich auch ohne ihn ein wenig geübt. Wir studierten beide etwas ein und gaben uns auch noch selbst Tipps, was sich nicht so gut anhörte, wo wir uns verbessern mussten. Wir studierten beide was ein, doch als der Tag kam, als wir ihn besuchten, sind wir aber nicht zu einem Haus gefahren, sondern in ein Krankenhaus. Verwirrt folgten wir Mama durch die kahlen und weißen Flure. Ein Krankenhaus war nichts für uns. Dann blieben wir an einer Tür stehen. Mama sah uns von hinten an und lächelte leicht, bevor sie klopfte und mit uns rein ging.
"Maik, wir sind hier", grinste Mama und wir gingen zu seinem Bett. Geschockt hielt ich den Griff meiner Geigen-Tasche. Er hatte zwar ein Lächeln im Gesicht, doch dieses zeigte einfach nur Schmerz. Ich riss meine Augen auf und sah ihn einfach nur an. Er war blass und so dünn...
"Maik ist leider krank", erklärte Mama und ich ging langsam hinter Finn.
"Ihr wolltet ihm doch was vorspielen", versuchte Mama uns auf unsere Gedanken zu bringen. Finn nickte stolz und es war, als ob er vollkommen erwachsen war. Er verstand es und ging damit richtig um. Er beherrschte die Situation vollkommend.
Wir spielten unsere Stücke und trotz das ich dachte, dass Maik kaum Kraft mehr hatte, gab er uns noch Ratschläge und korigierrte uns.
Wir kamen ihn fast jeden Tag besuchen und er lauschte uns mit dem größten Vergnügen. Doch eines Tages sollte dies unser letztes Treffen sein. Er lächelte leicht und sah dann zu unserer Mutter. Unsere Mama wusste anscheinend was dies bedeutetete und ging zu uns. Sie nahm uns näher ans Bett und wir sahen Maik in seine Augen. Früher leuchteten sie vielmehr..."Das wird das letzte Mal leider sein, dass ihr hierhin kommen könnt", lächelte er leicht und ich sah ihn fragend an.
"Warum?", fragte ich und Finn stoß mir in die Seite, wobei ich ihn einfach nur komisch anschaute. Maik lachte und schluckte.
"Ich bin so froh und ich glaube der glücklichste Mensch, dass ich euch treffen durfte", ich lächelte und es war, als ob er der ersten Frage aus dem Weg ging, wobei ich dass kaum merkte.
"Spielt weiter, okay?", sagte er und ich schüttelte energisch den Kopf.
"Ich spiel doch nicht, wenn du mich nicht unterrichtest!", erklärte ich trotzig und er lächelte traurig.
"Das werd ich ab jetzt aber nichtmehr können", ich sah traurig auf den Boden.
Doch plötzlich legte er seine Hand auf meinen Kopf und streichelte diesen aufmunternd."Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist", sagte er und ich sah hoch zu ihm.
"Wisst ihr ihn noch?", lachte er und nahm die Hand runter. Finn und ich nickten kurz und sahen Maik an.
"Vergesst ihn nicht, ja?", lachte er und wir nickten.
"Ihr seid wirklich toll", nickte er.
"Also übt schön weiter und irgendwann spielt ihr wieder für mich, ja? Egal, wo ich bin, ich höre alles, okay?", grinste er und wir nickten energisch.
"Versprochen?"
"Versprochen!"
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Weinend sah Mama den großen Sarg hinterher, wie er langsam zur Erde ging. Daneben ein Bild von Maik. Ich wusste nicht, was genau passierte, doch ich musste einfach anfangen zu weinen, genauso wie Finn. Wir wurden noch in dem Bereich Tod von Menschen im dunklen gelassen, um uns vielleicht davor zu schützen, aber ich verstand jetzt, wie man jemanden so dolle vermissen konnte...
Egal wo er ist... das meinte er wohl damit...
Ich schniefte traurig und sah wie die Erde reingeschüttet wurde.
Als wir zusammen Zuhause ankamen, sah ich zu meiner Geige und hätte fast angefangen zu kotzen.. Ich packte sie in einer Ecke und dort stand sie erstmal...
Leer, unbenutzt und voller Erinnerungen an eine geliebte Person...
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Twins
Teen FictionAlice und Finn. Zwillinge, die sich Beide gegenseitig besser kennen, als sich selber. Sie haben das gleiche Schicksal und die gleichen Schmerzen erlitten. Aber keiner versteht, warum sie immer zusammen sind. Keiner versteht, warum Beide so leere...