Kapitel 20

333 25 0
                                    


Sometimes the eyes can say more than the mouth.

Als es zur Pause klingelte, sprangen wie gewöhnlich alle sofort auf und strömten aus dem Klassenraum.
Jeder wollte so schnell wie möglich raus auf den Schulhof, in die Cafeteria, oder wohin auch immer, hauptsache raus aus dem stickigen Klassenzimmer.
Normalerweise wäre ich auch einer der ersten gewesen, aber heute war mir nicht danach.
"Kommst du mit raus Tim?" fragte mich Noah, der wartend neben mir stand.
"Ne, vielleicht nächste Pause."
Er nickte nur kurz und verschwand dann mit den anderen aus dem Raum.
Ich schloss wieder meine Augen und genoss für einen Moment die angenehme Stille, die sich über den Raum legte, nachdem auch der letzte gegangen war.
Diese Stille wurde relativ schnell von einem rascheln neben mir unterbrochen, welches von Stegi stammte, der seine Blätter in seinen Ordner einsortierte.
"Hör auf mich ständig anzustarren."
sagte er plötzlich, ohne von seinen Sachen aufzusehen.
"Sorry." murmelte ich nur und schloss dann wieder meine Augen.
Ich hatte vorher nicht einmal bemerkt, dass er drinnen geblieben ist.
Irgendwie bin ich davon ausgegangen er würde auch raus gehen.
Aber wenn ich so darüber nachdenke ist es klar, das er drinnen geblieben ist.
Wir dürfen nicht oft im Klassenraum bleiben, aber wenn wir es mal dürfen, so wie jetzt, ist es logisch, dass er lieber hier alleine sitzt, als draußen auf der Bank.

"Du bist heute gekommen." stellte ich fest, sah ihn aber nicht wieder an. "Das hast du ja früh bemerkt. Sogar pünktlicher als du."
"Ich hab verschlafen, passiert halt mal. Du verschläfst doch auch die meiste Zeit des Unterrichts."
"Ja und.. das ist meine Sache. Hat mich bei dir aber nicht gewundert, dass du zu spät gekommen bist."
"Wieso?"
Er ließ sich mit seiner Antwort eine Weile Zeit, sodass ich zuerst wieder davon ausging, dass das Gespräch für ihn jetzt beendet ist.
"Weil du wie jemand aussiehst, dem alles scheiß egal ist. Wie jemand, der nur an sich denkt.
Hauptsache dein Leben ist perfekt, alles ist gut, der Rest interessiert dich nicht. Und das alles versteckst du hinter einem netten lächeln und ein paar oberflächlichen Worten, aber das merkt niemand, weil eigentlich eh niemand so wirklich zuhört." "Wenn du so empfindest, dann hast du keine wirklich gute Menschenkenntnis. So bin ich nicht."
"Vielleicht bist du so nicht, aber ich sehe dich so."
"Hast du jemanden der dir zuhört?" "Wie kommst du da jetzt drauf?" "Beantworte doch einfach meine Frage."
Wie erwartet antwortete er darauf nicht, also ging ich einfach davon aus, dass er niemanden hatte.

"Wenn du mich besser kennen lernen würdest, dann würdest du merken, dass ich anders bin als du denkst. Und du hättest jemanden der dir zuhört." "Danke für das tolle Angebot, aber ich verzichte." sagte er und man hörte deutlich den Spott aus seiner Stimme. "Irgendwann überlegst du's dir anders."
"Wieso bist du dir da so sicher?" fragte er und ich konnte seinen brennenden Blick auf mir spüren.
Ich zuckte nur nichtssagend mit den Schultern, die Augen hatte ich wie schon die ganze Zeit geschlossen.
Die letzten Minuten der Pause verbrachten wir schweigend und als es wieder klingelte und die anderen langsam nacheinander wieder in den Raum kamen, packte Stegi seine Sachen die er nicht mehr brauchte wieder zurück in seine Tasche.
"Du bist heute nicht so gut drauf oder?" fragte Noah, welcher sich gerade neben mich auf seinen Platz gesetzt hatte.
"Doch bin nur müde heute." sagte ich und wie zur Bestätigung, musste ich wieder gähnen.
"Achso. Was hast du am Wochenende so gemacht? Lukas hatte nur gesagt, dass du keine Zeit hast. Ich und die anderen haben uns ein wenig gewundert."
"Ich hatte doch erzählt, dass ein Freund von mir zu Besuch kommt. Ich hab ihm ein bisschen die Gegend gezeigt und im Kino waren wir."
"Achja stimmt. Freitag wollen wir wahrscheinlich wieder was bei mir machen, wenn du Lust hast, kannst du auch kommen."
"Ja, ich sag nochmal Bescheid, aber ich denke schon."
Unsere Unterhaltung wurde unterbrochen, als unser Lehrer ins Klassenzimmer kam.
Wir hatten heute zum Glück nur 6. Stunden, also noch vier die ich aushalten musste.

Die Stunden zogen sich hin wie Kaugummi und als ich nach der sechsten Stunde, zusammen mit den anderen, endlich das Schulgebäude verließ, war ich mehr als froh.
Ich rauchte am Eingang noch zusammen mit den anderen eine und machte mich dann zu Fuß zurück nach Hause, da Raffi und Tobi noch zusammen in die Stadt wollten.
Sie meinten zwar ich kann ruhig mitkommen, aber mir war heute einfach nicht danach.

Als ich nach ungefähr 30 Minuten zu Hause ankam, zog ich meine Schuhe aus und ließ mich dann auf unser Sofa fallen.
Meinen Rucksack stellte ich einfach neben mich auf den Boden.
Auch wenn der Unterricht und auch der Tag im Allgemeinen heute nicht besonders anstrengend oder stressig war, war ich trotzdem kaputt.
Mein Kopf dröhnte und als mein Handy dann noch einen lauten Nachrichtenton von sich gab, stöhnte ich entnervt auf.
Ich wollte doch für heute einfach nur noch meine Ruhe.
Ich ließ ein paar Minuten verstreichen, entsperrte dann aber doch mein Handy, um nach zu sehen. Raffael hatte mir geschrieben.

Raffi: Denk morgen an die Sachen fürs Referat, ich mache den Rest heute noch fertig, dann müssten wir eigentlich alles haben.

Tim: Ja, ich denke dran. Ich drucke dann auch noch ein paar Bilder aus, Handout und Lückentext bringe ich auch mit.

Raffi: Okay, super. Bis morgen.

Tim: Ja, bis morgen.

Ich legte mein Handy zurück auf den Tisch und schaltete dann den Fernseher ein.

Ich wusste nicht genau wie viel Zeit vergangen war, aber ich wurde durch einen Schlüssel in der Haustür wieder wach.
Müde rieb ich mir die Augen und ging dann in die Küche, um zu sehen, wer gerade gekommen ist.
Meine Mutter begrüßte mich mit einem Lächeln und nahm sich dann ein Glas Wasser.

„Wann hattest du heute Schluss?"
„Nach der sechsten schon."
„Du siehst total müde aus, hast du eben geschlafen?"
„Ja, ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen."

Sie schüttelte nur den Kopf und sah dann in den Kühlschrank.
„Dein Bruder übernachtet wieder bei einem Freund, wollen wir etwas zu Essen bestellen und dann einen Film anschauen?"
„Ja, klingt gut."

Wir entschieden uns dazu Pizza zu bestellen und als diese dann endlich ankam, setzten wir uns damit aufs Sofa und meine Mutter startete einen Film.
Genau das richtige um diesen Tag zu beenden dachte ich mir und biss in mein erstes Stück Pizza.

Stexpert - Don't give up (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt