Wie lange dauert es, bis eine gebrochene Seele wieder vertraut?Stegi blieb noch bis Mittwoch bei mir zu Hause und Donnerstag nach der Schule tauchte er nicht mehr bei mir auf.
Er war ohne etwas zu sagen früher von der Schule gegangen und hatte seine Sachen bei mir abgeholt.
Auch heute in der Schule ignorierte er mich wieder, so als wäre nie was gewesen.
Ich hatte ihm gestern noch eine Nachricht geschrieben, dass wir heute ca. gegen 15 Uhr los fahren würden.
Er hatte, ich hatte auch nichts anderes erwartet, nicht darauf geantwortet.
Wahrscheinlich würde er heute nicht kommen und meine gute Laune der letzen Tage, war schon lange verflogen.
Schlecht gelaunt quälte ich mich durch die letzten beiden Stunden und als es klingelte packte ich schnell meine Sachen ein und verschwand dann.Zu Hause angekommen, ging ich gleich nach oben und packte alles ein, was ich das Wochenende über brauchen würde.
Unter anderem packte ich auch notgedrungen ein paar Schulsachen ein, um meine Hausaufgaben machen zu können.
Ich bemerkte meine Mutter zuerst nicht, aber sie stand wohl schon eine Weile im Türrahmen und sah mir zu.
"Wann kommt Stegi denn?"
"Keine Ahnung."
"Aber er kommt doch?"
"Keine Ahnung."
"Warum weißt du das nicht?"
"Keine Ahnung, okay?" sagte ich jetzt etwas lauter.
Als würde es mich schon nicht so genug nerven, das er einfach nicht schrieb.
Das er sich nie meldet und mich einfach nicht an sich ran lässt.
Aber das behielt ich lieber für mich.
Meine Mutter nickte nur und ging dann wieder.
Ich packte in Ruhe den Rest meiner Sachen ein und setzte mich dann auf mein Bett.
Ich holte zum wahrscheinlich tausendsten mal an diesem Tag, mein Handy aus meiner Hosentasche und sah nach, ob ich eine Nachricht bekommen hatte.
Wie die Male davor, war auch diesmal keine Nachricht angekommen.Ich steckte mein Handy wieder weg und gerade als ich aufstehen wollte, kam Stegi in mein Zimmer und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.
Er lächelte mich kurz an, eigentlich war es nicht mal ein richtiges lächeln, nur ein zucken der Mundwinkel und schloss dann die Augen.
Er sah ziemlich kaputt aus, was mich ein wenig wunderte, er hatte schließlich fast die ganze Woche mehr als genug geschlafen, als er hier gewesen ist.
Aber selbst wenn ich fragen würde, würde er wahrscheinlich eh nicht antworten.
"Jungs kommt ihr runter, wir wollen los." rief meine Mutter und ein wenig widerwillig stand Stegi wieder auf und gemeinsam gingen wir runter.
Da mein Bruder auch noch einen Freund mitnahm, fuhren wir mit zwei Autos, um auch alles mit zu bekommen.
Also stiegen Stegi und ich bei meiner Mutter im Auto ein und sie fuhr auch gleich los.
Stegi schloss sofort wieder die Augen und es dauerte nicht lange, da schlief er auch schon ein.
Ich redete noch eine Weile leise mit meiner Mutter und als ich müde wurde, schloss ich ebenfalls die Augen.Ich wurde von einem starken Ruckeln wieder wach und müde setzte ich mich auf.
Wir fuhren gerade einen langen, holprigen Waldweg entlang und nach ein paar Minuten kam das Schild des Campingplatzes in Sicht.
Stegi neben mir schlief immer noch tief und fest und selbst als wir an unserem Platz anhielten und ich ihn versuchte zu wecken, kam keine Reaktion.
Ich beschloss ihn schlafen zu lassen und stieg zusammen mit meiner Mutter aus dem Auto.
Mein Vater hielt neben uns und die drei stiegen ebenfalls aus.
"Wir gehen uns mal anmelden, ihr könnt ja schon mal anfangen auszupacken. Ben baut euer Zelt bitte nicht zu weit weg auf." sagte meine Mutter und ging dann zusammen mit meinem Vater los.
Ich nahm die Tasche mit dem Zelt und machte mich dann auf den Weg.
Ich wusste schon genau wo ich es aufbauen würde.
Meine Eltern würden in dem Wohnwagen schlafen.
Dahinter führte ein Trampelpfad in den Wald rein, welchen ich jetzt entlang lief.
Es dauerte nicht lange da kam ich an einer kleinen Lichtung an.
Sie war nur ca. 5x5 Meter groß, was aber vollkommen ausreichte.
Ein weiterer Weg führte direkt runter zum See und meistens war an der Stelle auch niemand.
Moritz und ich haben jedes mal an dieser Stelle gezeltet.
Es war immer eine der schönsten Zeiten gewesen, auch wenn es jetzt schon ein paar Jahre her war.
Und es hatte sich auch nicht viel verändert, da die Eigentümer sogar die kleinen Wege und Plätze regelmäßig frei schneiden lassen.Nach ungefähr 15 Minuten hatte ich das Zelt aufgebaut und nahm die Tasche wieder mit zurück zum Auto.
Stegi saß mittlerweile nicht mehr darin.
Ich sah mich um und sah ihn ein Stück entfernt bei Ben und Liam stehen.
Er hatte wahrscheinlich beim Aufbauen geholfen.
Als er mich entdeckte kam er gleich auf mich zu und auch wenn er nicht lächelte, so wie ich es tat, sah er mich trotzdem freundlich an.
Immerhin ein kleiner Fortschritt.
"Ich wäre ja zu dir gekommen, aber ich wusste nicht wo du bist."
"Ja, alles gut. Ich hab das Zelt schon aufgebaut, wir müssen nur noch den Rest hin bringen."
Zu zweit nahmen wir alle Taschen aus dem Auto und gingen dann den schmalen Weg zu unserem Zelt lang.
"Es ist echt schön hier." sagte Stegi und drehte sich ein paar mal im Kreis, was mir ein kleines lachen entlockte.
Unser Zelt war ziemlich groß und eher rechteckig und man konnte knapp darin stehen.
Oder besser gesagt, Stegi konnte es, ich mit meiner Größe eher nicht.
Wir legten die beiden Luftmatratzen und unsere Decken und Kissen ins Zelt und das wichtigste in die Mitte.
Den Rest ließen wir im Vorraum.
Als es langsam dunkel wurde zündeten wir das Lagerfeuer an, was ein wenig dauerte und gingen dann wieder zum Wohnwagen.
Mein Vater hatte den Grill angemacht und wir nahmen uns beide etwas zu Essen und gingen dann wieder zurück, wo wir uns auf eine Decke vor das Lagerfeuer setzten.
Wir aßen eine Weile still und beschlossen danach noch Marshmallows zu machen.
Es machte mir nichts aus, nicht zu reden.
Ich hatte mich diese Woche an Stegis stille Art gewöhnt.
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Stexpert - Don't give up (pausiert)
FanfictionEine neue Stadt. Neue Freunde. Endlich die Chance auf einen Neuanfang. Alles was war, hinter sich lassen. Das ist alles, was Tim sich wünscht. Doch seine Vergangenheit kann man nicht so leicht abschütteln und diese erdrückende Leere, die sich förm...