Kleine Warnung, Kapitel könnte für einige vielleicht etwas triggernd sein, also wer mit sexueller Gewalt nicht klar kommt, sollte das nicht lesen.Ich erinner' mich noch, als ich am Boden lag. Ich hab' nach Hilfe geschrien, an diesem toten Tag.
Er hatte lauter Kratzer im Gesicht.
Sein rechtes Auge war ein wenig angeschwollen und bereits blau unterlaufen.
Seine Lippe war aufgeplatzt, man sah noch das getrocknete Blut, welches er sich noch nicht richtig weg gewischt hatte.
Seine Nase musste ebenfalls stark geblutet haben.
Als er seine Jacke auszog, bestätigte sich mein Verdacht, denn auch sein graues T-shirt war voller Blut.
An seinen Armen hatte er lauter blaue Flecken, an seinem Hals auch.
Genau wie damals, nur diesmal schlimmer.Ich wusste nicht was ich machen sollte und er schüttele nur müde den Kopf.
"Ich gehe kurz duschen." sagte er und seine Stimme war leise und kratzig.
So als hätte er geschrien.
Als seine Augen meine trafen erstarrte ich erneut.
Es war nichts mehr von ihm übrig.
Das glitzern, was in den letzen Monaten wieder mehr geworden ist, war verschwunden.
Sie waren kalt und leblos.
So voller Trauer, so als wäre seine Seele jetzt endgültig zerbrochen.
Alles was ich so mühsam wieder aufgebaut hatte, war verloren.
Ich stand wieder am Anfang, nur das er diesmal nicht vor mir weg lief.
Diesmal war er hier, um sich vor allen anderen zu verstecken.
Er wusste, das er bei mir sicher ist, aber würde diese Angst in ihm jemals wieder verschwinden?
Ich stand langsam auf und ging dann einen Schritt auf ihn zu.
Er zuckte so heftig zusammen, das ich wieder zurück ging.
Er murmelte irgendwas, was ich nicht verstand, nahm sich dann Sachen aus meinem Schrank und verschwand im Badezimmer.Jetzt war ich mir sicher, das ich wieder am Anfang stand.
Aber vielleicht musste er sich auch erstmal etwas beruhigen, das was heute passiert ist verarbeiten.Ich setzte mich auf meine Fensterbank und öffnete dann das Fenster, um die kühle Nachtluft rein zu lassen.
Aber was war passiert?
Hat sein Vater ihn verprügelt?
Mit Sicherheit schon, aber ist noch etwas anderes passiert?
Ich musste wieder an John denken und in mir stieg erneut Wut hoch.
Wie er ihn angesehen hatte.
Dieser Blick würde mich wahrscheinlich noch im Traum verfolgen.
Ich zündete mir eine Zigarette an und sah gedankenverloren aus meinem Fenster.Es dauerte fast eine Stunde, bis er wieder aus dem Bad raus kam.
Er ging langsam auf mich zu und setzte sich dann gegenüber von mir, auf die Fensterbank.
Er zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und sah mich dann einfach stumm an.
Er hatte sich zwar beruhigt, auch wenn seine Hand zitterte, aber seine Augen waren immer noch kalt und leer.
Ich konnte seinem stechenden Blick nicht stand halten und sah auf meine Hände.
Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich zog meine Strickjacke etwas enger um mich.
Als ich wieder aufsah, da sah er mich noch immer an.
Und wieder konnte ich nicht anders, als schnell weg zu sehen.
Zu real war dieser Schmerz.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich sein Gesicht noch etwas mehr verdunkelte und er dann den Blick endlich von mir abwand.
Schuldgefühle machten sich in mir breit.
Ich hatte ihm gesagt, das ich ihn lieben würde und jetzt konnte ich ihm nicht einmal in die Augen sehen, geschweige denn mit ihm reden.
"Tut mir leid." sagte ich leise.
Er blieb eine Weile still, bevor er antwortete.
"Muss es nicht. Ich glaube ich könnte mich auch nicht ansehen." seine Stimme war brüchig, alles Leben war aus ihr verschwunden.
Ich schluckte schwer und wusste erneut nicht was ich sagen sollte."Aber was mich wundert, wie kommt es, das dir die Worte fehlen. Du hast immer was zu sagen."
Er sagte das nicht abfällig, es war einfach eine Feststellung.
Und es stimmte ja auch.
Aber vielleicht hatte ich heute einfach schon zu viel gesagt.
"Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, wahrscheinlich wäre alles davon falsch."
Ich sah ihn kurz an, aber sein Blick glitt einfach durch mich hindurch, so als wäre ich gar nicht da.
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Stexpert - Don't give up (pausiert)
FanfictionEine neue Stadt. Neue Freunde. Endlich die Chance auf einen Neuanfang. Alles was war, hinter sich lassen. Das ist alles, was Tim sich wünscht. Doch seine Vergangenheit kann man nicht so leicht abschütteln und diese erdrückende Leere, die sich förm...