Kapitel 44

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Manchmal ist es schwer von alten  Gewohnheiten abzulassen, aber es kann vieles verändern.

"Wo ist denn mein Pullover?"
"Woher soll ich das denn wissen?"
"Hast du nicht gesehen, wo ich ihn gestern hingelegt habe?"
"Also jetzt mal ehrlich Raffi, ich achte nicht den ganzen Tag darauf, wo du deine Sachen hin schmeißt."
"Der muss doch hier irgendwo sein." rief er aufgebracht und schmiss ein paar der Sachen durch die Gegend.
"Also das macht es jetzt auch nicht besser."
"Vielleicht solltest du es mal mit aufräumen versuchen."
"Dir ist schon klar, dass das meiste was hier rum liegt von dir ist."
Ich sah ihn nur genervt an und schmiss ihm dann seinen Pullover zu, welcher bis eben noch auf der Lehne meines Drehstuhls gehangen hat.
Heute war Freitag und Raffael hatte die ganze Woche hier übernachtet.
Ich hatte ihn zwar gerne hier, aber er war definitiv nicht der ordentlichste und so langsam waren wir beide genervt, vom jeweils anderen.

Als wir endlich soweit fertig waren, stiegen wir ins Auto und fuhren dann los zur Schule.
"Weißt du schon was wir heute Abend machen?" fragte Raffael und sah mich kurz an, bevor er wieder nach vorne auf die Straße sah.
"Also was ich mache weiß ich, was du machst, keine Ahnung."
"Machen wir heute Abend nichts zusammen?"
"Ich wollte mit Leon ins Kino, du kannst natürlich mit kommen, aber ich denke wir brauchen mal ein paar Tage Pause."
"Machst du etwa Schluss mit mir?" fragte er weinerlich, fing aber im nächsten Moment an zu lachen und ich stimmte mit ein.
"Nein du hast Recht, so langsam sollte ich mal wieder zu Hause schlafen."
"Ja und ich sollte wohl mal wieder aufräumen."
"Ja das wäre wohl ne gute Idee."
"Anderes Thema, redest du heute mit Tobi?"
"Ich weiß nicht. Hast du denn vor mit Noah zu reden? Oder vielleicht mit Finn?"
"Wenn du mit Tobi redest, dann rede ich auch mit Noah. Abgemacht?"
"Okay, abgemacht."
Wir waren jetzt an der Schule angekommen und gingen zusammen rein in den Klassenraum.
Wir hatten uns dazu entschieden nach der letzten Stunde mit den anderen zu reden.
So konnte ich danach gleich nach Hause, wer weiß was passieren wird.
Vielleicht rastet Noah ja wieder aus, wie beim Letzten mal.

Die Stunden hatten sich nur zäh dahin gezogen und als es jetzt nach der sechsten Stunde klingelte, fing mein Herz an zu rasen.
Ich war ziemlich aufgeregt, denn einerseits wollte ich mich ja wieder mit Noah vertragen, aber andererseits war ich immer noch ziemlich sauer auf ihn.
Aber er ist wahrscheinlich ebenfalls noch, mehr als nur ein bisschen, sauer auf mich.
Jedenfalls hat das die letzten Tage den Eindruck gemacht.

Beim Rausgehen rief Leon mich, weshalb ich vorm Eingang stehen blieb, Noah aber im Auge behielt, damit ich ihn nicht verpasse.
„Weißt du schon, wann du heute kannst?"
„Also der Film fängt ja um 20 Uhr an, ich denke wir sollten so um sieben los. Du kannst aber schon so um sechs zu mir kommen wenn du willst."
„Ja, dann mache ich das. Ich schreib dir später einfach nochmal, ja?"
„Ja klar mach das, bis später."
„Ja bis dann." sagte er noch und ging dann.
Noah war auch gerade dabei zu gehen, weshalb ich schnell hinter ihm her lief und ihn rief.
Entnervt hielt er an und drehte sich dann zu mir um.
„Was willst du? War es nicht deutlich genug, als ich gesagt habe, dass ich nicht mehr mit dir reden will?"
„Doch schon, aber ich will mich bei dir entschuldigen. Es tut mir Leid, was ich alles gesagt habe."
„Ach es tut dir leid? Das kommt aber plötzlich."
„Ja, ob du's glaubst oder nicht, es tut mir leid. Das war scheiße von mir, aber du musst mich doch auch ein bisschen verstehen."
„Was soll ich denn deiner Meinung nach verstehen?"
„Das ich mit Stegi befreundet bin. Ich mach das nicht, um dich oder einen von den anderen zu verletzten, ich mach das alles nur für Stegi."
„Ach jetzt seid ihr auf einmal Freunde? Weißt du es ist mir eigentlich ganz egal für wen du das machst."
„Ja sind wir. Also vielleicht noch nicht so wirklich, aber immerhin auf einem guten weg."
„Na dann, schön für euch."
„Er macht das nicht, um dich zu verletzen. Aber er braucht jemanden und ich versuche dieser jemand zu sein. Es gibt einen Grund warum er so ist und ich will herausfinden warum. Interessiert es dich denn gar nicht?"
„Natürlich interessiert es mich, aber ich habe es lange genug versucht, irgendwann reicht es."
„Ja, das verstehe ich, aber ich will nicht aufgeben und ich will, dass du das akzeptierst. Ich mag dich und ich will, das wir wieder Freunde sind."
„Das ist aber nicht so einfach. Wie soll ich dir denn jetzt bitte noch vertrauen?"
„Das hat doch nichts mit vertrauen zu tun. Ich habe dir nichts hoch und heilig versprochen, du hast mir nur gesagt ich soll ihn in Ruhe lassen. Es war ein gut gemeinter Rat, den ich ganz einfach nicht befolgt habe."
„Ja Tim, so kann man es natürlich auch sehen." sagte er und lachte kurz spöttisch auf.
„Ach komm schon, so ist es doch auch. Sieh doch einfach drüber hinweg. Du hast dich dazu entschieden Stegis Entscheidung, oder wie auch immer man das nennen soll, zu akzeptieren und das ist okay. Aber du kannst mich doch nicht dafür verurteilen, mit ihm zu reden. Ich will sein Freund sein, egal wie lange es dauert und egal wie schwer es wird, das ist meine Entscheidung und die steht fest."
Noah atmete hörbar aus und biss sich dann auf seiner Unterlippe herum.
„Weißt du was, ich mag dich auch. Ich hab's dir zwar schon mal gesagt, aber ich sage es jetzt einfach nochmal, du passt gut in unsere Gruppe rein. Ich will auch weiterhin mit dir befreundet sein und irgendwie bewundere ich dich auch ein wenig dafür, dass du nicht aufgeben willst. Aber ich brauche auch ein wenig Zeit, um mit der ganzen Sache klar zu kommen, okay?"
„Ja das ist okay, da ist alles was ich hören wollte, mehr habe ich gar nicht erwartet."
„Okay, dann ist gut. Wir sehen uns Montag."
„Ja, bis Montag." sagte ich noch und ging dann los, um endlich nach Hause zu kommen.



Stexpert - Don't give up (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt