Kapitel 71

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Ich atme tief ein und sage nichts, denn leise sein schadet nicht.

Stegi und ich lagen still nebeneinander in meinem Bett.
Er hatte seinen Kopf auf meine Brust gelegt und ich fuhr ihm gedankenverloren mit der Hand immer wieder durch die Haare.
Man merkte, wie schwer es ihm fiel so ruhig neben mir zu liegen, aber ich freute mich, das er es trotzdessen tat.

Es war mittlerweile fast 18 Uhr.
Wir hatten heute schon den ganzen Tag im Bett verbracht, obwohl meine Mutter mehrfach versucht hatte, uns zum aufstehen zu bewegen.
Wir hatten auch das Frühstück und Mittagessen ausfallen lassen.
Ich hatte zwar wirklich Hunger gehabt und ich bin mir fast sicher Stegi auch, aber ich wusste er wollte nicht runter.
Meine Mutter hatte ihn gestern Abend zwar kurz gesehen, aber wie sollten wir sein aussehen erklären?
Ich hatte wirklich Glück, das meine Mutter so feinfühlig war und mir Zeit ließ mit einer Erklärung.
Ich dachte noch eine Weile darüber nach, was ich ihr sagen könnte, da klopfte es.
Als hätte sie gemerkt, das ich über sie nachdenke, stand sie auch schon in der Tür.
Wir machten uns nicht die Mühe unsere Position zu verändern, sie schien es auch nicht im geringsten zu stören.

"Wollt ihr nicht langsam mal aufstehen? Wir wollen jetzt grillen, es wäre schön wenn ihr auch runter kommt."
"Bei dem Wetter?" fragte ich und sah dann aus dem Fenster.
Die Sonne schien, es war fast Winter und die Sonne schien.
Geschlagen nickte ich ihr zu und dann ging sie wieder.
Ich sprang aus dem Bett und streckte  mich dann ausgiebig.
Stegi brauchte ein wenig länger, er ächzte kurz als er sich aufsetzte und stand dann auch langsam auf.
Ich sah ihn besorgt an und ging dann zu ihm.
"Willst du nicht doch lieber zum Arzt?
Was wenn irgendwas gebrochen ist?"
"Ach Quatsch, es ist alles gut." sagte er nur.
"Das bezweifle ich zwar, aber gut.
Was soll ich denn meiner Mutter sagen?"
"Keine Ahnung, sag ihr einfach wieder, das war jemand aus der Schule."
"Ich will sie nicht schon wieder anlügen."
"Was willst du ihr denn sonst sagen? Ich glaube nicht, das sie das auf sich beruhen lässt. Guck mich doch mal an."
Ich brauchte ihn nicht genau ansehen, um zu wissen, das er noch schlimmer als gestern aussah.

"Ich muss ihr die Wahrheit sagen."
"Das kannst du nicht."
Er sah mich panisch an und seine Augen fingen an zu glitzern.
Er sah so verzweifelt aus, wie ich mich in diesem Moment fühlte.
"Du kannst nicht wieder nach Hause, also muss ich ihr die Wahrheit sagen. Damit du hier bleiben kannst."
"So einfach ist das aber nicht."
"Sie mag dich. Alle aus meiner Familie mögen dich, es wäre bestimmt kein Problem wenn du hier bleibst. Und bald wirst du 18, dann musst du nie wieder nach Hause."
"Sag ihr die Wahrheit wenn du das willst, aber ich werde nicht zur Polizei gehen, ich habe keine Beweise gegen ihn und auch nicht gegen John. Am Ende wird es nur noch schlimmer als jetzt."
Ich nickte und dann zogen wir uns um, damit wir runter gehen konnten.

Als Stegi und ich die Terasse betraten landeten die Blicke meiner Mutter und meines Vaters auf Stegis Gesicht.
Ich wusste meine Mutter würde es hier nicht ansprechen, weshalb ich meinen Vater warnend ansah.
Er runzelte die Stirn, aber nickte dann kaum merklich.
Er widmete sich wieder dem Grill und meine Mutter fing an den Tisch weiter zu decken.
Stegi stand unschlüssig neben mir, er war nervös.
"Warum gehst du nicht zu Ben und spielst mit Marley? Ich helfe beim Tisch decken."
Er nickte schnell und ging dann zu Ben und setze sich neben ihn ins Gras.

Seufzend folgte ich meiner Mutter in die Küche.
"Tim setzt dich bitte."
Ich schluckte schwer und setzte mich dann gegenüber von ihr an den Tisch.
"Waren das wieder die Jungs aus der Schule?"
Ich erwischte mich bei dem Gedanken, einfach genau das zu sagen, aber dann würde sich nichts ändern, oder wohlmöglich noch schlimmer werden.
"Nein, das war sein Vater."
Meine Mutter sah mich geschockt und ungläugbig an.
"Es war immer sein Vater, auch die Male davor, aber das weiß ich erst seit gestern.
Als ich dabei war und es selbst miterlebt habe.
Seit seine Schwester und seine Mutter gestorben sind, ist er nicht mehr derselbe. Er trinkt und gibt Stegi die Schuld an ihrem Tod. Irgendwann hat er dann angefangen ihn zu schlagen, immer und immer schlimmer.
Und gestern ist es eskaliert.
Mama ich weiß, das ist eine große Bitte, aber kann Stegi hier bei uns bleiben? Bis er 18 ist und dann sehen wir weiter.
Aber er kann da nicht nochmal hin, dann bringt sein Vater ihn irgenwann um, da bin ich mir sicher."

Mir liefen die Tränen übers Gesicht, die ich jetzt einfach nicht mehr zurück halten konnte.
Ich war so verzweifelt, ich konnte ihn einfach nicht wieder da hin lassen.
Nie wieder.
Meine Mutter stand auf und ging dann um den Tisch rum, um mich in den Arm zu nehmen.
"Tim, das willst du jetzt vielleicht nicht hören, aber er kann nicht einfach so hier bleiben. Was wenn sein Vater ihn sucht und zur Polizei geht?
Das sollten wir am besten auch tun, um ihn anzuzeigen."
"Nein nicht zur Polizei. Es gibt doch gar keine Beweise und selbst wenn, dann muss er in ein Heim.
Oder in eine Pflegefamilie und das können wir ihm doch nicht antun.
Sein Vater wird ihn nicht suchen, er ist doch nicht dumm.
Er weiß, das ich meinen Mund nicht halten werde, er hat doch schließlich einen Ruf zu verlieren.
Und in ein paar Monaten ist er 18, dann ist es egal wo er wohnt."
Meine Mutter sah mich unschlüssig an und es bildeten sich Falten auf ihrer Stirn.
"Ich werde mit deinem Vater reden, wenn er einverstanden ist, kann Stegi bleiben. Wir haben ja schließlich noch das Gästezimmer. Auch wenn ich nicht glaube, das er da oft schlafen würde."
Bei ihren letzten Worten sah sie mich durchdringend an, ich war mir sicher, sie wusste, das da etwas zwischen uns ist.
Wobei ich nicht einmal selber wusste was es war, oder worauf das zwischen uns hinaus laufen würde.

"Danke Mama." sagte ich und nahm sie dann fest in den Arm.
"Wie gesagt, ich muss noch mit deinem Vater reden. Ich kann das nicht alleine entscheiden."
Ich nickte, nahm mir dann die letzten Sachen und ging zurück auf die Terrasse.
"Papa, gehst du bitte mal rein? Mama will mit dir reden."
Er ging ohne ein Wort rein und ließ mich nervös zurück.

Mein Blick fiel auf Stegi und Ben, die immer noch im Gras saßen.
Ich ging zu ihnen und ließ mich neben Stegi fallen.
Er sah mich etwas ängstlich an, aber ich lächelte ihm nur kurz aufmunternd zu.
Marley lag zwischen uns im Gras und Oskar hatte es sich auf Stegis Schoß bequem gemacht.
Es war so friedlich und ich wünschte mir, es könnte immer so sein.

Also ich habe mich jetzt dazu entschieden noch ein paar Kapitel zu schreiben, denn ein bisschen sollte ohnehin noch kommen.
Damit es schließlich auch ein richtiges Ende wird.😊😅
Und ob ich dann einen zweiten Teil schreibe entscheide ich ganz spontan, eigentlich sind nämlich ein paar andere Geschichten in Planung.
Trotzdem Danke für euer Feedback, Kommentare freuen mich immer sehr.😊💖

Stexpert - Don't give up (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt