Kapitel 50

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Warum fühlt sich falsches manchmal so richtig an und warum ist das richtige so kompliziert?

Völlig überfordert damit, das Killian vorne stand, stöhnte ich auf und sah schnell auf meine Hände.
Das konnte doch jetzt wirklich nicht wahr sein.
Er war bestimmt auch nicht begeistert mich zu sehen, schließlich bin ich einfach gegangen.
Ich konnte Noahs fragenden Blick auf mir spüren, ignorierte ihn aber.

Als Killian sich in Bewegung setzte, um sich auf einem freien Platz in der dritten Reihe niederzulassen, hob ich meinen Blick langsam wieder.
Zu meiner Verwunderung lächelte er mich an, bevor er sich hin setzte.
Ganz normal, als wäre nichts passiert zwischen uns.
So als wäre ich nicht wie ein totaler Arsch abgehauen und hätte ihn sitzen lassen.
Ich war mehr als erleichtert darüber, dass er anscheinend nicht sauer auf mich war.
Mein Lehrer fing an unser neues Thema zu erklären und schrieb dazu an der Tafel.
Ich nutzte die Chance und holte schnell mein Handy raus, um Raffael zu schreiben.

Ich schrieb ihm einfach nur knapp, dass das der Killian ist und wartete dann gespannt auf eine Antwort.
Er sah fast sofort auf sein Handy, aber anstatt mir zu antworten, drehte er sich zu mir um und sah mich mit offenem Mund an.
Ich versuchte ihn mit einem Blick klar zu machen, dass er sich nicht so auffällig verhalten soll und anscheinend verstand er mich, denn er drehte sich wieder um und tippte schnell auf seinem Handy herum.
Es dauerte nicht lange, da kam seine Nachricht an.

Raffael: Nicht dein Ernst oder? Das kann doch gar kein Zufall sein.
Tim: Doch mein voller Ernst. Ich glaube es kann im Moment wirklich nicht mehr schlimmer werden.
Raffael: Sehs doch mal positiv..
Tim: Und wie?
Raffael: Er sieht gut aus und er hat dich angelächelt.
Tim: Und keiner außer dir weiß über mich Bescheid.
Raffael: Oh stimmt

Ich steckte mein Handy schnell wieder weg, da mein Lehrer aufgehört hatte an die Tafel zu schreiben und anfing Zettel zu verteilen.
Einen ganzen Stapel an Aufgaben, den wir bearbeiten sollten und den Rest mussten wir bis morgen zu Hause machen, wenn wir es hier nicht schaffen.
Super, da habe ich ja was auf das ich mich richtig freuen kann, dachte ich mir im Stillen entnervt.
Noah sah ebenfalls nicht besonders begeistert aus.
Wir fingen beide an, um wenigstens einen Teil zu schaffen.

Kurz vor Ende der Doppelstunde riss Noah mich aus meinen Gedanken, indem er plötzlich wieder anfing zu reden.
„Das kann doch echt nicht sein Ernst sein. Das dauert doch den ganzen Tag das zu Hause zu Ende zu machen. Denken die echt wir haben kein Leben außerhalb?" beschwerte er sich.
„Doch wissen sie und ich glaube gerade deswegen machen die das."
„Hast du Lust den Rest heute Nachmittag zusammen bei dir zu machen?"

Etwas verwundert über seine Frage dauerte es ein wenig bis ich ihm antwortete.

„Äh ja, wenn du willst."

Er merkte bestimmt, dass ich mich wunderte, aber er sagte nichts.
Er nickte nur und meinte dann, dass er ja gleich nach der Schule mit zu mir kommen kann.

Als es zur Pause klingelte sprangen alle erleichtert auf und zusammen mit den anderen ging ich auf den Hof.
Wir standen wieder alle zusammen, sogar Finn hatte sich dazu gestellt, wenn auch im größtmöglichen Abstand zu Noah.

„Leon du siehst immer noch total scheiße aus." unterbrach Finn die Stille, die sich über unsere Gruppe gelegt hatte, da niemand wirklich wusste worüber er gefahrlos reden konnte.
Keiner wollte ausversehen ein sensibles Thema ansprechen.
„Danke Finn, du übrigens auch."
„Quatsch, ich sehe immer gut aus." sagte Finn überheblich.
„Am besten war immer noch, wie Leon zum Tisch zurück gekommen ist und meinte wir sollen lieber nicht auf Klo gehen, weil da jemand gekotzt hat, dabei war er das selber." mischte sich jetzt auch Tobi ein und wir brachen in schallendes Gelächter aus.
„Hat er das echt gesagt?" fragte Finn, nachdem er sich beruhigt hatte.
„Leute klärt uns mal auf, wir haben keine Ahnung über was ihr redet." sagte jetzt Lukas und Noah und Raffael stimmten ihm zu.

„Wir waren am Freitag spontan feiern, einfach mal abschalten." sagte Finn trocken und sah dabei kurz zu Noah, welcher starr auf seine Schuhe sah.

Die anderen redeten weiter über den Abend, wo wir waren etc. aber meine Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf etwas ganz anderes.

Killian stand unschlüssig in der Nähe des Eingangs und sah ab und zu verstohlen zu mir rüber.
Ich schluckte leer und ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper.
Ich wusste was ich jetzt wollte, aber ich konnte ja schlecht einfach zu ihm hingehen und ihn mitten auf dem Hof abknutschen.
Mitten auf dem Hof nicht aber woanders schon, dachte ich mir und musste ein grinsen unterdrücken.
„Leute bis später." sagte ich zu den anderen, da wir noch eine Weile Pause hatten und ging dann in Killians Richtung.
Die anderen sahen mich fragend an, als ich ging, aber keiner sagte etwas.

Ich ging schnell auf Killian zu und als ich knapp neben ihm war, sagte ich ihm er soll mitkommen und ging dann zielstrebig weiter.
Erst als ich hinter der Sporthalle ankam, hielt ich an.
Er sah mich kurz fragend an und machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber dazu kam er nicht, denn ich drückte ihn schon gegen die kalte Mauer und legte meine Lippen fordernd auf seine.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, da erwiderte er den Kuss und fuhr mir mit seinen Händen durch die Haare.
Ich drückte ihn fester gegen die Wand und fuhr ihm mit der Hand unter das Shirt.
Er stöhnte in den Kuss hinein, was mich keinesfalls kalt ließ.
Als ich mich wieder erinnerte, wo wir waren, drückte ich ihn schweratmend von mir weg.
Sein Blick war vernebelt und er sah mich ziemlich verwirrt an.

„Verschwindest du jetzt gleich wieder?" fragte er auch schon prompt.
Er war also doch sauer deswegen, wenn auch nur ein bisschen.
„Das tut mir leid, ich weiß ich war ein Arsch, aber ich verschwinde nicht wieder. Jetzt wo du in meine Klasse gehst, geht das ja auch schlecht." sagte ich grinsend, um die Stimmung ein wenig zu lockern.
Er grinste mich ebenfalls an und erneut lagen seine Lippen auf meinen.
Erst als es klingelte lösten wir uns wiederwillig voneinander und gingen dann langsam in Richtung Klassenraum.
Ich versuchte noch meine Haare wieder in Form zu bringen, was aber wahrscheinlich nicht besonders gut klappte und ging dann hinter Killian in den Raum.
Dass es nicht klappte, wurde mir bewusst, als Raffael mich entgeistert anstarrte.

Ich ignorierte ihn und ging dann schnell auf meinen Platz.
Ich hoffte einfach, dass die anderen nichts bemerken würden und zum Glück sah mich auch keiner der anderen an.




Stexpert - Don't give up (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt