Jäger und Gejagte- Teil 2

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Eluréd

Die Zeit schien zu stehen.
Es hätten Stunden sein können in denen er in der Luft war, oder auch nur einen Herzschlag lang.

Für Eluréd hatte das keine Bedeutung. Er hatte auch keinen Plan.
Es ging nur darum, den Ring zu schützen, seinem Bruder zu helfen, sie aufzuhalten.
Seine gewöhnliche vorsichtige Art hatte hier keinen Platz.

Er landete genau auf dem letzten Nazgul. Eluréd stand nun hinter diesem Dämon auf dessen Pferd, unbeabsichtigt, doch nicht unvorteilhaft.

Bevor der Ringgeist in irgendeiner Weise auf diese Überraschung reagieren konnte, setzte Eluréd den einzigen Plan in die Tat um, der ihm einfiel :

Er packte sein Schwert an der Spitze, legte es dem Nazgul um den Hals und riss ihn mit aller Kraft zurück. Das Pferd bäumte sich auf, und sie beide stürzten zu Boden.

Die anderen beiden hatten ihre Reittiere mittlerweile gewendet und ritten auf Eluréd und ihren gefallenen Kumpanen zu. Beide standen inzwischen wieder. Der gestürzte Nazgul hatte ebenfalls seine Klinge gezogen und saß nun zwischen seinen Gefährten wieder fest im Sattel. Sie fixierten ihn, jedenfalls sah es so aus.

Nun hatte Eluréd ihre geballte Aufmerksamkeit. Wie er es gewollt hatte. Nur gab es ein anderes Problem: Die Nazgul hatten immer noch den Senkenausgang im Rücken. Sie konnten jederzeit Wenden. Das musste er verhindern.

"Ihr seid weit fort von Mordor! Seid ihr allein zu schwach, dass ihr im Rudel angreift, Nazgul?" Rief er mit spöttelnder, selbstbewusster Stimme.

Einen Nazgul zu verhöhnen war so ziemlich das dümmste, was man tun konnte, doch eine andere Möglichkeit sah er nicht.

Und tatsächlich gingen sie darauf ein:
"Ein Waldläufer! Du kämpst gegen den Tod, Wicht! Du kannst dich der Macht Mordors nicht widersetzen!"
Dabei lachten sie, kalt und schrill.
Dann gingen sie zum Angriff über.
Mit gesenkten Klingen preschten sie die wenigen Meter auf Eluréd zu.

Darauf hatte er gewartet. Bevor sie ihn erreicht hatten sprang er zur Seite weg und rannte an ihnen vorbei.
Sie wendeten ihre Pferde, um ihn nicht aus dem Blick zu verlieren...

Und sahen ihn genau am schmalen Ausgang der Senke stehen, mit gezücktem Schwert, kampfbereit und furchtlos. "Ihr sagtet ich könnte mich euch nicht widersetzen!" Schrie er "Und doch tue ich es!" Es gab keine Möglichkeit an dieser schmalen Stelle, in irgendeiner Weise auszuweichen. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu kämpfen.

Doch Als sie erneut auf ihn zuritten erkannte Eluréd, dass ein Sieg in diesem Kampf aussichtslos war.
Sie waren beritten, in der Überzahl und auch noch unsterblich.
Sein eigener Tod schien unausweichlich.

Jeder andere hätte in diesem Moment verzweifelt, doch Eluréd war darüber hinaus.

Sein Geist war leer, weder Furcht noch Verzweiflung hatten Platz darin.
Er spürte nur noch die Dringlichkeit ihres Auftrags, seine Angst um Elurín und die Sorge was geschehen würde., wenn er seine Feinde nicht aufhielt, wenigstens für einen kurzen Moment.

Erneut blieb die Zeit stehen.
Sein Blickfeld verengte sich.
Das einzige exsistierende auf dieser Welt waren er und die Nazgul, alles andere hatte er vergessen.

Sie kamen näher und immer noch spürte er keine Furcht. Das gab es nicht mehr. Sie wollten seinen Tod und er wusste das, doch nahm er es hin. Er würde kämpfen. Er würde den Halblingen Zeit verschaffen. Alles andere war völlig belanglos.

Dann hatten ihn die Nazgul erreicht und der Kampf begann. Eluréd war in einer Art Trance, weshalb er den Großteil des Kampfes instinktiv focht, doch er blieb stehen, unerschütterlich wie ein Berg und wehrte seine übermächtigen Gegner ab.

Die Wächter der 9 GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt