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Erst einmal ein riesiges Danke, an alle, die diese Geschichte unterstützen und Freude daran haben!

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Viel Spaß beim Lesen dieses kleinen Dankeschöns!

Der Tod eines Helden

Es war wahrhaftig ein Krieg des Zorns . Andún hatte schon in vielen Schlachten gekämpft, aber noch nicht in einer von solchem Ausmaß. Aber es war seine Pflicht, hierzusein. Es war seine Plicht, die freien Völker zu verteidigen.

Er focht inmitten von Elben. Es waren Grünelben, es war seine Sippe, unter der er kämpfte. Sie waren geschockt gewesen, als sie ihn sahen, ihn, den sie seit langem für tot hielten.

Doch er war nicht gekommen, um wieder unter ihnen zu leben.
Andún war nur gekommen, um in dieser letzten Schlacht für seine Heimat zu kämpfen.
Danach würde er zurückkehren- zurück zu Diors Söhnen, die er seit der Plünderung Menegroths ausbildete.

Die Schlacht wurde wilder.
Das Drachengebrüll über ihnen war so laut, dass es sogar den Kampflärm übertönte. Neben ihm kämpften und starben Elben, Menschen und Orks, die diese Felder mit dem Blut des jeweils anderen tränkten.

Aber sie hatten die Oberhand. Egal, welche Bestien Morgoth geschickt hatte oder noch schicken würde, egal wie groß sein Heer war- sie würden gewinnen. Und das war kein Wunsch,  das war eine Tatsache. Andún gab nichts auf Wünsche. Es zählte nur das Ziel und der Weg um es zu erreichen. Und ob man das schaffte war eine Tatsache. 

Die Orks wurden unruhig .Man sah es ihnen an, man sah es auch den Menschen an, die neben diesen Bestien kämpften. Sie sahen ein,dass sie verlieren würden. Und dennoch flohen sie nicht. Noch nicht. Noch fochten sie mit der Hoffnung, dass Morgoths Macht doch noch siegen würde.

Dann würden sie fliehen.

Dann, Wenn sie erkannten, dass die Macht Valinors die Thangorodhrims bereits weit überstieg.
Also tobte die Schlacht weiter. Andún war ein Sturm aus Stahl und Blut, ein Fleisch gewordener Rachegott. Er hatte keine großartig polierte Rüstung oder Juwelen in seinem blutverkrusteten Schwert, die ihn so aussehen ließen, sondern der Ausdruck seiner Augen:

Wild, entschlossen und bar jedweder Gnade.

Seine Klinge fuhr gerade durch das verderbte Fleisch eines Orkkriegers vor ihm, schwarzes Blut spritzte durch die Luft. Plötzlich drang ein Schrei an seine Ohren. Der Laut, ausgestoßen aus Angst und Schmerz, bahnte sich seinen Weg über das Schlachtfeld.

Andún blickte sich suchend um, bis er die Quelle entdeckte: einen Grünelb, der auf dem Boden lag und versuchte , sich aufzurichten, was ihm allerdings nicht gelang. Andún kannte den Elb, er erkannte sein Gesicht, seine Augen. Auch wenn er seinen Namen schon längst vergessen hatte, ein Nachhall ihrer alten Freundschaft regte sich in ihm.
Und sorgte dafür, dass er jegliche Vernunft vergaß.

Mit einem lauten Schlachtruf sprang er nach vorn und bahnte sich seinen Weg durch die Masse der Orks. Kein einziger von ihnen hielt länger als ein paar Sekunden durch, bevor Andúns Klinge ihnen ein jähes Ende bereitete.
So Er erreichte er den Grünelben innerhalb weniger Minuten, gerade als ein Orksoldat über ihm zum Streich ausholte.

Jeder Rest von ihm, der noch auf das Risiko spekulierte, wurde von eisigem Zorn verdrängt.
Der Ork hatte nicht einmal mehr Zeit, um zu schreien, bevor ihm die Klinge aus den Händen rutschte und er zusammenbrach.

Doch kaum war er tot, nahmen bereits andere seinen Platz ein. Andún stellte sich über den am Boden liegenden Elben, das Schwert hoch erhoben. "Na kommt doch. Kommt näher." Zischte er ihnen zu. Sie zögerten keine Sekunde und sprangen auf ihn zu. Sprangen direkt in ihr Verderben.

Der Erste starb durch einen Stich in die Hauptschlagader, der Zweite durch einen Stoß, der so ziemlich jedes seiner lebenswichtigen Organe traf, und der Dritte durch eine saubere Enthauptung.

Erst jetzt gestattete sich Andún, das Schwert sinken zu lassen und nach dem Elben unter ihm zu sehen. Eine tiefe Stichwunde hatte ihn oberhalb des linken Knies getroffen. Kein Wunder, dass er nicht mehr gehen konnte, denn der Stich hatte den Nervenstrang durchtrennt.

"Andún..."
Der Elb sah zu ihm hoch. Flüsterte seinen Namen. Seine goldbraunen Augen suchten die seinen. Er wusste es noch. Der Elb erinnerte sich an ihn. Dabei war er schon so lange weg...

Falméren.

Der Name hallte durch seinen Geist.

Falméren.

Er war sein Freund, sein Waffenbruder.
Andún hatte ihn im Stich gelassen, wie jeden anderen, als er gegangen war. Hatte ihn vergessen.
Aber Falméren hatte sich an ihn erinnert.

"Hallo, Fal."
Dieser brachte ein Grinsen zustande-
Das plötzlich wieder aus seinem Gesicht wich.
"Andún, pass auf!"
Er hob den Blick gerade noch rechtzeitig, um den Ork zu sehen, der nach ihm ausholte. Ihrer beider Klingen trafen funkensprühend aufeinander.  Einen Augenblick später war der Ork tot.

Doch er war nur der erste von vielen gewesen. Der erste eines ganzen Dutzends, das jetzt auf ihn zukam.
"Flieh, mein Freund. Andún, flieh!"
Fals Betteln war heiser und abgehackt.
"Nein."
Es war Andúns einzige Antwort. Er hatte seinen Waffenbruder einmal in Stich gelassen. Nie wieder.

Eluréd und Elurín hatte er gesagt, dass es nichts wichtigeres gab, als seinen Gefährten zu schützen. Dass der jeweils andere es wert war, für ihn zu kämpfen, alles für ihn zu tun.
Die beiden würden es sich zu Herzen nehmen. Zusammen waren sie unbezwingbar. Sie würden es schaffen, auch ohne ihn.

Die Orks kamen näher.
"Andún, flieh!"
Wieder versuchte Falméren, ihn zum gehen zu überreden. Doch Andún sah ihm nur in die Augen.
"Durch Leben und Tod."
Der erste Teil des Schwurs, den sie sich geschworen hatten.  Als Waffenbrüder, als Gefährten.
Falméren begann zu lächeln.
"Und Feuer und Blut."
Beendete er ihren Eid. Er hatte es ebenfalls nicht vergessen.

Andún sah wieder auf, sah, dass die Orks ihn fast erreicht hatten. Er wartete, bis sie kamen.
Dann brachte er sein Schwert zum Singen.

Andún wich keinen Centimeter von Falméren zurück, während er die Orks von ihm abhielt.
Er wich nicht zurück, selbst als er mehrere Wunden einsteckte, die einen Schwächeren schon lange in die Knie gezwungen hätten.

Aber kämpfte weiter. Er wusste, wie er aussehen musste, wie er dastand, während ihm Blut aus seinen Wunden rann, während Blut, das nicht sein eigenes war, von seinen Händen troff. Er hatte noch eine Schuld zu begleichen.

Er hatte noch nie gesehen, dass Orks Angst empfanden. Hatte noch nie gesehen, wie sie vor Angst davonrannten. Doch als sie sahen, dass sie gegen ihn nicht ankamen, dass sie keine Chance gegen ihn hatten und dass er sie bis ans Ende der Welt jagen würde, wenn sie seinem Freund etwas antäten, ergriffen sie die Flucht.

Andún ließ das Schwert sinken, gestattete sich einen Augenblick der Ruhe, als seine zahlreichen Wunden ihren Tribut forderten.
Zu viel.
Es hatte ihn zu viel gekostet.
"Andún?" Falméren hatte es geschafft, sich in eine sitzende Position zubringen. Er hatte die Frage kaum gestellt, als der Elb neben ihm zusammenbrach.

Andún sah seinen Freund an. Lächelnd. Er hatte seine Schuld beglichen. Der Elb wusste, dass er sterben würde, doch er hatte keine Angst. Diors Söhne würden es schaffen. Er hatte sie ausgebildet, sie hatten einander. Sie brauchten ihn nicht.

Er sah zu Falméren auf.
"Es tut mir leid, Fal. Leid, dass ich nicht eher gekommen bin. Verzeih mir...bitte." flüsterte er mit leiser werdender Stimme.
"Es gibt nichts zu verzeihen ,Bruder"
Flüsterte Falméren zurück, während ihm Tränen in die Augen traten. Während um sie herum die Schlacht tobte.

Ein letztes Mal, suchte Andúns Blick den Seinen. Dann stieß er einen langen Atemzug aus und schloss die Augen für immer.
Andún war tot.
Falméren ließ seinen Tränen nun freien Lauf. Es war nur recht, hieß es immer, für einen Helden zu weinen.

"Möge Mandos dich in seinen Hallen wilkommen heißen."
Flüsterte er, ein letzter Gruß an seinen Freund und seinen Bruder.

Die Wächter der 9 GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt