Eluréd ritt durch das mehr als kniehohe Wasser, das die Umgebung von Isengart flutete, nachdem die Ents den Damm eingerissen hatten.
Die Schlacht musste kurz, brutal und für Saruman äußerst verheerend gewesen sein.
Sonst hätten die Ents niemals solch einen Schaden anrichten können.Baumbart, einer der Ältesten der Ents, stand hochaufragend in der Nähe des Turms und sprach allen Anschein nach mit einem Jüngeren seiner Art.
Eluréd war sich sicher, dass sie ihn bemerkten, doch keiner der beiden sah auf.Erst als er Baumbart erreicht hatte und ihn begrüßte, schien der Ent ihn zu erkennen.
"Magol?"
Erklang die tiefe, durchdringende Stimme des Baumhirten.
"Mhmmh, lange wart ihr nicht mehr hier..."Eluréd lächelte. Der Fangorn-Wald war ein beliebter Rückzugsort der beiden Brüder, Baumbart kannte sie also gut.
Er hatte sie auch schon als Gäste empfangen und sie in seinen Waldheimen aufgenommen.
Er schätzte es zwar nicht wenn sie, seiner Meinung nach, so früh wieder aufbrachen, - obwohl sie ein paar Wochen dageblieben waren - freute sich aber immer über ihre Rückkehr.So waren sie bei den Ents zwar als "hastig" verschriene, aber durchaus gerngesehen Gäste.
"Es ist schön, Euch zu sehen, Fangorn"
Meinte er und benutzte dabei den elbischen Namen seines Gegenübers.Dann wandte er sich auch dem anderen zu und neigte den Kopf.
"Und auch Euch, Bregalad."
Bregalad, oder Flinkbaum, war ebenfalls ein häufiger Gastgeber der Beiden,was aber mehr damit zusammenhing, dass er sich vor allem am Waldrand aufhielt.Brauchte man schnell Hilfe, musste man nur bestimmte Stellen aufsuchen und man traf mit fast völliger Sicherheit auf Flinkbaum-
Ein Umstand, der ihnen nicht selten die Haut gerettet hatte.Der Ent sah sich um. "Ihr seid allein? Wo ist Euer Bruder?"
"Er folgt einem anderen Weg."
Wich Eluréd aus. Er kannte Bregalad gut genug, um zu wissen, dass er sich mit dieser Antwort zufriedengab."Und weshalb seid Ihr hier?"
Mischte sich nun wieder Baumbart ein. Eluréd ließ den Blick über die völlige Verheerung im Tal von Isengart schweifen.
"Ich bin auf Gandalfs Bitten hier.
Ich soll Euch darüber in Kenntnis setzen, dass die Schlacht um Helms Klamm gut verlaufen ist. Sarumans Heer wurde zerschlagen. Und Ihr habt, wie ich sehe, auch ganze Arbeit geleistet."Fangorn stieß ein Geräusch aus, das eine Mischung aus Knurren und Fauchen zu sein schien.
"Unsere Aufgabe war Isengart mit Fels und Stein. "Eluréd erschauderte.
Der Zorn der Ents erwachte nur langsam, aber wenn er das tat, war er eine entfesselte Naturgewalt.Er wollte den Ents gerade gratulieren, als ihm ein anderer Gedanke kam, der ihn veranlasste, sich erneut umzusehen.
"Wo sind die Hobbits?"
Baumbart lachte tief.
"Sie wollten die Trümmer untersuchen.
Sie werden im Torhaus sein. Vermutlich haben sie Euch übersehen."Eluréd nickte erleichtert.
"Das tun viele.".
Er richtete den Blick auf Isengart selbst, auf den unversehrten Turm.
"Hat sich Saruman schon mal herausgetraut?"
"Noch nicht. Er bleibt in seinem Turm."
"Das dachte ich mir."
Niemand legt sich mit Ents an. Auch kein Zauberer und sei er noch so mächtig.Eluréd verabschiedete sich von Fangorn und ritt mit Bregalad, der zum oberen Rand des Tals marschierte. Während des Ritts- Faroth musste traben um mit Flinkbaums langen Schritten mitzuhalten- sprachen sie ungezwungen über dieses und jenes.
Eluréd mochte Flinkbaum gern, er war völlig zurecht ein guter Freund.Eluréd verbrachte die nächsten Stunden bei dem Ent, hörte sich die Geschichte über das Entthing an und über den Marsch der Ents nach Isengart.
Von den paar hundert Orks, die sich noch in der Nähe des Turms aufgehalten hatten, hatte vermutllich keiner überlebt.Zum Ausgleich erzählte der Elb seinerseits ein paar Geschichten, als plötzlich laute Stimmen durch das Tal hallten. Schnell pfiff er Morethir zu sich, dann sprang er auf, entschuldigte sich bei Flinkbaum und ritt auf Faroth zurück nach Isengart.
Er kam gerade noch rechtzeitig, um Saruman sterben zu sehen.
Aragorn
Sarumans Tod war nicht geplant gewesen. Aber nun konnten sie daran nichts mehr ändern.
Das Ding, das Pippin aus dem Wasser gefischt, hatte Gandalf an sich genommen, Baumbart würde Isengart bewachen.
Ihre Arbeit hier war getan, sie konnten nach Edoras zurückkehren.Sie wendeten ihre Pferde, als Baumbart fragte:" Wollt Ihr nicht auf Euren Boten warten?"
Aragorn blickte verwundert zurück.
Meinte er die Hobbits? Aber sie waren doch bei ihnen.
"Von wem sprecht Ihr?""Von ihm."
Knurrte Legolas, die Hand am Bogen.
Aragorn folgte seinem Blick und sah plötzlich ebenfalls den dunkel gekleideten Mann mit dem grün-grauen Umhang auf dem ebenso grauen Pferd.Ein Bogen lugte über seine Schulter, eine verdächtige Ausbeulung am Umhang verriet ein Schwert und sein Gesicht war verborgen unter einer Kapuze. Auf seiner Schulter saß ein großer Rabe.
Langsam ritt er auf sie zu.Eomér lachte plötzlich leise auf.
"Ich habe mich schon gefragt, wo unser Grauer Geist abgeblieben ist."
Aragorn wagte es nicht, den Blick von dem unerwarteten Besucher abzuwenden, um Eomér überrascht zu mustern.Legolas fragte trotzdem:
"Woher kennt Ihr ihn?"
Eomér kam nicht mehr dazu, zu antworten, denn der Graue Geist, wie er ihn genannt hatte, hatte die Truppe erreicht und sein Pferd vor Gandalf zum stehen gebracht.Der weiße Zauberer lächelte.
"Seid Gegrüßt, Lûmdir."
"Seid gegrüßt, Mithrandir."
Erklang die höfliche Erwiderung unter der Kapuze hervor."Wer seid Ihr?"
Knurrte Legolas. Der Bogen des Waldelben war auf Lûmdir gerichtet, der völlig regungslos auf seinem Pferd saß.
"Senkt Eure Waffe, Sohn Thranduils.
Ich bin nicht Euer Feind."
Sagte er leise. In seiner Stimme lag nicht einmal ein Anflug von Furcht.Aragorn besah sich den Fremden näher. Aber es war nicht der Mann selbst, der seinen Blick auf sich zog, sondern der Vogel.
Der Rabe...
"Was soll uns das versichern?"
sagte Legolas, immer noch misstrauisch.Nachdem ihm der Vogel aufgefallen war, versuchte Aragorn, die Zweifel zu zerstreuen:
"Legolas. Sieh dir den Raben an. Erinnerst du dich an Lorien? Du glaubtest doch damals selbst, dass uns jemand folgt! Wenn er es wirklich ist, dann hätte er uns längst töten können."Legolas sah erst ihn an, dann den nach wie vor unbewegten Mann.
Mit finsterem Blick senkte er den Bogen.
"Wie lange folgt ihr uns schon, Lûmdir?"Um das allgemeine Erstaunen noch weiter zu erhöhen, sagte Gandalf anstelle des Mannes: "Seit dem Auenland. Er folgte der Ringgemeinschaft unbemerkt.
Ich traf ihn nich vor euch im Wald von Fangorn und schickte ihn los, um Euch, Eomér, zurückzuholen. Als sich abzeichnete, wer die Schlacht gewinnen würde, ging er nach Isengart, um Baumbart darüber in Kenntnis zu setzen. Er ist ein Freund und würde Mordor niemals dienen. Wenn ihr ihm nicht vertraut, vertraut mir."Kurz herrschte Schweigen, dann meldete sich plötzlich Gimli zu Wort:
"In Moria, als der Pfeilhagel aussetzte - wart Ihr das?"
Einen Lidschlag lang zögerte Lûmdir, bevor er zugab:
"Ja ... Ich bin ihnen in den Rücken gefallen. In diesem Moment hatten sie andere Probleme als Euch.""Nun, wenn das so ist..."begann Theoden, der das Ganze schweigend beobachtet hatte, "Seid Ihr natürlich jederzeit in Edoras willkommen. Reitet Ihr mit uns?"
Lûmdir überlegte kurz, dann nickte er. "Gerne. Danke für Euer Angebot, König Theoden."Daraufhin warf er die Kapuze zurück, als Akt des Vertrauens und der Freundschaft. Alle außer Gandalf und Eomér waren mehr als überrascht, als sie sein Gesicht sahen.
Der Mann war ein Elb.
Wie kam ein Elb dazu, ihnen zu folgen?
Wer war er?
Wo kam er her?
Ein Blick zu Legolas sagte Aragorn, dass diesem die gleichen Fragen durch den Kopf gingen.
Doch jetzt war weder die Zeit noch der Ort, sie zu stellen.Mit den Fersen lenkte Lûmdir sein Pferd in den kleinen Tross, reihte sich neben Gandalf.
"Gut." Sagte der weiße Zauberer.
"Dann lasst uns gehen."
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Die Wächter der 9 Gefährten
FanfictionElurín und Eluréd,die Söhne Diors des Herrn von Menegroth. Von den Soldaten der Noldor im Wald dem Hungertod überlassen. Trotz späterer Suche blieben sie unauffindbar... Verschwanden aus den Erzählungen des Ersten Zeitalter... Doch starben sie nicht...