Für immer

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Ben saß im Schatten eines Baumes und ließ seinen müden Körper im weichen Moos ruhen. Vor ihm erstreckte sich eine herrlich grüne Wiese mit hüfthohem Gras, welche zu einem schimmernden See mit einem sandigen Ufer führte. Ein wirklich schöner Anblick, wäre da nicht das hohe Kreuz aus Holz, welches aus dem sandigen Boden ragte. Es war ein Grab; ein Grab von jemandem, den er getötet hatte. Neben diesem Grab ist ein Loch ausgegraben worden und Ben beobachtet aus der Ferne wie ein edler aus Holz angefertigter Saag ans Ufer getragen wurde. Ein Saag, in dem der hergerichtete Leichnam seiner Mutter lag.

Es war ein schöner Ort für die Beerdigung seiner Mutter. Jedoch hatte Ben Rey klar gemacht, dass er nicht dabei sein wollte. Er hatte es nach all den Jahren nicht geschafft ihr zu verzeihen. Natürlich liebte Ben sie und trauerte um ihren Verlust, aber seine Mutter hatte Fehler gemacht, die er nicht einfach ungeschehen lassen konnte. Seine Mutter war eine starke Frau und sein Vorbild. Schon immer hatte Ben ihre Großzügigkeit und ihren Mut bewundert. Doch als sie die Macht in ihm entdeckte, schickte sie ihn fort in der Hoffnung Luke Skywalker könnte ihn auf den richtigen Pfad führen. Sie hatte Ben zurück gelassen, wo er sie doch am meisten brauchte. Seine Mutter hätte für ihn da sein sollen, damit die Dunkelheit sich nicht in seine Seele schleichen konnte. Und als sein Onkel diese Dunkelheit und die damit verbundene Macht in Ben realisierte, wendete dieser sich von ihm ab, versuchte ihn zu töten. Das gab dem kläglichen Rest Licht in ihm den Rest und die Dunkelheit machte ihn zu dem Monster Kylo Ren unter dem Kommando eines noch viel größerem Monsters. Leia hätte es verhindern können, mit ihrem liebevollen Wesen sie Dunkelheit fernhalten können. Aber sie tat es nicht. Stattdessen schickte sie ihn auf eine verlassene Insel zusammen mit seinem alten Onkel, der längst nicht mehr das Gute in Ben sah, sondern nur das Böse, was sich angefangen hatte einzunisten.

Am liebsten hätte Ben seiner Mutter vor ihrem letzten Atemzug erzählt, er hätte ihr verziehen. Aber es wäre gelogen. Deshalb wollte er nicht dabei sein wie all diese Leute, die seine Mutter gekannt hatten, mit Tränen in den Augen und schluchzend berichteten was für eine großartige Frau sie doch gewesen war. Natürlich war sie das auch, aber in einem gewissen Zeitraum von Ben's Leben hatte Leia als Mutter versagt. Ben wollte diese netten und trauernden Worte nicht mit anhören, weswegen er aus der Ferne beobachtete wie einzelne Personen auf einen kleinen vor dem Grab aufgestellten Podest ihre Trauerreden hielten. Mit trüben Augen versuchte er Rey inmitten der Massen ausfindig zu machen, aber aus dieser Entfernung war sie nur eine dunkle Silhouette von vielen. Vielleicht würde Ben es eines Tages schaffen seiner Mutter zu verzeihen und ihr Grab zu besuchen, um es ihr zu erzählen.

Der Himmel war grau und die aufkommenden dunklen Wolken sorgten für eine bedrückende Atmosphäre. Ein leichter Wind kam auf und kroch Ben unter die Kleidung. Ein Sturm kam auf. Doch selbst als die ersten Tropfen sich ihren Weg nach unten bahnten, machte Ben keine Anstalten zu gehen. Er blieb ruhig unter dem großem Baum sitzen und lehnte seinen erschöpften Körper gegen den breiten Stamm. Gedankenverloren blickte er zu der Beerdigung und beobachtete wie die Anwesenden mit ihren Händen oder dem Umhang über ihrem Kopf, um sich verzweifelt vor der hinunterkommenden Nässe zu schützen, Richtung Gebäude rannten, um dort ins verheißungsvolle Trockene zu gelangen.

Als die meisten Menschen aus seinem Blickfeld verschwunden waren, lehnte Ben seinen Kopf ebenfalls an und schaute in das Blätterdach über ihm, durch welches sich der Wind zog und jedes einzelne Blatt tanzen ließ. Das dadurch entstehende Rauschen beruhigte ihn, auch wenn immer mehr Tropfen sich durch das dichte Blätterdach kämpften und in unangenehm kalten Rinnsalen seine Haut entlang liefen. Mittlerweile strömte es richtig und der Himmel hatte eine bedrohlich wirkende dunkelgraue Farbe angenommen, welche ab und zu von einem grellen Blitz durchzogen wurde. Und trotzdem blieb Ben seelenruhig und regungslos sitzen, während er das Naturspektakel musterte.

The light in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt