19.

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Laura

Ich wache auf weil mich ein nerviger Handyklingelton aus meinen Träumen reißt. Ich drehe mich gereizt nach der Quelle um doch ich erreiche den Nachttisch nicht weil ich fest umschlungen bin. Scheiße! "Baui.", ich rüttle sanft an ihm. Er gibt ein pissiges Geräusch von sich. "Baui!", endlich löst er seinen Griff und ich kann über ihn hinweg endlich dieses Handy abstellen. "Boah hey.", motzt er und dreht sich auf den Rücken. Ich lasse mich nach vorne fallen und lande auf seinem Oberkörper. Seine Haut ist noch immer wohlig warm und sein Geruch so intensiv. Okay, er riecht eben so wie Männer morgens riechen. Ich rümpfe die Nase. "Wie lang haben wir denn noch Zeit?", frage ich und er reibt sich verschlafen die Augen. "Eineinhalb Stunden.", und dann als ich den Kopf hebe und er mich mustert "Reicht.", bevor ich checke was er meint liege ich unter ihm.

Ich bin noch gezeichnet von letzter Nacht, trotzdem ist es gut. Wie lange ich keinen Morgensex mehr hatte. Wir bleiben noch liegen und er krault meinen Rücken. "Was genau machen wir heute eigentlich? Du hast ja nur gesagt ihr wollt ins Studio.", er checkt seine Nachrichten am Handy. "Ja. Aber vorher müssen wir in die Uni wegen dem anderen Video. Is ja noch nich abgedreht.", ich nicke. Stimmt. Nächste Woche erst. "Und wie ist das so? Als Nicht-Student in ner Uni?", necke ich ihn. Er lächelt. "Ist ganz lustig. Wie ist das so? Wenn man die ganze Zeit büffeln muss?", ich schnalze ihm gegen die Brust "Du bist gemein.", er lacht "Das weißt du doch.", ich nicke und erhebe mich. "Ich geh duschen.", sage ich "Geiler Arsch.", er grinst selbstgefällig "Ich kann mit.", bietet er an "Oh ich glaube, das ist keine gute Idee immerhin wollen wir los.", doch die Wahrheit ist, dass ich für ein paar Minuten meine Ruhe brauche. Mich sammeln muss. Ich tapse aus dem Zimmer in sein Bad und so beschäftigt er auch mit seinen Mails ist, ich spüre seinen Blick auf mir.

Später sitzen wir - beide frisch geduscht und putzmunter - im Auto auf dem Weg zur Uni. "Willst du was vom Bäcker, Schatz?", ich überlege. Wann war meine letzte Mahlzeit? Gestern Mittag. Fuck! "Ja bitte.", er hält an einer kleinen Bäckerei. "Was denn?", "Cappuccino und ein Croissant.", er nickt "Richtig französisch.", "Ich weiß. Hat ja mit Parisern angefangen heute früh.", er lacht "Du Drecksau.", und steigt aus. Ich checke mein Handy auf Nachrichten. Oha, ich war lange nicht mehr online. Rico meint ich soll ihn anrufen, Sophie fragt wie der Sex war (Sehr gut, danke.) und Luca hat mich zugespamt über seine neueste Eroberung. Mom hat mir geschrieben wie es mir geht. Ich antworte ihr, dass ich glücklich bin. Heute ist Donnerstag. Ich bin heute Abend wieder im Club. Der Gedanke ist irrwitzig. Doch ich freue mich. Da drin habe ich Zeit für mich, keiner will was von mir außer meinen nackten Körper und das ist simpel genug um abzuschalten. Ich wähle Ricos Nummer und warte bis er ran geht. "Mäuschen! Wie gehts dir? Warum hört man nichts?", ich lächle "Hey. Ich war ziemlich beschäftigt die letzten Tage.", er lacht "Warst bei dem Typen?", er weiß einfach immer was abgeht "Er holt uns grad Frühstück.", "Nice. Wie ist er so im Bett?", zählt für alle eigentlich nur noch das? "Ziemlich gut.", Rico grinst in den Hörer, dass weiß ich. "Sehr gut. Sollen wir heute vor deiner Schicht was trinken gehen?", ich überlege. Wieso eigentlich nicht. "Klar. Ich geb dir durch wann ich zuhause bin.", damit verabschieden wir uns gerade in dem Moment als die Autotür aufgerissen wird. "Frühstück für die Dame.", ich strecke die Hände nach meinem Kaffee aus. Ich liebe Kaffee. "Danke dir.", er lächelt und nimmt einen großen Schluck von seinem eigenen. Ich nippe vorsichtig an dem heißen Becher. "Was ist heute unsere Ausrede?", fragt er unverblümt "Lass einfach gar nichts sagen, letztes Mal hat keiner gefragt.", er nickt "Auch gut.", und wir machen uns auf den Weg zur Uni.

Bei der Hälfte der Besprechung muss ich den Raum verlassen. Ich habe noch eine Vorlesung und die gehen immer vor. Scout verspricht, mir alle Einzelheiten per Mail zu schicken. Ich verabschiede mich von den Jungs. Baui erhebt sich und tritt mir hinterher aus der Tür raus in den Flur "Was tust du?", frage ich verwundert doch er schiebt mich nur von der Glasfront weg. "Mich verabschieden? Gehst du nach der Vorlesung heim?", ich nicke "Ja. Ich muss paar Sachen erledigen und Treff mich mit Rico.", er wird hellhörig. "Meinem besten Freund, du Eifersuchtsbolzen.", ich verdrehe die Augen. Langsam schleicht sich ein scheues Lächeln auf seine Züge. "Okay. Ich bin bis Samstag in Berlin. Studio.", oh. Klar, er arbeitet genauso. "Okay. Sag mir wenn du gut angekommen bist.", er nickt und wir stehen uns eine Weile in peinlichem Schweigen gegenüber. Er mustert mich mit durchdringendem Blick. "Was?", er schüttelt den Kopf "Pass auf dich auf solang ich weg bin.", warum so Zucker? Ich nicke. "Versprochen. Du aber auch.", ich lache "und koks nicht so viel.", er grinst "Du kannst mir gar nichts verbieten.", "Das nicht. Aber ich kann dich lieb bitten.", er zieht mich zu sich ran "Ja, betteln kannst du.", ich öffne empört den Mund. So ein Depp! "Okay das ist echt derb.", er lacht. "Baby lernst du nichts?", und dann küsst er mich. Mitten in der Uni. Sein Kuss ist verlangend und besitzergreifend. Er macht klar, was er will. Ein paar Typen laufen an uns vorbei und starren uns unverhohlen an. Ich vergesse immer häufiger, dass er berühmt ist. Doch sie halten sich im Hintergrund. Als er sich löst brennen sich seine Augen in meine. Du gehörst mir, sagt er. Ich lächle ehrlich. Ja, das tue ich. "Bis Samstag.", sage ich und küsse ihn nochmal keusch. Er nickt "Ich ruf dich an.", und mit Sicherheit wird er das nicht tun, sondern ich werd ihn anrufen müssen weil ein Bausa nie den Weibern nachläuft. Ich gehe also den Gang entlang und er wieder in den Raum ohne mir nachzusehen. Ein bisschen schade, wo ich doch extra mit dem Arsch wackle.

Rico ist hin und weg von meiner Story. Er schüttelt ungläubig den Kopf "Und er checkt echt nicht das du seine Lieblingsstripperin bist?", ich zucke mit den Schultern "Scheinbar nicht.", er stopft sich einen Pommes in den Mund und überlegt. "Und willst du es ihm sagen? Jetzt wo ihr so gut wie zusammen seit?", energisch schüttle ich den Kopf. Er wird mich umbringen. So gut wie zusammen... Sind wir das? "Ich tanze ja nicht nur für ihn. Und wenn er bei dir schon so ausrastet will ich nicht wissen was passiert wenn er hört, dass ich strippe.", Rico wiegt sich hin und her "So genau würde ich das gar nicht sehen. Ich meine, du solltest ehrlich zu ihm sein.", ich senke den Blick "Denkst du, ich hab da nicht ewig drüber nachgedacht? Aber ich kann nicht anders, verstehst du? Ich will ihn und ich weiß, dass er das nie akzeptieren wird. Trotzdem ist das ein Teil von mir.", ich will das nicht für ihn aufgeben. Nicht einmal für meine Mutter habe ich das strippen gelassen. Dann werde ich es für ihn schon fünf Mal nicht lassen. Rico lächelt wenig verständlich "Du muss wissen was du tust. Ich möcht nur, dass du glücklich bist.", ich nicke. Bin ich glücklich? Ich bin verwirrt und ordentlich verknallt. Ist das eine Mischung, die man als Glück bezeichnen kann? "Ich denke, ich bin auf nem guten Weg dahin.", sage ich und meine es auch so. Ich blicke auf die Uhr. "Ich habe noch zwei Stunden. Willst du mit in den Laden? Dann trinken wir da noch was.", doch Rico schüttelt den Kopf "Nope. Ich muss heim, ich muss morgen früh raus.", ich nicke und wir rufen den Kellner zum bezahlen.

Zuhause öffne ich die Fenster und beobachte den dunklen Nachthimmel. Ich schalte Musik ein um etwas zu hören. Bausa - Stripperin. Na super. Belustigt schüttle ich den Kopf und gehe zurück ans Fenster. Ich ziehe meine Zigaretten aus meiner Tasche und zünde mir eine an. Eigentlich wollte ich nicht mehr rauchen, doch irgendwie habe ich das Gefühl es ist etwas Neues. Eine Zeit lang habe ich es gemacht um Patrick abzufucken weil wir eine schwierige Phase hatten. Aber jetzt rauche ich, weil ich es will.

Ich Puste den Rauch aus meinen Lungen und sehe der Wolke nach wie sie durch die Stuttgarter Nacht zieht. Die Musik macht einen wehmütig. Ich merke erst jetzt wo ich alleine bin, wie sehr ich ihn eigentlich vermisse. Doch ich schaue nicht nach ob er sich gemeldet hat und ich rufe ihn nicht an. Ich stehe an meinem Fenster, lausche seiner Stimme und Puste weiter kleine Rauchwolken in die Luft. Vielleicht ist es ja genau das, was mich so verrückt macht: Ich habe so selten Momente mit mir alleine.
Ich zünde mir direkt eine zweite Kippe an und drücke auf "Wiederholen" um die süße Schwere noch eine Weile zu bewahren.

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