Laura
Als wir bei ihm ankommen ist die Stimmung wieder gedrückt. Ich verbringe unendlich lange damit meine Jacke auszuziehen, meine Schuhe aufzubinden und all diese Dinge, mit denen man Zeit schinden kann. Seine Wohnung riecht unverkennbar nach ihm, Weed und Rauch. Er hat wohl gekifft als er allein war. Ich beobachte ihn wie ein seltenes Tier. Er geht betont lässig in seine Küche, fragt nicht mal nach sondern macht uns einfach beiden Tee. Ich weiß nicht wohin mit mir und stehe etwas verloren im Raum, spiele an meinen Haaren herum und versuche mir nichts von der Panik anmerken zu lassen, welche mir die Luft abdrückt. Ju sagt nichts aber als ich aufblicke sieht er mich an. Sein Blick weich, wehmütig und ich meine Angst darin erkennen zu können. Und noch etwas. Alles. Auf einmal schwappt etwas in mir hoch. Ich möchte auf ihn zu rennen, in seine Arme springen und ihn nie mehr los lassen. Ich weiß, dass ich ohne ihn kann aber ich will es nicht. Ich nehme all meinen Mut zusammen und trete langsam auf ihn zu. Im Raum ist es so still, dass ich meine mein Blut fließen zu hören. Als ich vor ihm stehe schaltet er den Wasserkocher an und ein penetrantes Rauschen erfüllt die Wohnung. Seine Augen werden groß, dann wieder klein und er weicht meinem Blick aus. „Wir wollten reden.", meine Stimme klingt fremd in der angespannten Stille zwischen uns. „Ja.", sagt er nur. Seine Stimme nur ein Flüstern. Dann räuspert er sich. „Ja das wollten wir.", und damit dreht er sich um und füllt die beiden Tassen mit heißem Wasser.
„Du magst Pfefferminztee oder?", die Frage ist so einfach, dass sie mich kurz verwirrt. Ich starre ihn sprachlos an. Er runzelt die Stirn und seine Mundwinkel zucken. Kurz lässt die Spannung nach, das Unwohlsein verschwindet, langsam aber sicher schleicht sich ein Lächeln in mein Gesicht, welches er erwidert. „Sorry. Ja mag ich. Wieso?", er zuckt mit den Schultern „Ich hab nie gefragt. Was magst du sonst noch?", ich sehe ihn skeptisch an. Doch er muss in meinem Blick sehen wie mich sein Geplänkel amüsiert. Flirtet er schon wieder mit mir? Oder ist das ein Trick? Kommt doch noch ein Amboss? „Meinst du was ich gern trinke oder esse?", er nimmt die beiden Teebeutel und lässt sie gedankenverloren und ein wenig amüsiert in den Tassen Wippen. „Ja auch. Eigentlich alles was du gern magst.", mein Misstrauen wächst zunehmend, das fröhlich untermalte Fragen bekommt mehr Gewicht. Weiß er es? „Aber darüber haben wir doch schon oft gesprochen.", versuche ich die Schlinge um meinen Hals zu stoppen. „Ich will aber nochmal hören.", er spielt immer noch mit den Teebeuteln. „Okay. Ähm...", ich überlege. Was soll ich ihm sagen? Was mag ich denn gern? Warum bleiben einem solche Sachen in Drucksituationen aus? „Ich fahre gern mit meinem Auto rum.", ist das einzige was mir einfällt. Er sieht mich an. Sein Blick verspottet mich. „Du fährst gern rum. Und das machst du den ganzen Tag?", ich ziehe die Augenbrauen hoch „Naja. Ich hab noch die Uni und-", er unterbricht mich „Das ist kein Hobby. Ich zum Beispiel mach Musik. Den ganzen Tag. Wenn du nicht hier bist und sogar wenn du hier bist und du siehst mich wie ich das mache und du hörst es wenn etwas dabei rausspringt. Außerdem spiel ich mit den Jungs manchmal Fußball und ich trinke viel. Aber du machst nichts außer der Uni und bist trotzdem ständig viel beschäftigt, Laura laber mich nicht voll was machst du noch wenn ich nicht da bin?", er wird lauter während er spricht und seine Finger umklammern die Fäden der Teebeutel als wollte er sie erwürgen. Sein Blick ist wild, fordernd und groß. Vielleicht hat er Angst vor der Wahrheit? Vielleicht will er es einerseits auch gar nicht wissen. „Ich...", ich beginne zu stammeln. Nicht gut für ein solches Gespräch. Julians Geduld ist bereits am Ende, seine Faust brettert gnadenlos auf den Küchentresen, die Tassen scheppern und Tee schwappt über. „Scheiße sag endlich was mit dir los ist! Warum kannst du nicht ehrlich zu mir sein?!", donnert er. Ich zucke zusammen. Aber ich bleibe stark und biete ihm die Stirn - wie so oft - und verschränke die Arme vor der Brust. „Ach bist du nur hier und im Studio und in deiner Kneipe ja?! Sonst machst du nichts? Nur Musik und saufen?! Glaub nicht das ich dir das abkaufe.", zische ich. Er stiert mich wütend an. Ich schlucke die Angst runter, dass er mich schlägt und versuche die aufgekommene Wut zu beruhigen. „Lass... lass uns Tee trinken und uns hinsetzen und normal sprechen.", er schnaubt doch er nickt und schnappt wortlos seinen Tee.
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360° | BAUSA
Fanfiction"Wenn man die ganze Nacht auf High Heels tanzt, sind Sneakers am Tag wie Wolken" Laura führt eine Art Doppelleben. Obwohl sie eigentlich nur niemanden hat, vor dem sie ihre beiden Seiten verheimlichen müsste. Nachts sammelt sie die Scheine vom Bode...