20.

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Laura

Eine Woche später sitze ich bei Rico auf der Couch und wir gucken einen Film. Es ist Freitag und ich habe am Wochenende ausnahmsweise nichts geplant. Wir schauen irgendeinen Actionstreifen den er total gut findet. Ich kann wenig Begeisterung dafür entwickeln, aber das Flimmern des Bildschirms lenkt mich ab. Julian hatte bis heute keine Zeit und ist allem Anschein nach total im Stress. Nicht mal im Club war er am Dienstag. Ich mache mir langsam ein wenig Sorgen. Ich möchte nicht gluckenhaft rüberkommen aber er ist so unzugänglich und tyrannisch wie noch nie.

Was heißt noch nie -  ich habe ihn nur noch nie so erlebt. So lange kennen wir uns nicht. Trotzdem hätte ich ihn gern wieder gesehen. Gerade in dem Moment als ich mir eine Hand voll Chips in den Mund schiebe kommt eine Nachricht von ihm rein. Ich lächle. Wenn man von Teufel spricht.

An: Laura
Julian: du zuhause?

Ich kichere. "Was?", Rico blickt mich verwirrt an. "Julian fragt ob ich zuhause bin.", gestehe ich. Er grinst. "Wieso das denn?", ich zucke mit den Schultern. "Fragen wir ihn."

An: Julian
Laura: wieso?

Er antwortet nicht also lege ich mein Handy weg und versuche, mich wieder auf den Film zu konzentrieren. "Worum gehts da nochmal?", mein bester Freund starrt mich an als wäre ich ein Mondkalb. "Mäusemaus, ich hab dir das jetzt drei Mal erklärt. Schau einfach.", ich lache "Willst du etwa sagen ich bin dumm?", er grinst "Ja.", dafür gebe ich ihm einen Stoß in die Rippen "Depp!"

An: Laura
Julian: weil ich vor deiner Wohnung steh und keiner aufmacht fisch

Ich starre perplex auf mein Smartphone. "Nein oder?", "Doch. Und wenn die das haben, versuchen sie die drei anderen abzuknallen. Aber das schaffen die nicht.", ich winke ihn ab "Nein, nein Rico. Ju steht vor meiner Wohnung.", er hebt den Kopf "Ja dann ab nachhause mit dir.", ich rümpfe die Nase "Sicher? Ich mein wir haben Filmeabend heute.", er lacht "Du konzentrierst dich doch eh nicht.", ich beiße mir auf die Lippe. Stimmt. "Ja und? Es geht ums Prinzip. Ich will dich nicht sitzen lassen.", Rico verdreht die Augen. "Du bist so naiv, Kleine. Pack deine Sachen und verschwinde Baby, ich weiß doch selbst du meinst sowas nie böse.", ich kann mir nicht helfen, doch ein Strahlen schleicht auf mein Gesicht. Ich springe auf, ziehe meine Schuhe an und packe meine Tasche wieder zusammen. "Okay. Ciao Honey.", sage ich als wir an seiner Wohnungstür stehen. Er nickt und ich springe die Treppen runter.

Ich weiß, ich renne ihm hinterher und ich sollte das nicht tun. Aber ich vermisse ihn. Nicht unbedingt so wie man einen Menschen vermisst mit dem man zusammen ist, aber mir hat seine markante Anwesenheit gefehlt. Etwas, dass er hat an das ich mich unterbewusst anlehnen kann.

Während ich zu meiner Bahn laufe (ich habe getrunken) wähle ich Julians Nummer. "Der geilste Mann auf Erden am Apparat?", seine Stimme tut so unglaublich gut. Ich grinse anhand seiner Anrede. "Oh. Dann hab ich mich verwählt, ich wollte zu einem Bausa.", er lacht "Fick dich Baby.", ich kichere. "Bist du noch bei mir?", "Ja. Du nicht?", ich bleibe stehen und schließe die Augen. "Gib mir fünfzehn Minuten.", er grinst - das weiß ich. "Klar. Schau mir rennen alle hinterher und eine viertel Stunde ist ja noch human.", ich lache "Dir rennt höchstens die Kripo hinterher.", "Ja die auch. Deshalb lass mich hier nicht auf der Straße stehen.", "Wenn du auflegst bin ich schneller.", foppe ich. "Okay.", sagt er und legt tatsächlich auf. Es ist herrlich. So arrogant und abartig und trotzdem ist er so lustig und in seiner eigenen Art so liebenswert. Ich beeile mich, die frühere Bahn noch zu erwischen.

Er steht da - mit Cap, Sonnenbrille, Nikejacke und lehnt an seinem Benz, raucht und süffelt irgendwas. Wie immer. Ich trete näher heran. "Darf ich ein Foto machen?", er hebt den Kopf und grinst "Klar komm her.", ich stelle mich ganz nah neben ihn und schieße zum Spaß ein Selfie. Das erste Bild überhaupt von uns "Mach noch eins.", raunt er. Beim Klang seiner Stimme, seinem Geruch und die Art wie sein Atem meine Backe streift stellen sich mir alle Haare auf. Wie macht er das nur? Ich will gerade auslösen als er mein Gesicht umgreift und mich küsst. Einfach so. Eine Welle der Euphorie schießt durch meinen Körper. Okay, ich habe ihn wirklich vermisst. Ich schieße zwei Fotos, dann vergrabe ich mein Handy in meiner Tasche und lasse meine Hände über seinen Körper wandern während wir den Kuss vertiefen. Er schmeckt nach Zigaretten, Mountain Dew und nach ihm. Als wir uns lösen lächelt er auf mich herab "Hey Lieblingsfan.", ich grinse wie eine Idiotin. "Dir gehts also gut du arrogantes Schwein.", kontere ich. Er lacht und zieht mich an den Hüften noch näher an sich heran "Wenn ich bei dir bin gehts mir immer gut.", wieso ist er immer so romantisch wenn ich eigentlich sauer auf ihn sein will? "Und warum warst du dann so lang nicht bei mir?", er sieht einen Moment in die Ferne, sein Blick ist verschleiert als würde er überlegen "Viel Arbeit.", ist seine Antwort. Ich glaube ihm nicht ganz, doch ich habe keine Lust zu diskutieren weshalb ich das Thema sein lasse. "Willst du... noch einen Kaffee?", frage ich ohne auf seine Aussage einzugehen. Er nickt und ich ziehe ihn hinter mir her. Von seinem Auto bis hoch in meine Wohnung. Und ich weiß, es ist moralisch nicht ganz fein raus aber dieser Bausa hat es doch tatsächlich innerhalb von nicht ganz einem Monat in meine verdammte Wohnung geschafft.

Wir sitzen auf meiner Couch, gucken ein bisschen fern und trinken Kaffee während er mir von Berlin erzählt. Ich war noch nie dort und er zeigt mir ein paar Bilder. "Sieht ganz schön aus.", er zuckt mit den Schultern "Ich bin nicht oft unterwegs da. Ich bin ja hauptsächlich zum arbeiten oben.", ich nicke. Stimmt. "Und? Machst du grad was Neues oder so?", er nickt und mit einem Mal ist da dieses Glitzern in seinen Augen. Es ist als würde ich etwas berühren, dass er so sehr teilen will. Ich lächle als er zu strahlen beginnt. "Ja.", meint er und klingt wie ein aufgeregtes Kind "Erzähl.", sage ich und bin wirklich interessiert an dem, was er getan hat. Die meisten der Begriffe die er verwendet sagen mir nichts und auch die Features kenne ich kaum. Doch die Art mit der er spricht, die Mimik, die Ausdrucksweise, seine pure Freude ist es, welche mich so fasziniert. Ich sehe ihn gern so. Im Club wirkt er immer so fertig - beinahe traurig - und jetzt sitzt er hier vor mir und ich habe das Gefühl er füllt meine gesamte Wohnung mit Leben während er spricht.

"Und wann veröffentlichst du das?", frage ich als er geendet hat. Er blickt auf seine im Schoß gefalteten Hände. "Die nächsten Wochen denk ich.", er sieht sich in meiner Wohnung um. "Hast du... was zu trinken?", ich lache "Du hast Kaffee vor dir stehen.", er verdreht die Augen "Baby ich dachte du kennst mich besser ich rede von was zu trinken.", ich verdrehe meinerseits die Augen und sehe ihn provozierend an "Nope. Ich unterstütze deine Alkoholsucht nicht, mein Schatz.", ich kann aufspringen bevor er mich packt und wir jagen uns durch meine Wohnung. Es ist so kindisch und so toll. Irgendwann erwischt er mich und beginnt mich zu kitzeln. "Du bist gemein! Nicht kitzeln!", er lacht "Okay.", und im nächsten Moment schnellt seine Hand vor. Ich kreische erschrocken auf als seine Rechte mit einem lauten Klatschen auf meiner Pobacke landet. Empört starre ich ihn an. Er lacht sich kaputt - er lacht mich aus. Oh mein Gott! Der Schmerz ist nur halb so schlimm wie sein Hohn. Na warte. Wenn es etwas gibt womit ich ihm das heimzahlen kann ist es die Sache mit der Machtlosigkeit. Böses Mädchen! Doch im nächsten Moment habe ich meine Lippen auf seine gepresst. Er drückt mich gegen den Kühlschrank, will mich einnehmen doch keine Chance. Ganz GoGo-like schlinge ich meine Beine um ihn, halte mich an meiner Küchenzeile fest und drehe uns um. Perplex lässt er von unserem Kuss ab "Was war denn das?", ich hebe seine Hände fest, damit er sich nicht wehren kann und beginne kleine Küsse auf seiner Halsbeuge zu verteilen. Er schluckt. "Was..?", "Das ist Rache.", flüstere ich und fahre mit meiner Hand in seine Hose. Er ist warm und bereit für mehr. Er begehrt mich. Der Gedanke stellt etwas mit mir an. Er atmet hörbar aus als ich beginne ihn zu massieren. Langsam fahren seine Hände meine Hüften herunter als er mich wieder küsst. Er presst sein Becken gegen mich, hält mich fest an seinem Körper und in genau dem Moment als er mich vom Boden abheben will löse ich mich und stoße mich ab. "Hey!", motzt er und ich lache "Man schlägt keine Frauen. Wir schlagen immer zurück.", ich lasse meinen Blick an ihm herunter schweifen "Aber schöner Anblick.", damit drehe ich mich kichernd um und laufe ins Wohnzimmer.

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