26.

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Laura

Ich laufe hektisch in meiner Wohnung auf und ab. Im Hintergrund dudelt leise eine englische Popballade und ich bemühe mich den Boden gewischt zu kriegen während ich mein Handy mit der Schulter an mein Ohr presse. Geh ran!
"Hallo mein Schatz!", sofort muss ich Lächeln und eine Gänsehaut wandert meinen Rücken herunter. Seine Stimme! "Hey! Was genau machen wir denn heute Abend?", trällere ich drauf los. Er schweigt. "Hallo?", murmle ich "Ich bin noch dran. Schatz sag nich das du abfickst. Ich wollt dich mitnehmen.", ich lächle. "Nein das nicht. Ich bin gern mit dir. Aber Sofie hat mich gefragt ob sie und Luca mitkönnen.", ich höre ihn am anderen Ende der Leitung ausatmen und muss schmunzeln "Klar. Die Jungs sind ja auch mit.", "Okay. Soll ich zu dir fahren?", ich will zu ihm. "Wenn du willst? Ich dachte du musst was für die Uni tun.", ich beiße mir auf die Lippen. Oh man. Ich sollte ihm die Wahrheit sagen. Fast bin ich versucht aber wie soll ich das anstellen? Hey Baby, übrigens deine Freundin ist gleichzeitig noch deine Lieblingsstripperin und tanzt für andere weil du nicht mehr in den Club kommst. Ich schüttle den Kopf "Das ging schneller als erwartet, alles gut.", "Ok. Ja Baby dann kommst du heut Abend oder wie?", ich lächle "Nachmittags. So gegen siebzehn Uhr.", "Alles klar. Ja ich bin dann daheim.", oh. "Wieso wo bist du?", ich spüre Eifersucht hochkochen. Wo ist er? Angewidert schlucke ich das Gefühl herunter. "Im Studio Babe. Ich arbeite.", er lacht und ich atme erleichtert auf. Was für ein emotionaler Kindergarten. "Ups. Ich wollte dich nicht stören.", "Tust du nicht. Es sei denn du willst jetzt noch weiter quatschen.", ich kichere "Nein du Affenarsch. Mach Musik. Bis heut Abend.", sein Lachen ist kehlig "Bis dann Baby.", ich drücke den roten Höhrer. Uff. Wie kann man so süchtig nach einem Menschen sein? Ich widme mich weiter dem Haushalt. Ich sollte noch einkaufen und tanken. Es ist vierzehn Uhr. Wenn ich mich ranhalte schaffe ich es locker. Ich mache schnell noch eine Sprachnachricht an Sofie und Luca in der ich Ihnen Berichte, dass sie gegen achtzehn Uhr in Bietigheim stehen müssen. Die beiden äußern Begeisterung in Form von willkürlich getippten Emojis. Oh Gott! Schmunzelnd wische ich den Boden weiter.

Gegen siebzehn Uhr zehn biege ich in die Straße ein, in der Julian wohnt. Eine ruhige Gegend, ältere Leute drehen sich nach meinem Wagen um, eine Oma winkt mir. Wie süß. Vor seiner Haustür zupfe ich nochmal mein Oberteil zurecht. Ich habe mich ein wenig eleganter gekleidet als sonst. "Wer?", seine Stimme klingt seltsam blechern durch die Freisprechanlage. "Ich bins.", "Wer ist ich?", ich verdrehe amüsiert die Augen. "Der eine Groopie da.", kontere ich. Er lacht "Ach die. Ja Ding ich kann jetzt nicht, mein Mädchen kommt gleich.", ich lache "Mach auf du Spaten.", das rasseln der Klingel ertönt und ich trete in den Hausflur ein.

Der Geruch nach Zigaretten und Gras der aus seiner Wohnung dringt passen null zu seinem Aussehen. Ich bleibe verdutzt stehen und muss heftig schlucken. Er hat sich wirklich hübsch gemacht: Jeans, sauberes weißes T-Shirt, weiße Nikes, sein Bart ist sauber gestutzt, seine Haare gekämmt und ordentlich zusammengebunden, er verströmt ein angenehmes Parfüm und sein Grinsen lässt strahlende Zähne aufblitzen. Ein schöner Mann, dieser Bausa! "Hey.", murmle ich und spüre zum ersten Mal eine nervöse Unsicherheit ihm gegenüber. Er grinst noch immer "Hey Kleine.", seine Stimme dringt nur mäßig zu mir durch. Was ist nur los mit mir? Bin ich so verknallt? "Hey.", antworte ich perplex. Er kichert "Hast du schon gesagt. Komm rein.", zwinkert er und ich schlüpfe an ihm vorbei durch die Tür. Sein Blick folgt mir mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht. Dieses Schwein weiß genau was abgeht! Na schön, dann lass uns spielen. "Gehen wir eigentlich raus später? Es ist echt kalt.", ich lasse mich auf sein Sofa sinken. Wie oft haben wir uns hier gevögelt? Zwanzig Mal? Dreißig Mal? Ich verdänge den Gedanken schnell. Wenn man flirtet darf man nie den faden verlieren! Reiß dich zusammen Laura! Er läuft zum Kühlschrank und holt uns zwei Bier. "Nein. Club.", ich nicke "Du bist heut so wortgewandt.", foppe ich und wir prosten uns zu. Er trinkt einen großen Schluck bevor er antwortet "Ich bin immer wortgewandt.", er betont das 'immer' und ich muss lachen "Mit Sicherheit.", ich lasse meinen Blick durch die Wohnung schweifen. Obwohl ich nur drei Tage nicht da war spüre ich Besorgnis von mir abfallen. Ich dachte, etwas hätte sich verändert.

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