39.

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Laura

Zwei Tage später sitze ich in meiner eigenen Wohnung und packe alles Nötige zusammen. Ich werde über Weihnachten mit Julian und seiner Mutter zu meinen Eltern nach Österreich fahren, danach sind wir einen Tag zuhause und fliegen direkt weiter nach Berlin. Es wird stressig werden. Über Neujahr haben wir vor mit seinen Freunden zu feiern. Ich sehe jetzt schon mehr Alkohol und Drogen als an jedem anderen Silvester meines Lebens.

Meine Mutter war zutiefst erschüttert, als ich ihr von Patricks Tod berichtete. Es ist noch immer ein herber Schlag daran zu denken. All die Zeiten, die wir durchgemacht haben und die Erinnerungen mit ihm sind noch immer wie in einem Traum. Doch sie freut sich auch, dass ich jemanden gefunden habe, den ich wieder mit allem lieben kann was ist. Ich musste ihr haargenau erklären wie wir uns kennen gelernt haben (ich habe ihr auch von meinem Job als Stripperin erzählt, womit ich ihr einen ziemlichen Schrecken eingejagt habe. Mein Dad hat nun darauf bestanden mich in den Studienkosten zu unterstützen. Ich werde meinen Nebenjob kündigen sobald ich wieder im Laden bin. Julian war mehr als begeistert.) und wie er so ist. Sie findet ihn okay allerdings hat sie betont wie sehr ich aufpassen muss, alleinig wegen der Drogen. Ich musste schmunzeln. Sogar jetzt bin ich noch ihr kleines Mädchen. Ich packe gerade meine Waschtasche als mein Handy klingelt. Sofie. Oh no! Ich habe total vergessen ihr anzurufen und zu berichten. Ich hebe sofort ab. „Zentrale Laura Becker?", „Du Schwein!", „Das ist nicht sehr nett.", sie lacht „Dir gehts also gut. Konntet ihr es klären?", „Ja wir haben uns ausgesprochen. Wir fliegen nach Weihnachten bis Neurjahr nach Berlin.", „Wow krass! Wieso nach Berlin?", sie klingt wirklich erfreut. So nervig sie auch ist, ich bin froh ihre Freundschaft zu genießen. „Er muss arbeiten.", ich höre wie sie am anderen Ende der Leitung mit jemandem redet. Eine Mädchenstimme. „Luisa will wissen ob er ein neues Album macht.", pfeffert sie nach einer Weile. Ich überlege „Keine Ahnung hat er nichts erzählt von.", würge ich sie ab. Wirklich keine Lust auf irgendwelche Interviewfragen. „Sie sagt ihr seid süß zusammen.", ich muss lachen „Sie hat keine Ahnung.", und Sofie steigt in mein Lachen mit ein. „Hast du Lust nachher ein bisschen mit uns Kaffee zu trinken oder musst du deinem Rapperfreund einen blowen.", oh Mädchen! Ich verdrehe die Augen „Hab ich heut schon. Welches Café?", sie kichert dumm. Und schon nervt sie wieder! „Wo wir immer sitzen?", ich nicke „Ja gut. Ab wann kann man euch da antreffen?", sie bespricht sich kurz mit Luisa „So um 3.", „Alles klar bis später.", damit lege ich auf. Es ist kurz nach 1. Ich packe also meinen Geldbeutel und alles Nötige schon mal in meine Handtasche und begebe mich wieder zu meinen halb fertig gepackten Koffern. Mich erreicht eine Nachricht. Mama.

An: Laura
Mama: Schatz ich hoffe ihr habt ein gutes Auto. Wetter soll nicht so gut werden. Liebe Grüße, Mama

Ich unterlasse es, sie zum dreihundertsten Mal darauf aufmerksam zu machen, dass man bei Kurznachrichten nicht jedes Mal einen Abschiedsgruß dazu schreiben muss und antworte einfach auf die Frage.

An: Mama
Laura: Mercedes. Denk der hat Winterreifen.

Sie schickt einen Daumenhochemoji und diesen Smily mit den Herzchenaugen. Mama! Ich muss schmunzeln. Sie schickt die Emojis nicht wegen dem Stern auf dem Kühler sondern wegen der Winterreifen und ich bin gottfroh, dass sie mich genau so erzogen hat. Es ist mir bumms was für ein Auto ein Mensch fährt. Bis auf mein eigenes.

Das nächste Mal als ich auf die Uhr sehe steige ich gerade aus der Dusche. Ich habe noch eine Stunde. Gemütlich stelle ich mich vor meinen Schrank und blicke über meine übriggebliebenen Klamotten welche nicht für den Urlaub gepackt sind. Ich entscheide mich für einen einfachen, grau marmorisierten, zugegebenermaßen relativ eng anliegenden Sweatrolli und eine normale Jeans. Als ich die Sachen aufs Bett lege fällt mein Blick auf den Spiegel an meiner Wand. Ich stehe splitternackt davor und betrachte mich. Meine Haare sind in einem Turban eng mit dem Handtuch verworren, mein Hals ist schlank und zart, meine Haut ziemlich weiß - wie immer um diese Jahreszeit - und zur Abwechslung mal frei von Unreinheiten.

Generell strahle ich etwas aus, dass ich seither nicht an mir wahrgenommen hatte. Meine Schultern sind fest, die Muskulatur meiner Arme kräftig vom Pole, meine nackten Brüste noch weißer als der Rest, vielleicht ein bisschen zu klein aber dafür schön geformt und rund. Meine Brustwarzen sind vor Kälte zusammengezogen und stehen ab. Das Bild erinnert mich an die Erregung die meist mit dieser physischen Reaktion einhergeht. Ich kriege Lust auf Sex. Oh man Julian, was machst du mit mir? Ich schüttle schmunzelnd den Kopf. Meine Haut ist an den Rippen glatt und dünn, man sieht die Konturen genau, die mein Skelett darunter malt. Trotzdem registriere ich eine Gewichtszunahme. Mein Bauch ist fest, ebenfalls der Anstrengung beim Tanzen zu verdanken. Meine Hüften rund, mein Becken breit und in einer einzigen geschwungenen Linie mit meinen Oberschenkeln verbunden. Meine Knie sind etwas überstreckt, meine Waden muskulös, die Sprunggelenke erstaunlich klein und zart für meine Größe. Meine Zehen sind lackiert und weich. Ich drehe mich zur Seite. Mein Po ist schon ein ziemlich kräftiges, gut gebautes Paket, rund und prall (Danke Stripschuppen), genau richtig zum packen und festhalten. Die leichten Dehnungsstreifen stören mich wenig. Ich empfinde sie als natürlich. Mein Rücken ist muskulös und ich sehe kleine Härchen entlang meines Rückrades. Sie sind mir noch nie aufgefallen. Am Anfang fühle ich mich komisch so behaart am Rücken aber je länger ich darüber nachdenke desto eher ist es eigentlich nur ein kaum sichtbarer Flaum. Trotzdem wird es Julian bereits aufgefallen sein. Der Gedanke an ihn bringt meine Libido wieder ins Spiel. Ich betrachte mich plötzlich anders. Etwas stolz. Ich gefalle ihm. Jedes Mal beim Sex sieht er genau das und fängt Feuer. Ich grinse mein Spiegelbild an. Plötzlich bekomme ich Lust mich zu schminken. Richtig zu schminken. Nicht nur Mascara sondern richtig mit Contouring, Make-Up, Lidschatten und dem anderen Matsch. Damit ist mein Entschluss gefasst. Ich lasse mich in die Illusion fallen wieder sechzehn zu sein und packe mich in hübsche Unterwäsche, nehme meine Musikbox und beginne mich durch meine Girly-Playlist zu kämpfen. Ariana Grande. Perfekt. Die Klänge erfüllen mein Schlafzimmer und ich beginne mit meinem ganz persönlichen Make-Up-Tutorial. Irgendwann mittendrin wird es 15 Uhr und ich gebe Sofie durch, sie sollen zu mir. Noch immer hänge ich am Eyeliner.

Als es klingelt hüpfe ich fröhlich in meinem Seidenen Bademantel zur Tür und Schwinge sie auf. Die zwei Granaten haben tatsächlich Sekt gekauft. Wie kitschig. Wir trinken Sekt und machen uns schick. Ich leihe den Mädels etwas von meinem Schrank und am Ende stehen wir in Feierklamotten und hohen Schuhen vor meinem Spiegel. „Ich will ja nichts sagen aber ich glaube wir müssen das jemandem zeigen.", murmelt Sofie, ihre blonden Locken geglättet, ein dunkles, wildes Make-Up aufgetragen. Luisa lächelt geheimnisvoll. Sie trägt mein einfaches kleines Schwarzes. Ich habe Ihre blonden, dünnen Haare mit Extensions aufgepäppelt und sie etwas weiblicher geschminkt. Ein Fake-Pony verdeckt ihre ziemlich große Stirn. Sie sieht fast sogar sexy aus. Doch ihre Ausstrahlung ist noch immer noch dieselbe wie die einer Maus.
„Meinst du wir gehen feiern?", Luisa grinst noch immer „Mädels wir haben Montag.", werfe ich ein doch ich werde überstimmt und mit Protest gestraft. „Wir sind Studenten. Wir können feiern wann wir wollen.", belehrt mich Sofie. Warum eigentlich nicht? In dem Moment klingelt mein Handy. Luisa liest den Namen auf dem Bildschirm und schaut mich aufgeregt quietschend an. Sie wird rot wie eine Tomate. Oh mein Gott! Julian. Ich weiß es, ohne nachsehen zu müssen. „Zentrale Laura Becker?", „Hallo.", er klingt etwas trüb und er macht kein Witzchen „Ist alles okay?", er schnaubt „Ja. Ich frage mich nur warum ein Fan mit meiner Freundin ist und auch noch kitschige Mädchenabende mit ihr macht.", ich schaue Luisa an. Ich habe nicht mal bemerkt, wie sie Fotos gemacht hat. „Baui hat deine Story geschaut.", sie fummelt sofort hektisch an ihrem iPhone rum. Ju lacht. „Wohin gehts Baby?", ich überlege „Wir wollen feiern gehen heute Abend.", ich bleibe weiterhin bei der Wahrheit. „Welcher Club?", „Weiß ich noch nicht.", und als ich Sofie und Luisa so ansehe habe ich ganz spontan eine Idee „Kommst du mit? Wir rufen auch Luka an.", er lacht „Versuchst du mich mit ner Schwuchtel zu überreden?", oh Julian! „Nein aber vielleicht mit dem Kleid das ich trage. Und den Schuhen.", flüstere ich lasziv und betrachte mich ein weiteres Mal im Spiegel. Er zieht am anderen Ende der Leitung scharf Luft ein. „Wann geht ihr los?", ich lache „Jetzt. Ich schreibe dir wo wir hingehen.", „Okay. Ich liebe dich.", oh! Mein Herz setzt eine Takt aus „Ich liebe dich auch. Bis nachher.", „Bist später Baby.", ich lege auf und sehe die Mädchen auf meinem Bett an. „Mein Freund kommt mit.", murmle ich gespielt entschuldigend. Sofie verdreht die Augen „Ach was. Scheiß verliebte.", ich lache „Hab ich auch mal gesagt.", wir schnappen unsere Taschen und schwingen unsere Ärsche in Richtung Innenstadt. Immer ein angenehmes Prickeln im Bauch und ein angenehmes Ziehen im Unterleib.

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