28.

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Laura

Wir sind seit gut einer Stunde im Club als ich Julian aus den Augen verliere. Sofort erfasst mich ein mulmiges Gefühl. Ich blicke mich hastig nach alles Seiten um und Strecke meinen Kopf so gut es geht über die wabernde, dampfende Menschenmasse doch keine Chance - es ist viel zu voll und viel zu dunkel.
Ich drücke mich an den Leute vorbei zu dem Sofa wo seine Freunde noch sitzen. Der einzige ohne Mädchen auf dem Schoß ist Caz. Ich glaube er hat eine Freundin. "Wo ist Ju?!", brülle ich ihm über den Lärm hinweg ins Ohr. Der Typ reibt sich grinsend die Nase. Ach du heilige! Ich bin schockierter darüber, dass ich mit der Information zufrieden bin als das mein Freund sich gerade bös die Drogen gibt. Na super! Ich kämpfe mir meinen Weg zum Männerklo vor. "He! Das ist die Männertoilette!", ich verdrehe die Augen "Du Fuchs.", ich sehe unter den Türen nach und entdecke seine Schuhe. Ich klopfe vorsichtig. Das Schniefen hinter der Tür hört sofort auf. "Ich bin's.", sage ich vorsichtshalber. Nachher denkt er ich wäre ein Zivilpolizist. Dem klacken des Türschlosses folgt eine Hand die mich schnell in die Kabine zieht und hinter mir wieder die Schotten dicht macht. "Babe bist du irre? Ich hab mich zu Tode erschreckt.", grinst er und küsst mich. Sein Kuss ist kalt und unecht. Ich kann die riesigen Teller im dunklen Braun seiner Augen kaum erkennen, doch wenn ich genau hinsehe sind seine Pupillen riesig. "Willst du auch?", ich weiß nicht. Einerseits niemals aber andererseits... "Ich hab das noch nie gemacht.", er grinst nur "Ich bin ja da Baby. Ich pass schon auf dich auf.", das glaube ich ihm sofort. Hm. "Ich weiß nicht so recht.", er nimmt mich sanft in den Arm. Plötzlich habe ich wieder Zugang zu ihm. Ich kuschle mich kurz an ihn und genieße seinen Geruch.

In meinem Innern tobt ein Kampf zwischen Vernunft und Neugier. Ich habe viele Freunde die Koksen doch ich selbst habe es noch nie versucht. Das weiße Pulver sieht so harmlos aus, doch man weiß nie wie es bei einem selbst wirkt. Andererseits macht Baui das öfter und lebt auch noch wobei er von uns beiden in der physisch schlechteren Verfassung ist. Ich knuffe ihn liebevoll in den Bauch. "Hey.", murmelt er in mein Ohr. Ich kichere. "Ich mag dein Bäuchlein.", er lacht leise "Ich weiß.", damit löst er sich von mir und sieht mich an. Sein Herzschlag so kräftig und schnell aber er wirkt normal. "Okay ich probiers.", er lächelt "Was bin ich für ein schlechter Schwiegersohn.", lacht er. Der Gedanke an meine Eltern lässt mich zweifeln. Ich ringe um ein Lächeln. Vergib mir Mama. Er legt mir eine Line auf seinem Handy. Eine saubere, kleine, weiße Linie. Ich schüttle den Kopf. "Du musst nicht Schatz.", ich schüttle den Kopf erneut "Jetzt rede nicht so.", er grinst "Du musst ziehen. Hier.", ich verdrehe die Augen und nehme ihm den gerollten Hunderter aus den Hand. "Ich weiß wie man das nimmt.", motze ich. Er zeigt keine Reaktion. Okay. Los gehts!

Ich senke mein Gesicht über die weiße Linie und ziehe mit aller Kraft. Als ich mich wieder erhebe lächelt er nur. Oh Gott was tun wir hier! Ich rümpfe meine Nase und schniefe eine Weile dumm vor mich hin. Ich habe das Gefühl das Zeug kommt wieder runtergeflossen. Oh Gott ist das eklig! "Gehts?", er beobachtet mich grinsend doch mir entgeht sein wachsamer Blick nicht. Die Panik die in meinen Kopf steigt scheint sich auf meinem Gesicht zu spiegeln. Ich habe gerade eine Droge genommen! Ich hab Drogen genommen! Ich hab gekokst! Bevor ich beginne hysterisch zu werden kralle ich meine Nägel in seine Oberarme. Scheiße! Er legt den Kopf schief und greift nach meinen Händen. "Oh mein Gott.", ist alles was ich rausbringe. Ich sage es immer wieder. Er erkennt die Situation und nimmt vorsichtig mein Gesicht in seine Hände. "Baby schau mich an. Hier. Schau mich an.", ich fuchtle wie wild mit den Händen vor meinem Gesicht herum. Er lehnt seine Stirn an meine. Seine Haut glüht und er ist verschwitzt. Trotzdem ist es gut seine unmittelbare Nähe zu fühlen. Er nimmt wieder meine Hände und hält sie fest "Baby. Alles gut. Ich bin ja da. Schau ich weiß was alles passieren kann und ich verspreche dir das der Abend geil wird.", ich nicke kaum merklich. Im selben Moment wird mein Kiefer taub und meine Zähne kribbeln. "Oh.", ich reiße die Augen auf. Allmählich versiegt die Angst und Sorge. Ich fühle mich besser. Nein, ich fühle mich eigentlich sogar gut. Krass. Julian grinst und küsst mich kurz bevor er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtet. "Besser?", ich nicke. "Ja. Ich fühl mich gut. Aber ich spüre meine Zähne nicht mehr.", er lacht "Dann wirkts.", und zieht mich hinter sich her zurück in den Club. Die Empfindungen sind gewaltig. Ich nehme die Gerüche, Geräusche und Lichter im Raum viel deutlicher wahr aber mich kann nichts in meiner guten Laune stören. Sogar als mich ein Typ rammt und mir sein halbes Getränk auf meine Hose leert lächle ich ihn nur an. Baui dagegen wütet umher und droht dem jungen Mann Schläge. Es wirkt also doch bei jedem anders. Ich begutachte den Schaden auf meinem Kleidungsstück doch selbst der riesige, nach Bier stinkende Fleck scheint mir nichts zu machen. Ich fühle mich top. Vorsichtig stupse ich meinen Freund an. Er dreht sich sofort zu mir und blickt fragend und etwas amüsiert angesichts meines riesigen Lächelns auf mich herab. "Huh?", ich küsse ihn. Ganz fest. Und dann sage ich es. Leise aber ich sage es: "Ich liebe dich.", er sieht mich einen Moment regungslos an, dann beginnen seine Mundwinkel zu zucken "Schatz du bist auf Koks. Da liebt man jeden.", ich lasse nicht locker. Sag es! "Aber du mich nicht.", er senkt den Blick. "Ich will dir das nicht auf Drogen sagen. Aber ich wäre nicht mit dir wenn...", er wird unterbrochen als ihm Rin auf die Schultern schlägt. Nicht klopft - er schlägt ihm volle Kanne mit den flachen Händen auf beide Schultern und schüttelt ihn durch. Ju schreit nur und beginnt herzhaft zu lachen. Damit ist das Gespräch beendet. "Komm mit.", meint er nur und zieht mich mit sich, mitten auf die Tanzfläche. Tanzen! Ja! Ich beginne mich im Takt der Musik zu bewegen und finde schnell meinen Rhythmus. Julian legt seine Hände auf meine Hüften und grölt wie dumm mit den Songs mit. Seine Jungs - offenbar alle druff - eskalieren um uns herum ebenfalls. Sogar Luca hüpft begeistert mit. Sofie steht neben einem größeren, schlaksigen Typ und hurt schon wieder herum. Ich muss lachen. Kleine Schlampe! Ich bin absolut glücklich. Krass!

Ich weiß nicht wie lange wir in diesem Club sind als Julian plötzlich mit den anderen Jungs verschwindet "Babe bleib genau hier wir klären was.", damit ist er weg. Ich tanze weiter doch bin doch in höchster Alarmstufe. Sofie versucht mich zu trösten. "Komm schon der wird schon wissen was er macht.", ich ziehe eine Schnute. Süß, wie sie versucht mich aufzuheitern. Luca legt seinen Arm um mich und grinst auf mich herab. Durch seine hellblauen Augen sieht man seine Teller übertrieben deutlich. Seine blonden Haare hängen ihm schwitzig ins Gesicht und seine Haut ist gerötet. Das Tanzen geht ihm doch an die Nieren. Nach Ewigkeiten im Glück komme ich langsam runter von meinem Film. Ich bin ziemlich fertig wie ich feststelle. In dem Moment beugt sich Sofie vor und kotzt vor mir auf die Tanzfläche. Okay. Zeit zu gehen. "Weißt du..", ich höre Luca nur halb zu und stütze Sofie so gut es geht. Sie schwankt gefährlich umher. Der Gigolo mit dem sie sich vorhin vergnügt hat ist spurlos verschwunden. Wirklich jetzt? Ekelhaft! Erst als der Name Bausa fällt wende ich mich in die Richtung aus der die Stimme kommt. Ein paar Typen bilden einen Halbkreis um die schwankenden Gestalten. Luca zerrt an der einen Seite an mir und Sofie hängt sich an mich ran wie ein nasser Lappen. Überall ist es heiß und stickig. Hilfesuchend wende ich mich an die Gestalten die auf Unfall zu laufen. Im Dampf der Nebelmaschine erkenne ich nur ihre Umrisse. Doch im nächsten Moment kann ich sie erkennen. Mir wird schlecht. Julian blutet wie verrückt im Gesicht und ist bereits blutverschmiert, ebenfalls Rin und Caz. Die anderen der Gruppe versuchen sie zu stützen und schieben die drei auf uns zu. Doch das Schlimmste ist das Mädchen das Julian im Arm hält und leidenschaftlich küsst. Vor meinen Augen. Oh mein Gott! Dieser Hurensohn! Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf. Ich versuche keinem zu folgen doch die siedend heiße Welle der Tränen, des Ekels und der brennenden Eifersucht fauchen zähflüssig durch meine Adern. Ich muss hier raus. Genau in diesem Moment treffen sich unsere Blicke. Er reißt erschrocken die Augen auf und rappelt sich aus den Armen seiner Freunde. Ich lasse Sofie achtlos fallen und trete einige Schritte zurück. Doch er ist schon bei mir. Seine Hände greifen nach meinen Armen doch ich schlage sie weg. Er bleibt abrupt stehen. "Babe!", er muss brüllen da noch immer dröhnende Musik läuft. Auf einmal ist alles zu viel. Ich will nach Hause. "Fick dich!", kreische ich und versuche zu fliehen doch er hält mich fest. Im Augenwinkel bemerke ich seine Freunde die uns mit schockierten Gesichtern mustern. Da kommt plötzlich ein blondes Geschöpf auf uns zu und greift nach Jus Arm. Siedend heiße Wut kocht in mir hoch. Lass meinem Mann los! "Baui lass die doch. Wer is das?", lallt sie und lacht mich aus wie ich da stehe, meine Schuhe voll mit Sofies Erbrochenem, meine Klamotten aufgeweicht von Schweiß, mein Make-up verschmiert von den Tränen und ich kann es ihr nicht mal übel nehmen. Aber: meine Haare und mein Stolz sitzen noch Schlampe! Kurzerhand packe ich ihre ekligen falschen Haare und zerre sie von Julian weg "Ey was soll das du Hu-", mitten im Satz packe ich ihre Gurgel und sie reißt panisch die Augen auf "Du lässt besser die Finger von meinem Mann du kleine dreckige Schlampe!", brülle ich sie an. Mein Kopf muss hochrot sein. Sie nickt eingeschüchtert und ich lasse von ihr ab. Ju steht neben uns und starrt mich überrascht an. Ich laufe zu ihm und verpasse ihm eine kräftige Schelle. Der Schlag ist so hart, dass ich sogar das Klatschen über die Musik hören kann. Sofort schießen Tränen in seine Augen und er blickt mich reuig an. Ich drehe mich um und versuche irgendwie mich durch die glotzenden Menschen zu winden. Ich habe das Gefühl mir bleibt alle Luft weg. Scheiße! Das war zu viel heute! Meine Augen Versagen ihren Dienst, vor mir flimmern die Bilder nur noch doch ich kämpfe mich weiter durch. Am Ende erfasst mich heischende Panik und meine Knie geben nach. In dem Moment packt mich eine Hand und ich werde zurück gezogen. Ich klatsche mit meiner Wange gegen eine Brust und starke Arme umschlingen mich. Ich kann seinen Herzschlag und Atem hören. Das letzte was in mein Bewusstsein dringt ist sein Geruch und seine Stimme. "Scheiße Baby es tut mir leid.", dann gebe ich mich der friedvollen Dunkelheit hin.

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Längeres Kapitel. :)
Draaama! Ein auf und ab hier!
Ich dachte ich muss Bausa mal wieder zu Bausa machen. ;D
Wie sind eure Ferien bis jetzt?

360° | BAUSAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt