Laura
„Luca wollte später auch noch kommen!", Sophies quirlige Art und die Schuhe um mich herum lenken mich ein bisschen ab. Wir haben vorhin einen Kaffee getrunken und ich habe es endlich geschafft Julian zu antworten. Ich habe ihm geschrieben das ich in der Uni war und jetzt mit Sophie shoppen bin. Er meinte er will mich heute Abend schick zum Essen ausführen und ich habe fast gekotzt. Es ist hart zu wissen, dass dein Freund dich betrügt du aber nichts sagen kannst. Als wir um ein Regal biegen bleibe ich verdutzt stehen. Chiara starrt mich ebenso verwirrt an bis sie mich erkennt „Oh hey du!", sie kommt ganz selbstverständlich zu mir und nimmt mich in den Arm. „Hey! Na auch am shoppen?", „Ja und es nimmt kein Ende.", Caz biegt völlig fertig mit der Welt und drei Tüten in der Hand ums Eck und grinst uns an. Ich muss lachen „Wieso bist du hier und J bei sich zuhause noch immer völlig besoffen?", witzelt er. Ich ziehe die Stirn kraus. Natürlich hat er gesoffen! Er säuft immer wenn er nicht weiter weiß! „Er hat was getrunken?", Caz lacht „Etwas? Der Mann war Knock-out.", Chiara verdreht die Augen „Er hat gesagt er vermisst dich und es tut ihm alles so Leid. Ich hab ihn ja schon öfter betrunken gesehen aber er hat schon lange nicht mehr so gekotzt.", mein Magen krampft sich zusammen. „Er hat mich eingeladen zum Essen heut Abend. Ich hatte Uni deshalb bin ich heim.", murmle ich. Caz lächelt und seine Augen glänzen ein bisschen. „Kleine. Hör zu. Wir alle kennen Julian. Wir wissen was passiert ist.", ich nicke und senke den Blick „Sophie kannst du kurz...", sie nickt eifrig, offenbar erleichtert aus der Situation zu kommen. „Klar. Ich bin bei den Peeptoes oben.", ich nicke. Als ich das Gefühl habe sie ist außer Reichweite wende ich mich wieder den beiden vor mir zu. „Ich weiß nicht was ich tun soll. In der einen Minute ist er der liebste Mensch der Welt und in der nächsten schubst er mich gegen die Wand und brüllt rum.", Caz presst die Lippen zusammen „Ich weiß. Ich werde nochmal mit ihm reden.", doch Chiara schüttelt den Kopf „Nein du redest seit Jahr und Tag mit ihm. Ich werde jetzt mal mit ihm reden.", sie klingt selbstbewusst und sicher. So wie ich noch vor ein paar Wochen. Ich vermisse meine Toughness. „Nein alles gut. Ich werd es selbst versuchen.", Caz lacht doch es klingt seltsam hohl „Das letzte Mal als du es selbst versucht hast, habe ich dich bei Minusgraden halb nackt in Bietigheim aufgesammelt.", ich muss kichern bei dem Gedanken wie sich das anhören muss. „Da hast du nicht ganz unrecht. Ich werde dieses Mal wohl an eine Jacke denken.", er lacht.
In dem Moment klingelt mein Handy. „Wenn man vom Teufel spricht.", murmle ich. Ohne zu überlegen hebe ich ab „Hallo.", Stille. „Julian?", noch immer schweigt er. Chiara legt den Kopf schief. Caz runzelt die Stirn. „Kommst du zurück Kleines?", seine Stimme zittert und ist so leise, dass er nur noch flüstert. Es klingt wie ein tiefer, dunkler Schacht der einen zu verschlingen droht. Und trotzdem bekomme ich eine Gänsehaut. „Aber...", Caz starrt mich perplex an. Ich weiß nicht ob er Jus Worte gehört hat. „Nicht Aber. Du... du fehlst mir ok? Und ich sag sowas nicht oft.", ich presse die Lippen aufeinander. Warum klingt er so anders. Der Groschen fällt als er schnieft. „Hast du...hast du geweint?", ich wende mich ab und laufe in eine ruhige Ecke des Ladens. Er schnieft wieder und macht ein beleidigtes Geräusch. „Nein. Also....", flüstert er. Oh Gott! „Du- Julian du kannst nicht jedes Mal Drogen nehmen!", ich verstumme, es hat keinen Sinn. Caz zuckt zusammen und Chiara verzieht den Mund. Julian seufzt „Weiß ich. War nicht geplant.", er klingt gekränkt. Ich kann nicht anders aber ich muss kichern. „Tut mir leid. Ich...du klingst wie ein kleiner Junge.", ich versuche den Drang zu unterdrücken noch mehr zu kichern. Die Situation ist so absurd. „Ich bin in der Stadt mit Sophie und habe grad Caz und Chiara getroffen.", ich weiß nicht wieso aber ich habe das Gefühl ich muss ihm etwas Unwissenheit nehmen. „Ah. Cool. Sag denen Grüße ja?", ich nicke bis ich merke das er mich nicht sieht „Sag ich.", ich kann hören wie er lächelt. „Kommst du heute Abend jetzt wieder?", ich überlege. Ich weiß nicht ob ich das kann. Aber ich will auch zu ihm. Drauf geschissen. „Ja.", meine Stimme ist nur ein Flüstern „Aber du musst aufhören mir wehtun zu wollen.", er schnieft nur als Antwort „Liebst du mich noch?", oh Julian. „Natürlich liebe ich dich noch.", er macht ein Geräusch, dass wie ein gehüsteltest Lachen klingt. Und erleichtert. „Okay.", ich weiß nicht woher die Tränen kommen die mir die Wange runterlaufen. Ich weiß das er die Worte nie zurück sagen wird und trotzdem bin ich traurig. „Also..", versuche ich mein Schluchzen zu unterdrücken „Ich bin dann heut Abend da.", er sagt eine Weile nichts. Und dann: „Du weißt was ich für dich empfinde. Ich kann's nur nicht sagen. Bitte wein nicht.", ich beginne zu lachen, hohl und sarkastisch. „Klar. Das ist ein Witz Julian. Du empfindest gar nichts für mich.", und die beißende Wut durchzuckt mich mit einer unerwarteten Heftigkeit. Er schnappt nach Luft „Wo bist du?", ich verdrehe die Augen „In der Stadt unten.", er schnieft „Ich hol dich.", „Nein!", „Doch.", „Julian Nein!", „Warum?!", „Weil. Was nützt uns das ficken wenn wir in diesem Sumpf sitzen bleiben!", ein paar Leute drehen sich nach mir um doch es ist mir egal. „Baby bitte. Mach nicht so.", „Mach du nicht so.", damit lege ich auf und marschiere zurück zu Caz und Chiara welche mich schockiert anstarren „Sophie ist noch oben oder?", „Ja. Was hat er-", ich schüttle nur den Kopf und mein wilder Blick scheint Bände zu sprechen „Wenn du versuchen willst den zu bekehren erklär ihm doch bitte das man sich lieben muss wenn man eine Beziehung führt.", schnappe ich und greife nach meiner Tasche. "Ich wünsch euch was.", ich wirble herum „Sophie!", „Bin da.", ich schrecke kurz zusammen. „Wir gehen.", damit rausche ich an Caz und Chiara vorbei aus dem Laden. Sophie folgt mir, mehr erschüttert über meine Tränen als über meinen Abgang.
„Darf ich fragen-?", „Ja es geht um Julian.", sie nickt „Ist er ein Arsch grade?", bei ihrem Tonfall verlangsame ich meine Schritte. „Ja. Ein ziemlicher Arsch.", sie lächelt mitleidig und streicht mir sanft über den Oberarm. „Dein Julian ist Bausa oder?", ich nicke „Ja.", sie schüttelt noch immer ungläubig den Kopf und holt ihr Handy raus. "Luca ist in zehn Minuten am Bahnhof sollen wir ihn holen?", ich nicke und wir machen uns auf den Weg. Ich spüre mein Handy vibireren doch gehe nicht ran. Ich fühle mich als hätte ich einen unglaublichen Kloß im Hals der sich einfach nicht auflösen will.
Luca ist Feuer und Flamme an diesem verregneten Tag. Beinah bin ich überfordert mit seiner übersprühenden Art. Er hat eine Freundin mitgebracht, ihr Name ist Luisa. Sie ist groß, blond und hat eine sehr hohe Stirn mit kleinen, braunen Augen. Ich versuche mich vergeblich darin, ihr etwas Schönheit und Selbstbewusstsein abzuerkennen doch sie wirkt wie eine graue Maus, als wollte sie sich vor der Welt verstecken. Sie erzählt, sie habe sich erst vor einer Woche von ihrem Ex getrennt und will jetzt mit dem Leben durchstarten. Ich verdrehe fast die Augen und schlucke die bittere Galle herunter die mir aufsteigt. Mich erwartet vielleicht dassselbe Schicksal in absehbarer Zeit. Sophie ist begeistert und erzählt ihr das Blau vom Himmel darüber, wie heiß sie aussieht wenn wir mit ihrem Umstyling fertig sind und wie sich ihr Ex dann in den Arsch beißen wird. Am Ende lasse ich mich von ihrer Euphorie über Stil und Mode mitreißen und vergesse für einen Augenblick das Drama um mich herum. Als wir uns in den Park in der Nähe setzen holt sie eine Musikbox raus. Sie tippt an ihrem Handy rum und zwei Sekunden später erreicht eine so bekannte Stimme meine Ohren, dass ich wie ein aufgeschrecktes Reh zusammenfahre und mich erschrocken umsehe. Sophie berührt meinen Arm. Luisa grinst mich dumm an "Ich liebe Bausa oh man. Der ist so heiß!", sie verdreht genüsslich die Augen und ich spüre wie Sophie sich versteift. Ja, der Mann ist heiß. Beinah hätte ich den Mund aufgemacht, doch ich zügle mich und nicke nur mit einem falschen Lächeln. Das ermuntert sie anscheinend so weit, dass sie beginnt mich anzufassen und mir haarklein erzählt wie gern sie seinen Schwanz lutschen würde. Luca lacht sich nur kaputt und pflichtet ihr bei, dass "Baui deine kleine Muschi bestimmt gut bearbeitet.", Sophie schluckt und drückt mein Knie. Doch ich finde es ganz amüsant mir anzuhören was sie sich vorstellt und dabei zu wissen, wie er was davon tatsächlich tut. Während ihrer Ausführung spüre ich meine Libido erwachen. Bilder von gestern und all den Nächten in denen er mich schon geliebt hat flammen vor meinem inneren Auge auf. Mein Blut sammelt sich in meinem Unterleib und meine Nervenenden scheinen zu vibrieren. Bis ich begreife, dass die Vibration von meinem Handy herrührt. Eine Nachricht - die zwanzigste locker. Ich seufze und lege meine Hand auf Sophies "Ich geh schnell telefonieren.", die kleine, mollige Frau nickt.
Ich lese nur die drei untersten Nachrichten wirklich durch. Er vermisst mich. Mein Herz flattert trotz meiner Trauer. Er versucht sich zu ändern. Schlag mich einfach nur nicht! Caz hat ihm meinen Standort mitgeteilt und er holt mich in einer Stunde ab weil Caz meinte ich wäre mit Freunden und würde glücklich sein. Wie gnädig! Ich werde Caz den Schädel dafür einschlagen. Andererseits fühlt er sich wohl dazu verpflichtet die Freundin seines Freundes in Sicherheit zu wissen. Ich öffne die "Telefon"-App und verweile über Julians Namen. Was will ich ihm eigentlich sagen? Alles und nichts. Ich beschließe mich an einen ruhigen Ort zu setzen und meine Gedanken zu ordnen. Ich lasse mich auf einer Bank nieder und spüre die Kälte des Winters unter meine Kleidung kriechen. Ein Pärchen trottet an mir vobei - in gemütlichem Einklang mit sich. Ich vermisse ihn auch. Aber ich bin diejenige die mit der Lügerei angefangen hat. Mein Handy blinkt.
An: Laura
Julian:Ich vermiss dich
Er hat es zehn Mal hintereinander geschrieben. Ich tippe auf die Tastatur.
An: Julian
Laura:Ich vermiss dich doch auch.
Wir müssen an uns arbeiten und endlich reinen Tisch machen. Ich erhebe mich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Wenn er mich deshalb verlässt... Ich bleibe stehen. Dann verlässt er mich. Die Anderen sitzen noch immer lachend da und Sophie hebt fragend ihre Augenbrauen als sie mich erblickt. Ich nicke nur zur Antwort. Eine Stunde noch.
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360° | BAUSA
Fanfiction"Wenn man die ganze Nacht auf High Heels tanzt, sind Sneakers am Tag wie Wolken" Laura führt eine Art Doppelleben. Obwohl sie eigentlich nur niemanden hat, vor dem sie ihre beiden Seiten verheimlichen müsste. Nachts sammelt sie die Scheine vom Bode...