Louis:
Mr Styles Zimmer war sauber und Louis schloss die Tür gewissenhaft ab, bevor er sich auf den Weg zur Polizeistation machte, um seinem Arbeitgeber den Schlüssel wieder zurückzubringen.
Louis nahm den Weg durch eine Seitenstraße, um etwas abzukürzen. Vor einem Hauseingang saßen mehrere Kinder auf dem Bürgersteig und spielten mit Kieselsteinen. Die Kinder waren schmutzig, trugen keine Schuhe und die Kleidung war zerlumpt. Eine Frau trat aus dem Haus und trug ein Kind in den Armen, das in ein schmutziges Tuch gewickelt war. Die kleinen Füßchen, die unten herausschauten, hatten eine ungesunde, gelbliche Farbe und dunkle Flecken.
Das Kind war tot.
Louis sah ins Gesicht der Mutter, die vergrämt wirkte, aber überhaupt nicht zu trauern schien. Vielleicht war das nicht das erste Kind, das sie verlor, oder sie war so sehr mit ihrem harten Leben beschäftigt, dass sie keine Kraft mehr hatte, den Tod ihres Kindes zu bedauern.
Louis ging weiter. Tote Kinder waren hier keine Seltenheit, trotzdem konnte er es sich nicht länger mit ansehen, denn es erinnerte ihn an seine jüngeren Schwestern, von denen er nicht wusste, wie es ihnen ging, oder ob sie mittlerweile nicht auch schon gestorben waren. Krankheiten konnten einen schnell dahinraffen und der Tod trat häufiger ein, als man es glauben mochte. Vielleicht würde er bei seiner Heimkehr eine vollkommen neue Situation vorfinden und dieser Gedanke machte Louis manchmal so große Angst, dass er sich wünschte, nie nach Hause zurück zu kommen. Doch gleichzeitig war da diese Sehnsucht nach der Familie, die ihn dazu antrieb, weiter zu machen, Geld zu sparen und hart zu arbeiten.
Auf der Polizeistation trat er an den Tresen des Wachmannes am Eingang heran. „Ich muss zu Sergeant Styles", sagte Louis laut und mit fester Stimme. Der Wachmann sah ihn an und fragte: „Wollen Sie eine Aussage machen, oder sind Sie von der Presse?"
„Weder noch, ich muss ihm einen Schlüssel zurückgeben."
„Geben Sie ihn mir, ich leite ihn weiter."
„Das geht leider nicht, Sir. Ich soll ihn persönlich abgeben", beharrte Louis und der Mann verdrehte genervt die Augen. „Sergeant Styles befindet sich in einem Verhör. Sie werden wohl noch eine Weile warten müssen."
Und so saß Louis auf einem Stuhl neben der Tür, sah den ankommenden Polizisten nach und wartete darauf, dass Mr Styles auftauchte. Dieser schien einen wirklich langes Verhör gehabt zu haben, denn er kam erst nach einer Stunde in den Vorraum. Eine tiefe Falte auf der Stirn verlieh ihm heute ein besonders grimmiges Aussehen und er gab Louis sein Geld. „Vielen Dank Louis. Es hat etwas länger gedauert, entschuldige bitte."
„Haben Sie einen Verdächtigen gefasst, Sir?", wagte Louis zu fragen und sah den Polizisten an, der knapp nickte. „Ja, vielleicht haben wir Glück und die Mordserie hat nun bald ein Ende." Louis musterte den Mann und ihm fiel auf, dass er ziemlich müde und abgespannt wirkte. Vielleicht lag es auch an dem schlechten Licht, das durch die staubigen Fenster in den Vorraum fiel. „Wen haben Sie?", wagte Louis zu fragen und Mr Styles sagte: „Einen gewissen Zayn Malik, ich glaube, er müsste dir bekannt sein."
Louis blieb fast das Herz stehen. „Zayn?", keuchte er erschrocken auf und machte große Augen. Das konnte unmöglich sein. Zayn war ein Hitzkopf, ja, aber er brachte doch keine Frauen um. Dazu wäre er nicht in der Lage. „Das kann nicht sein, das würde Zayn niemals tun", sagte er schnell. „Wir sind uns nicht sicher, aber viele Indizien deuten darauf hin und bisher hat er kein Alibi für die Tatnacht. Oder kannst du ihn entlasten?" Louis dachte nach. Er hatte keine Ahnung mehr, wann er wo gewesen war und meist konnte er sich auch nicht merken, welches Datum sie hatten. Wie sollte er Zayn da entlasten können. „Nun, wir sind oft gemeinsam in Unterkünften und ich denke, ich hätte bemerkt, wenn er sich davongeschlichen hätte", sagte er schnell. Vielleicht half es Zayn ja.
DU LIEST GERADE
Murder in the streets
Fiksi PenggemarEin Sergeant, wird nach Whitechapel versetzt um die Polizei dort zu unterstützen, die im Fall der ermordeten Martha Tabram ermittelt. Ein junger Mann kämpft sich durch den Alltag im East End und will eigentlich nur eines: zurück nach Hause. Doch da...