7.Oktober 1888 - Vormittag

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Für xxvessaliusxx die heute auch Nachtschicht hat;)

.-.-.-.

Harry:

Er wachte ziemlich jäh auf, weil ihm unglaublich warm war. Heute hatte er frei und das war dringend nötig, denn er war richtig erschöpft. In den letzten Tagen hatte er wenig geschlafen und die Nachtschichten waren sehr anstrengend. Auch heute würde er in der Nacht Patrouille laufen müssen, aber tagsüber hatte er frei. Er drehte sich auf die Seite und sah Louis neben sich. Er schlief noch und war eng an ihn geschmiegt. Harry richtete sich auf und schob Louis sanft aber bestimmt von sich. Der junge Mann murmelte etwas vor sich hin und drehte sich auf die andere Seite.

Wie komisch es war, dass sie so nebeneinander lagen. Harry dachte an die vergangene Nacht und musste lächeln. Es hatte gut getan, einmal Nähe zuzulassen, doch jetzt fühlte er sich etwas seltsam, als wäre das, was gestern Nacht zwischen ihnen passiert war, ein Traum gewesen. Alles kam ihm so unwirklich vor. Sie hatten sich geküsst, er hatte Louis im Arm gehalten und sie hatten gekuschelt, die Nähe des anderen genossen. Aber jetzt?

Louis drehte sich in seine Richtung um und streckte eine Hand nach ihm aus. Er schlief noch immer und Harry nutzte den Moment und stand auf. Louis schlief weiter.

Harrys Hemd war nassgeschwitzt und er zog es sich über den Kopf. Es musste gewaschen werden und er nahm aus einem Schrank eine neues heraus. Immerhin besaß er zwei Stück. Louis hatte nur eines und das lag auf dem Fußboden. Harry hob es auf und ließ den rauen Stoff durch die Finger gleiten. Es schien ziemlich kratzig zu sein und war an den Ärmeln und am Halsausschnitt ziemlich speckig und sollte ebenfalls gewaschen werden, außerdem fehlte ein Knopf, wie Harry beim genaueren Hinsehen erkannte.

Wenig später stand er in einem kleinen Laden an der Commercial Road. Es war eine Wäscherei und sie gehörte einer molligen Frau namens Mulligan. „Wie lange werden Sie für diese beiden Hemden brauchen?", fragte Harry. „Nun, ich kann sie Ihnen sofort waschen, aber es dauert, bis ich sie trocken bekommen habe. Ich kann sie nur im Hof aufhängen und da kommt wenig Wind und Sonne hin." Harry nickte langsam und deutete dann auf Louis' Hemd: „Wäre es wohl möglich auch dort den fehlenden Knopf zu ersetzen?"

Mrs Mulligan reckte das Kinn: „Natürlich. Das kostet dann zwei Pence zusätzlich." Harry griff in seine Innentasche und legte den entsprechenden Betrag wortlos auf den schäbigen Tisch zwischen ihnen. „Vielen Dank, Sir", sagte die Wäscherin und nahm die Hemden entgegen.

Zurück in seinem Zimmer war Louis gerade aufgewacht und stand nur in seiner Hose bekleidet im Zimmer, als Harry hereinkam. „Ich kann mein Hemd nicht finden", sagte er und bückte sich, um unter das Bett sehen zu können. Harry grinste. Es amüsierte ihn, Louis so verwirrt zu sehen. „Ich habe mein Hemd und das von dir in die Wäscherei gebracht. Sie waren schmutzig."

„Wundervolle Idee, aber was soll ich jetzt anziehen? Ich besitze nur dieses eine Hemd." Louis wandte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Ähm, ich habe nur noch das eine Hemd. Ist es dir kalt, dann kann ich es dir geben." Rasch griff er an den ersten Knopf, bereit um es zu öffnen, doch Louis schüttelte sofort den Kopf: „Nein, das ist nicht nötig, ich kann einfach so bleiben, das...das ist gar nicht schlimm. Wenn wir den Kamin wieder anzünden, dann ist es hier sicherlich nicht so kalt." Tatsächlich zitterte Louis beim genauen Hinsehen ein wenig. „Ich hole rasch Holzkohlen, gleich wird dir warm, wickele dich doch nochmal in die Decke, ich bin gleich zurück."

Im Hinterhof gab es einen kleinen Vorrat an Holzkohle und Harry holte einen Eimer davon ins Zimmer. Louis saß in der Zeit auf dem Bett und sah ihm dabei zu. Als die Kohlen brannten und ihre Wärme im Zimmer ausbreiteten, kochte Harry Tee und reichte Louis eine Tasse. „Vielen Dank", sagte er leise und sah ihn kurz an. „Hat es dir gestern gefallen?", fragte er irgendwann leise und Harry hielt beim Trinken inne. Wollte Louis das jetzt ansprechen? Wieso denn das? Er wandte ihm den Kopf zu und sah ihn an. „Was willst du von mir hören?"

Murder in the streetsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt