Kapitel 1

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Kapitel 1:

„Du verdammte Hure" schrie er, als er die Tür zu unserer Wohnung hereinstürmte. Ich konnte schon von weitem seine Alkoholfahne riechen und versuchte die Fassung zu bewahren. Ich wusste was auf mich zukommen würde. Zu oft hatte ich diese Situation schon erlebt, als dass ich jetzt noch auf ein Wunder hoffen könnte – dass er sich endlich ändert, dass er mich in Ruhe lässt.

Auch ich war einmal eine heranwachsende Frau gewesen – eine Frau mit Träumen, eine Frau, die sich schwor, sie würde niemals auch nur einen einzigen Schlag eines Mannes über sich ergehen lassen. Doch oft kommt es im Leben anders.

Ich hatte mich kaum von dem Prügel vom letzten Mal erholt, überall blaue Flecken, Blutergüsse, da schlug er erneut zu. Ich wollte stark sein – nicht weinen, nicht schreien, keinen Schmerz empfinden, ihm sagen, er solle seine dreckige Hand nicht gegen mich erheben, doch ich wusste, es gab keinen Ausweg.

Eine Ohrfeige, dann die Haare, dann ein fester Punch gegen mein Arm – es war wie immer. Er hatte sogar dieselbe Reihenfolge – diesmal aber, diesmal tat es mehr weh. Ich biss meine Zähne zusammen und versuchte nicht zu schreien, aber der Schmerz wurde immer stärker und stärker. „Hör auf, bitte. Ich flehe dich an" heulte ich. Doch ihm war es egal. Das bestärkte ihn nur.  Ich verspürte zweierlei Schmerzen – einen tiefen, ziehenden Schmerz auf meinem Arm, der mich ohnmächtig lassen drohte, und einen Schmerz tief in meinem Inneren, der mir sagte: „Wo willst du hin? Ist die Straße wirklich eine Option? Oder das Frauenheim? Er wird dich finden und dich umbringen."

Meine Kopfhaut kribbelte vor Schmerz, ich fragte mich ernsthaft, ob er mir eine Glatze gerissen hatte. Die Schmerzen waren so schlimm, dass ich kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Ich schrie, denn ich konnte es nicht mehr ertragen. Die Tränen liefen wie von selbst.  Sekunden, Minuten vergingen. Wie lange schlug er jetzt schon auf mich ein? 1, 2 Stunden? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. „Gott, nimm mir mein Leben.".

Plötzlich klopfte jemand an die Tür. Er erstarrte. Ich auch. Aber wer könnte das sein? Natürlich wollte er nicht aufmachen – niemand sollte sehen, wie er es tat. Es reichte schon, wenn sie es hörten. Das Klopfen wurde immer aggressiver, bis die Tür mit einem lauten Knarren aufgebrochen wurde ....

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt