Kapitel 43

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Kapitel 43:

Luan

Geschockt legte ich auf. Ich war wie in Trance und konnte das, was gerade geschah, nicht so recht fassen. Vor ein paar Stunden hatten wir noch nebeneinander gelegen, uns geliebt und uns ewige Liebe geschworen und jetzt sagt sie sowas? Da musste doch etwas faul sein.

Hektisch rannte ich in der Wohnung hin und her und versuchte herauszufinden, was ich machen konnte. Ich müsste in einer Stunde auf Streife gehen, doch mir war im Moment mehr danach alles kurz und klein zu schlagen.

Entschlossen rief ich Marc an und meldete mich krank. Das war nicht mal gelogen. Ich zitterte am ganzen Körper. Vor Wut, vor Fassungslosigkeit und vor Angst sie zu verlieren. Sie konnte das doch unmöglich ernst meinen. Sie liebte mich doch. Das spürte ich. Das hatte sie mir doch gesagt. Wer zum Teufel macht sich ein Tattoo für jemanden den er nicht liebt?! Wer zum Teufel weinte so wie sie es zum Abschied getan hatte für jemanden, den er nicht liebt?! Da musste eindeutig was faul sein.

Wütend schlug ich mit voller Kraft gegen den Boxsack, um Frust abzulassen. Das beruhigte mich genau 20 Sekunden. Danach war ich genauso geladen wie zuvor. Mein Herz raste vor Aufregung.

Schließlich beschloss ich nicht mehr nur herumzusitzen und der Sache auf den Grund zu gehen. Ich rief meinen Kollegen an, um mir ihre Adresse aus der Kartei geben zu lassen, ich wusste sie nicht auswendig.

Energisch nahm ich die Autoschlüssel von der Kommode, zog mir die Schuhe an und rannte los, drehte jedoch wieder um, da ich etwas wichtiges vergessen hatte.

Meine Dienstwaffe. Ich versteckte sie so gut es ging unter meinem T-Shirt und machte mich auf dem Weg zum Auto. Sicher ist sicher, dachte ich.

Zitternd fuhr ich los. Wie es immer ist, wenn man es eilig hat, war gerade ein extremer Stau. Genervt und aggressiv hupte ich mich hervor.

„Verdammt verdammt verdammt. Was, wenn ihr etwas passiert ist? Was wenn er sie bedroht hat? Ich bringe dieses Schwein um" schrie ich vor Wut und fuhr noch schneller - 120 – 130 – 150 – 180 durch die Autobahn, überzeugter denn je, dass ich Jeta kein einziges Wort von dem glaubte, was sie mir eben am Telefon gesagt hatte.

Schließlich kam ich an. Entschlossen stieg ich aus dem Auto und rannte die Stufen hinauf – in den dritten Stock, dort, wo ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Mein Herz machte einen Stich bei dem Gedanken, sie nie wieder sehen zu können oder sie verletzt oder sogar tot dort zu entdecken. Diesem Psychopathen war alles zuzutrauen.

Zuerst läutete ich. Ich läutete und klopfte laut, doch niemand machte auf. Um nicht die Nachbarn auf mich aufmerksam zu machen, indem ich weiterklopfte, trat ich schließlich die Tür ein. Ich hörte keine Geräusche, ich sah auch nichts. Alles wirkte leer. Ich durchsuchte alles. Wohnzimmer, Bad, Toilette, Abstellkammer. Als ich nichts entdecken konnte, ging ich ins Schlafzimmer.

Alles schien normal. Nur Jeta und dieser Hurensohn waren nicht da, aber Möbel und alles war noch da.

Ich öffnete den Schrank, ahnend, was ich sehen würde, und da hatte ich Gewissheit: sie waren abgehauen. Kein einziges Kleidungsstück war mehr im Schrank zu sehen. Lediglich ein weißer, zusammen gefalteter Zettel befand sich darin.

Mein Name stand drauf, in schwungvoller Schrift. Ich entfaltete ihn und las:

"Luan,

mir war bewusst, dass du mich suchen würdest. Es tut mir sehr leid, was ich dir angetan habe. Dass ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe, dass ich deine Zeit vergeudet habe, dass ich dir Gefühle vorgegaukelt habe, die ich nicht ernsthaft empfunden habe.

Luan, es tut mir leid, aber die Wahrheit ist, du warst nur ein Zeitvertreib, eine Ablenkung für mich. Du warst nur eine körperliche Sache, mehr nicht.

Ich hoffe du wirst eines Tages finden wonach du suchst. Doch ich bin es nicht. Mein Mann und ich sind ausgezogen. Wir wollen neu anfangen und uns auch endlich der Familienplanung widmen.

Bitte such mich nicht mehr. Ich gehöre nicht zu dir.

Alles Gute,

Jeta"

Ich las ihn mehrmals. Laut und deutlich. Bei gefühlten 10 Malen hörte ich auf. Mein Herz machte immer wieder einen Sprung, der sich anfühlte, als würde es in 1000 Teilen zerspringen. Nachdem ich diesen Abschiedsbrief so oft gelesen hatte, wurde mir bewusst, dass ihre Worte vielleicht wahr sein konnten. Es klang einleuchtend. Vielleicht war sie nicht die, für die ich sie hielt. Vielleicht brauchte sie wirklich nur Ablenkung und Sex von mir, mehr nicht.

Bei dieser Erkenntnis wurde mir schlecht. Ich sank auf den Boden und probierte wie wild sie nochmal anzurufen, mir das noch ein letztes Mal von ihr sagen zu lassen, doch sie ging nicht rany Enttäuscht ging ich mit schnellen Schritten zum Auto. Als ich den Schlüssel ansteckte, um das Auto zu starten, öffnete sich auch gleichzeitig das Radio.. die CD spielte „Nje jet me ty" ab. Ich hatte noch nie in meinem Leben als Mann geweint, doch in diesem Moment konnte ich meine Gefühle nicht mehr kontrollieren und lehnte mich einfach gegen das Lenkrad, um meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.....

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt