Kapitel 53

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DANKE FÜR EURE GEDULD... Ich freue mich wie immer über Kommentare, Likes, Verbesserungsvorschläge😘

Danke auch für euer unglaublich tolles Feedback für das letzte Kapitel. Das Kapitel hatte ich als einziges von Beginn an geplant. Ich freue mich, dass ich die Message mit Alberts Figur so gut vermitteln konnte ... DANKE💙

Kapitel 53:

Jeta

Als ich vergebens versucht hatte Erste Hilfe zu leisten und schlussendlich kapiert hatte, dass Albert verstorben war, war es über mich gekommen. Ich hatte meinen Kopf auf seine Brust fallen lassen und hatte geweint wie noch nie in meinem Leben. Ich hatte geweint um seinen Tod, ich hatte geweint um alles, was er mir angetan hatte. Ich hatte geweint um das Leid, das ich mein Leben lang erlebt hatte. Und am allermeisten hatte ich geweint, dass Albert von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war.

Ein junger Mann, verlassen vom Glück. Kein einziges Familienmitglied. Niemand, der sich um ihn kümmern konnte. Niemand, der sich um sein Wohlbefinden sorgte. Ein Mann, der in so jungen Jahren ein derartiges Leid erfahren hatte.

Ich dachte immer wieder an die Zeit, in der wir gut miteinander klar gekommen waren. Ich hatte in den letzten Tagen auch versucht mir die Schuld zu geben, für alles was passiert war. Mit seinem Tod hatte ich jedoch eingesehen, dass nur Albert sich hatte retten können. Nur er hätte sich zu einem besseren Menschen entwickeln können. Nur er hatte den Balast, den er noch Jahre nach dem Tod seiner Eltern, Jahre nach der Flucht, mit sich trug, loswerden können. Stattdessen hatte er sich in den letzten Wochen seines Lebens für eine Verschlechterung entschieden.

Ich war verwirrt. Verwirrt, was ich von ihm halten sollte. Ich hasste ihn nicht. Ich war enttäuscht, dass er sich seinen Dämonen gänzlich hingegeben hatte.

Viele unterschätzen die Opfer, die der Kosovo-Krieg gebracht hat. Nicht nur die Toten sind die Opfer. Auch jene wie Albert, hinterbliebene Opfer, die sich niemals hätten entwickeln können, die das niemals hätten heil überstehen können. Ein Krieg hinterlässt noch Jahre danach einen bitteren Nachgeschmack – bei manchen ein bitteres Leben, ein bitteres Ende.

Ich war wie in Trance. Ich bekam kaum noch was mit. Unsere albanischen Nachbarn mussten wohl meine Schreie gehört haben und hatten sofort die Rettung gerufen. Die Ärzte hatten mir das bestätigt, was ich ohnehin schon selbst festgestellt hatte, den Tod.

Florije und ihr Mann kümmerten sich rührend um mich. Ich war zu kaum etwas fähig gewesen. Mein Körper war müde und ausgepowert, ich konnte keine zwei Schritte machen, ohne dass mir körperlich und seelisch alles weh tat. Immer wieder hatte ich das Bild der Leiche vor Augen. Das Bild unserer gemeinsamen guten und schlechten Tage. Ich wünschte ich hätte ihn hassen können. Das wäre viel einfacher gewesen. Doch ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht.

Während die Rettungssanitäter die Leiche abtransportiert hatten, hatten Florije und ihr Mann sich um alles gekümmert. Sie hatten meinen Onkel kontaktiert, ich wusste nicht woher sie seine Kontaktdaten hatten, sie hatten sich um den Papierkram gekümmert.

Mein Onkel und seine Frau hatten sofort den nächsten Flieger genommen. Als ich sie endlich sah, breitete sich Erleichterung, Wohlwollen und Vertrautheit in mir aus. Ich merkte erst jetzt, wie sehr es mir in den letzten Tagen gefehlt hatte, Menschen um mich zu verspüren, die mich bedingungslos liebten. Beide fielen sie mir um die Arme und weinten mit mir. Laut und unkontrolliert.

Als sich Onkel Azem von mir löste, sagte er verdutzt: „Ich verstehe nicht ganz. Er war doch ein gesunder Mann. Was ist denn passiert? Wie konnte das so schnell gehen?".

Florijes Mann platzte heraus: „Bac, der Schein trügt. Er hat allen Anschein nach Drogen genommen. Eine Überdosis, haben die Ärzte gesagt".

Ich sah ihn schockiert an. Tante Merita sah schockiert zu mir, dicht gefolgt von Onkel Azems Blicken, die ebenso einen Schock verzeichneten.

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt