Kapitel 25

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Kapitel 25:

Energisch sagte ich „Gib das her" und zog ich ihr das Handy aus der Hand. Mein ganzer Körper zitterte vor Angst und ich überlegte was ich ihr sagen sollte.

„Das ... keine Ahnung wer das ist. Ich kenne den nicht. Weiß nicht, wieso er mir Fotos schickt. Vielleicht hat er sich verwählt" und lächelte gequält, um nicht aufzufallen.

„Jaaaaa klaaaaaar.. Man, Jeta, ich bin keine 12 mehr. Warum lügst du mich an? Sag doch die Wahrheit!"

„Das ist die Wahrheit, Shqipe. Was für eine Wahrheit willst du denn hören?" entgegnete ich leicht gereizt.

„Jeta, DU hast IHN mit einem Löwen-Symbol abgespeichert. Man speichert Menschen nicht mit Symbolen ab, wenn man sie nicht kennt"

Als ich nichts darauf sagte, forderte sie:

RAUS – MIT – DER – SPRACHE"

Es hatte ja doch keinen Sinn jetzt noch etwas zu leugnen, also beschloss ich reinen Tisch zu machen. Ich wusste und hoffte, dass sie nichts weitersagen würde, wenn ich sie darum bitten würde.

„Also gut, aber vorher musst du auf Gott schwören, dass du es KEINEM, wirklich KEINEM sagst. Und wenn du diesen Schwur brechen solltest, dann wird das Gott damit bestrafen, dass dir deine Zähne und deine Haare ausfallen werden".

„Iiiiiih neeeeein" verzog sie verzweifelt das Gesicht. „Okay, ich schwöre auf Gott, dass ich es nicht weitersagen werde – NIEMANDEM" sagte sie und hielt eine Hand am Herzen.

„Okay, also, das ist Luan. Er ist Polizist. Wir haben uns vor ein paar Wochen kennen gelernt. Ich ... finde ihn interessant. Und, naja, ich schätze ich werde ihm eine Chance geben, sobald ich das mit Albert überstanden habe.

„Und habt ihr ...?" fragte sie und hob dabei provokant die Augenbrauen.

„SHQIPE ... NEIN" sagte ich entsetzt.

„Aber geküsst, oder?"

„Nein, auch nicht" log ich. Sie musste ja nicht die ganze Wahrheit kennen. Ich wollte kein schlechtes Vorbild für sie sein, indem ich ihr erzählte, dass Luan mich geküsst hatte noch während ich in einer aufrechten Beziehung war.

„Ach komm schon. Du weißt aber schon, dass er von der Sorte ist, die eine Frau bei bloßem Ansehen schwängern können. Da willst du mir nicht allen ernstes erzählen, dass da nichts gelaufen ist".

„Nein, und jetzt frag nicht mehr solche Sachen". Langsam machte sie mich unruhig.

„Okay okay, schon gut. Aber er ist Albaner, oder?"

„Ja, er ist Albaner"

"Und ist er so gut aussehend wie auf dem Foto?"

"Noch 100 Mal besser" schmunzelte ich. Es war ja nicht mal gelogen, für mich war er der gutaussehendste Typ den ich kannte.

Shqipe hatte mich noch 1000 Fragen über Luan gefragt, und ganz ehrlich, die Hälfte davon wusste ich nicht mal selber. Ich beschloss, dass ich das ändern müsste.

Die ersten drei Tage bei Onkel Azem waren ziemlich gut verlaufen. Am ersten Tag hatten mich noch alle ob meiner Trennung bemitleidet. Das hatte sich aber danach Gott Sei Dank gelegt und alle waren wieder lockerer geworden und hatten gemerkt, dass es die richtige Entscheidung für mich gewesen war und dass ich besser so dran war.

Tante Merita hatte mich dennoch verwöhnt bis zum geht nicht mehr. Sie hatte mich nach Lust und Laune bekocht, war mit mir shoppen gegangen und hatte mir so ziemlich alles gekauft, was ich nur einmal angeschielt hatte. Shqipe war immer zu mir gesprungen, wenn ich eine SMS erhalten hatte und jedes Mal hatte ich ihr erklärt, dass sie NICHT mitlesen durfte. Sie fühlte sich wie als wäre sie auf einer geheimen Mission mit mir, weil sie dieses Geheimnis kannte.

Luan hatte sich nonstop gemeldet, mir Bilder gesendet, die ich mir zu gerne ansah. Er hatte mich seither eigentlich nonstop angebettelt, ob er nicht doch kommen durfte. Ich war die ersten beiden Tage standhaft geblieben, denn ich war der festen Überzeugung, dass es noch nicht an der Zeit war mich auf was Neues zu stürzen, doch heute hatte ich schon so eine Sehnsucht nach ihm, dass ich drauf und dran war ihn zu bitten zu kommen. Es würde sich auch ganz gut ergeben, da er Frühschicht hatte und so direkt nach der Arbeit los könnte.

Zuerst war mir das unangenehm, ihm einfach zu schreiben, er solle vorbei kommen, doch dann gewann meine Sehnsucht gegenüber meinen Gedanken und ich schrieb ihm.

✉️Luaaaan ... 🙈✉️

✉️Jetaaaaa...🙊✉️

✉️Ähm, also ich hätte eine Bitte ...😩✉️

✉️Ja Baby, was gibt's?✉️

✉️Also, ich vermisse dich und ich würde dich doch sehr gerne sehen? Kannst du vielleicht zu mir fahren? 🤔✉️

✉️Soll das ein Witz sein? Ich habe nur darauf gewartet. Ich habe bis um 16.00 Uhr Schicht und ich fahre los, sobald ich hier fertig bin, Baby. Ich freu mich schon sooooooo. Bis bald und nen dicken Kuss ❤ ✉️

Ich war so froh, dass er das so aufgenommen hatte und wirklich gerne kommen wollte. Erleichtert atmete ich aus und überlegte, wie ein Teenager was ich anziehen sollte. Ich wollte schön für ihn aussehen. Ich wühlte durch meine Kleidung, die ich mitgebracht hatte und durch jene, die mir Tante Merita zugeschanzt hatte.

Als ich alleine einfach keinen Plan hatte, bat ich Shqipe um Hilfe. Natürlich war sie nur zu gerne bereit, denn sie war ja ein Modefreak schlecht hin. Ich sagte ihr, ich würde mit einer Freundin ausgehen und Gott Sei Dank stellte sie keine weiteren Fragen. Schließlich entschied ich mich für eine enge schwarze Jeans, für ein langärmeliges rotes Top, dass vorne geschnürt war, und eng anlag. Bei den Schuhen hatte sie mir welche von sich gegeben. Schöne Schuhe mit 10 cm Absatz, vorne spitz. Insgesamt sah der Look ziemlich elegant, aber doch sexy aus – hoffte ich zumindest.

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir Abendessen gehen würden. Kurz vor 20.00 Uhr schrieb mir Luan, dass er fast da war und ich schon los gehen sollte. Wir hatten uns für ein ruhiges Restaurant, welches ein bisschen weiter weg vom Wohnort meines Onkels lag, entschieden, damit uns auch niemand entdeckte.

Im Bus konnte ich keine Sekunde still stehen. Mein Herz klopfte wie wild, ich zitterte vor Aufregung und hatte eiskalte Hände. „Tief ein- und ausatmen" sagte ich mir immer wieder und versuchte gelassen zu bleiben.

✉️ ich bin schon drinnen, Baby ✉️

Aufgeregt ging ich ins Restaurant rein, froh darüber, dass er sich eine Ecke ausgesucht hatte, wo wir mehr oder weniger ungestört waren. Als ich ihn dort entdeckte machte mein Herz einen Sprung und meine Lippen formten sich automatisch zu einem Lächeln. Er hatte eine Jeans und ein normales, schwarzes Shirt an, aber er sah einfach zum niederknien aus. Und das obwohl er bestimmt hundemüde sein musste.

„Jetaaa .." schrie er aufgeregt „du siehst ...". Ich rannte zu ihm und unterbrach ihn mitten im Satz. Ich wollte diesmal diejenige sein, die die Initiative ergriff, also warf ich mich in seine Arme und küsste ihn ganz ganz lange. Es war ein langer, schneller Kuss, der vor Sehnsucht und Aufregung nur so strotzte und den er nur zu gerne erwiderte. Er wollte sich von mir lösen, um noch etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn mit einem „shhh" und küsste ihn einfach weiter. Ich war noch nicht so weit mich von ihm zu lösen. Natürlich machte ihn das an, denn er umklammerte mich nur noch fester und ließ seine Zunge gekonnt tanzen. Ich fragte mich gerade ernsthaft, ob wir nicht besser in ein Hotelzimmer hätten gehen sollen.

Schließlich löste ich mich doch noch von ihm und setzte mich, sah in dabei an und musste grinsen. Unsere Lippen waren schon ganz angeschwollen vom vielen Küssen, aber das war mir so egal, die Hauptsache war, dass es uns gut ging.

„Huuu" sagte er noch immer benebelt. „Das war jaaa ... du hast es faustdick hinter den Ohren, Jeta ime" sagte er spielerisch und drückte mir nochmal einen ganz kurzen, einfachen Kuss auf meine Lippen.

‚Jeta ime' – das klang so schön. Ich wollte das – seine Jeta sein – sein Leben.

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt