Kapitel 14

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Kapitel 14:

Am Samstag Abend machte ich mich für die bevorstehende Veranstaltung fertig. Solche Veranstaltungen waren mir und Albert immer besonders wichtig, da es uns sehr am Herzen lag unsere Kultur auch weiterhin zu bewahren und wir es einfach unseren Eltern schuldeten, die nicht mehr lebten.

Es war eine Veranstaltung, in der Gedichte vorgetragen wurden, gesungen wurde und zugunsten der Unabhängigkeit Kosovos gefeiert wurde. Eigentlich gab es da nichts zu feiern, denn der Kosovo war völlig herunter gewirtschaftet, korrupt und in solch einer miesen Lage wie noch nie, die Tatsache aber, dass viele Menschen dafür ihr Leben gelassen hatten lies diese Veranstaltung dennoch logisch erscheinen.

Ich hatte mir ein enges schwarzes Kleid angezogen, das schlicht, aber dennoch elegant war, bis unter die Knie ging, dafür aber ein ziemlich offenherziges Dekolletee hatte. Außerdem war das Kleid hauteng und in diesem Moment war ich echt froh, dass sich das viele Joggen und die täglichen Squats ausgezahlt hatten.

Um nicht allzu dunkel zu wirken, hatte ich rote Pumps angezogen und das mit einem roten Lippenstift kombiniert. Die Haare hatte ich mit dem Lockenstab gewellt und die Augen dunkel geschminkt.

Ich mochte es sehr gerne mich herzu richten. Tante Merita meinte immer, dass ich da ganz nach meiner Mama käme, die sehr auf ihr Äußeres bedacht war. Allerdings  gingen Albert und ich nicht oft weg und wenn ich bei der Arbeit war schminkte ich mich nur dezent und trug die Haare fast immer zu, weshalb ich kaum Gelegenheit hatte dies zu tun.

Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegelbild und lächelte mir selbst zu. Ich sah ganz gut aus heute. Ich war nie selbstverliebt oder so, ich hatte aber auch keine Komplexe wie die meisten Frauen in meinem Alter und darüber war ich ehrlich gesagt froh. Wozu seine Zeit damit verschwenden darüber nachzudenken, ob die Lippen zu dünn, die Nase zu groß oder die Hüften zu breit waren, wenn es so viel Wichtigeres im Leben gab? Schließlich ist niemand perfekt, man ist nur für manche Leute perfekt.

Und sofort fiel mir Loui ein, für mich war er echt perfekt. Er hatte tolle Zähne, ein tolles Lächeln, tolle schwarze Augen und einen echt heißen Körper. Und mit dieser Uniform, die er trug sah er noch 10 Mal besser aus. Ich hatte oft von Freundinen gehört, wie sie sich nach Männern in Uniform verzerrten, für mich war das immer lächerlich - bis ich Louis traf. Louis. Gott Sei Dank würde ich bei der Veranstaltung die Gelegenheit haben ihn für ein paar Stunden zu vergessen und andere Dinge zu denken.

Um mich etwas abzulenken schnappte ich mir mein Handy, machte ein Selfie und schickte es Shqipe, weil wir uns immer mal wieder Bilder als Gruß schickten. Wobei sie die meiste Zeit welche schickte und mich rügte, warum ich keine schicke. Keine 2 Minuten später schrieb sie:

✉️ OMFG 🔥 du siehst echt heiß aus, Cousinchen. Wär ich ein Mann würd ich dich echt abschleppen ✉️

Lächelnd tippte ich

✉️ Jetzt übertreib mal nicht, oj qurr 😝😘 ✉️

Als wir im Veranstaltungssaal ankamen umfasste mich augenblicklich ein schönes Gefühl der Zugehörigkeit. Die Musik, die Leute, einfach alles. Es waren gut 200 Leute von groß bis klein gekommen, deshalb hatten wir lediglich einen Stehplatz ergattert, was mich aber soweit nicht störte - ich hoffte nur, dass das meine Pumps auch mitmachen würden.

"Jeta, po shkoj un me pi nje cigare. Vi menjehere" entschuldigte sich Albert und lies mich alleine.

Ich war ganz vertieft in die Tanzgruppe, die sich die typischen Trachten angezogen hatte und kurz vorm Auftritt stand, als jemand meinen Namen rief.

"Jeta"

Verwirrt drehte ich mich zur Seite , denn wir kannten hier nicht wirklich jemanden ... und entdeckte Loui.

Völlig baff starrte ich ihn mit offenem Mund an und fragte mich, was Loui auf einer albanischen Veranstaltung zu suchen hatte. Ich meine, es gab durchaus auch Leute, die ihre Nicht-Albanischen Freunde zu solchen Veranstaltungen mitnahmen, aber, dass ausgerechnet Louis hier erschien war echt ein Riesenzufall.

Er hatte ein weißes Hemd und eine schwarze Hose angezogen und sah einfach so unglaublich sexy aus. Shqipe hätte jetzt bestimmt gesagt "Der sieht so gut aus, sein bloßer Anblick zieht schon Höschen aus". Bei dieser Vorstellung musste ich grinsen, weil Shqipe einfach immer so direkt war.

"Hi" sagte ich knapp, während mein Herz zwanzig Mal schneller klopfte als üblich. "Ähh... was machst du denn hier?"

Er wollte gerade antworten, da kam auch schon eine junge Frau auf ihn zu - blond, blaue Augen und unglaublich hübsch..ich merkte wie ich einen Stich im Herzen spürte bei dem Gedanken, dass das seine Freundin war.

"Luaaaaaan... o shpirti !!!" sagte sie und umarmte ihn heftig, während LUAN ihre Umarmung nur allzu gern erwiderte.

Moment Moment. Ich war völlig schockiert. Warum hieß Loui LUAN? Warum war er Albaner? Warum hatte ich das nie gemerkt? Warum hatte er nie was gesagt? Und wer zum Teufel war diese Frau, die so verdammt gut aussah und ihn so umarmen durfte?

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt