Kapitel 10

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Kapitel 10:

L

Ich war an diesem Morgen früh zum Joggen aufgebrochen und hatte mich diesmal zur Abwechslung für eine andere Strecke entschieden. Schließlich trainierte es sich nicht von alleine für den Iron Man. Also, Sportzeugs an, Kopfhörer rein, und los gings. Ich lief gute 2 km als ich plötzlich eine Frau an einer Parkbank sitzen sah, dir mir sehr bekannt vorkam.

Moment ... das war doch die Krankenschwester - Jeta. Ich sah sie so dasitzen, die Knie hochgezogen, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Komischerweise freute ich mich sie wieder zu sehen - dann auch noch außerhalb unseres Arbeitsumfeldes. In dieser Position, so nachdenklich und in sich gekehrt, sah sie einfach zum anbeißen aus. Also blieb ich stehen und rief von hinten "HEY...".

Keine Antwort. Erneut schrie ich "HEY..." und ging diesmal auf sie zu. Als ich näher kam drehte sie sich erschrocken um und brüllte kräftig "Lassen Sie mich in Ruhe..." ehe sie anfing mir auf die Brust zu trommeln.

Augenblicklich plagte mich das schlechte Gewissen, dass ich ihr scheinbar so einen Schrecken eingejagt hatte. Ich meine, klar, heutzutage passiert ja vieles und dann auch noch am hellichten Tag. Dass sie so schreckhaft war lies sich bestimmt auf die Vorfälle mit ihrem Mann zurück führen, zumindest glaubte ich das. Ich schüttelte den Gedanken weg, denn ich wollte sie nicht mehr damit plagen. Sie würde sich mir schon von sich aus im Laufe der Zeit anvertrauen, wenn es etwas gab. Ich merkte, wie ich so selbstverständlich davon ausging, dass sie in meinem Leben weiterhin eine Rolle spielen würde.

Ich glaube sie merkte nicht mal, dass ich es war. Zumal sie mir ja auf die Brust trommelte und ihr Gesicht gerade mal bis dort hin reichte. Ich nahm ihre Hände, die ganz kalt vor Aufregung geworden waren, von meiner Brust und sagte "Ganz ruhig. Ich bins, L...".

Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, sah sie zu mir hoch und zog zitternd ihre Hände weg. Ich sah ein erleichtertes Gesicht, während ich hörte, wie sie kaum merklich tief ausatmete, nur um dann später wütend zu fluchen: "Sie haben mich erschreckt. Verfolgen Sie mich eigentlich??? Wie können Sie es wagen, mich in aller früh derart zu erschrecken?"

Sie sah so niedlich aus, wenn sie sich aufregte und ich konnte nicht anders als blöd zu grinsen, während ich auf sie herab sah. Ich merkte wie klein sie eigentlich war. Ich hatte nie was für kleine Frauen übrigt gehabt, aber sie, sie war einfach ... eine Ausnahme.

"Das finden Sie auch noch witzig, ja?!" sagte sie ungläubig und schüttelte energisch den Kopf.

"Also erst mal, SIE ist hier gar niemand. Hiermit biete ich dir hochoffiziell das DU an. Immerhin sehen wir uns ja nicht das erste Mal und ich glaube auch nicht das letzte Mal" sagte ich bestimmt.

"Ich kenne Sie nicht" sagte sie knapp und begann weiter zu joggen. Ich beobachtete sie und natürlich wanderte mein Blick auf ihren Arsch. Mein lieber Herr, an dem gab es nun wirklich nichts auszusetzen. Mit diesen Yoga Pants, die sie da
trug kam der noch mehr zur Geltung. Die sollten definitiv verboten werden - da kann Mann ja nicht mehr klar denken. "Hey komm schon, die Kleine ist verheiratet" ermahnte ich mich und versuchte meine Gedanken auf was anderes zu lenken, da es moralisch höchst verwerflich war die Ärsche vergebener Frauen anzuglotzen.

"Hey warte" schrie ich und hob den Ipod auf, der ihr runtergefallen war. Da sie nicht reagierte, steckte ich ihn in die Hosentasche und lief ihr hinterher. Als ich sie erreicht hatte liefen wir ein Weilchen nebeneinander her, ehe sie anhielt und mich böse anstarrte.

"Was?" sagte ich amüsiert. "Ich habe doch gar nichts gemacht, ich jogge nur".

"Und das musst du ausgerechnet im gleichen Tempo und neben mir tun, ja?" sagte sie nur mehr leicht genervt und ich freute mich heimlich, dass sie schon zum Du übergangen war. War ja schon mal ein Fortschritt.

"Tja, ich mache halt gerne Sport mit schönen Frauen.." sagte ich ganz selbstbewusst und bemerkte erst später die Zweideutigkeit, die ich so nicht geplant hatte.

Überrascht lief sie rot an, ehe sie entsetzt stammelte: "Also... das ist ja ...".

Mit dem Satz hatte ich sie wohl, wenn auch komplett ungewollt, genug geärgert, weshalb ich beschloss nicht auf ihre Empörung zu reagieren und es stattdessen etwas milder probierte: "Und wie geht's dir so seit dem letzten Mal? Ich wollt ja zur Untersuchung der Wunde nochmal vorbei kommen" sagte ich, obwohl mein Arm eigentlich so gut wie komplett abgeheilt war. Aber Mitleid klappte bei Frauen ja immer.

Ihre Gesichtszüge erweichten auf einmal und sie strich vorsichtig über meinen Arm, in Gedanken vertieft. BINGO. "Hast du etwa Schmerzen?" fragte sie besorgt und ich war so gerührt von dieser unschuldigen Frage und ihrer wunderschönen Mimik, dass ich sie einfach verblüfft anstarrte. Ich sah ihr wunderschönes Gesicht. Die braunen Augen, die vollen Lippen, die schöne Nase,die rosige Haut.

"Du hast da was" log ich und strich ihr ganz leicht über die Wange, während wir nur Centimeter voneinander entfernt waren, nur um auch nur den Geringsten Körperkontakt aufzunehmen. Ganz leicht strich ich ihr wie in Trance mit der Hand über die Wange und berührte kurz ihre Haare. Noch nie hatte mich eine so einfache Berührung so high gemacht. Ich spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte und ermahnte mich im Stillen: "Alter, komm auf dir klar. Sie ist vergeben".

Sie sah mich eindringlich an, ihre Pupillen stark geweitet, zitterndvor Aufregung. Ich war froh, dass diese Berührung auch etwas mit ihr gemacht hatte und in dem Moment kostete es mich eine Mordsüberwindung ihr Gesicht nicht einfach in die Hände zu nehmen und sie leidenschaftlich zu küssen.

"Ähh. Danke... ich... ähh muss jetzt los" räusperte sie sich und rannte davon. Ich beschloss ihr nicht mehr hinterher zu rennen, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Was war los mit mir? Sie stellte etwas mit mir an. Seit Beginn an. Aber was? Fucking was? Sie war eine vergebene Frau und ich war normalerweise echt nicht scharf drauf die Frauen anderer Männer zu begehren. Aber sie, sie war einfach anders.

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt