Kapitel 5

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Kapitel 5:

Diese pechschwarzen Augen. Sie kamen mir bekannt vor. Genau. Das war der Polizist, der gestern bei uns war. Oh Gott, noch demütigender ging es ja wohl nicht mehr. Konnte ich diesen Vorfall nicht einfach vergessen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Erdboden versunken. Zu allem Überfluss schien er sich noch an mich zu erinnern. Das merkte ich daran, dass er mich erst mit einem mitleidigen, dann mit einem unverschämten Lächeln bedachte. Ich hätte auf der Stelle kotzen können. Wieso dachten Menschen immer, dass Mitleid gut für leidende Menschen war??! Diesmal musterte ich ihn genauer – groß, schwarzes Haar, gut gebaut und ein Drei-Tage-Bart. Na gut, 10-Tage-Bart traf es eher. Er sah gut aus. Wahrscheinlich war er sowas wie ein Sex-Gott für alle Frauen hier. Mir egal, mich ließ sowas kalt.

Er musterte mich eindringlich mit seinen tiefschwarzen Augen, bevor er sich anschließend an mir vorbei schlich, um zu dem Wahnsinnigen zu gelangen. Ich wusste nicht, wie das so schnell hatte eskalieren können. Ich meine, klar, dieser Ort war eindeutig ein Problemviertel, was Drogen angelangte und wir erlebten öfter auf der Arbeit kleinere Überfälle, aber der Typ, der schien noch ganz friedlich, als er reinkam. Erst später, als er länger als 30 Minuten für die Untersuchung hatte warten müssen, war er durchgedreht und begonnen zu randalieren. Ich verstand ja seinen Ärger, aber wir waren ein Unfallkrankenhaus, dass zu allem Überfluss auch noch ständig unterbesetzt war. Mehr als arbeiten konnten wir nicht tun. Ich schätzte, dass es an den Drogen lag. Dass er auf Drogen war bewiesen alleine schon seine blauen Lippen. Schließlich war ich es gewesen, die den Notruf kontaktiert hatte, um Schlimmeres zu vermeiden.

„Komm schon, Junge. Reiss dich zusammen" sagte der Polizist in einem bestimmten Ton.
„Den Teufel werde ich tun. Verschwindet, ihr Arschlöcher. Niemand braucht euch hier. Ihr könnt noch was erleben. Ich warte schon seit Stunden hier. Man lässt mich hier einfach sterben."
Ehe der Polizist was darauf erwidern konnte, rammte er ihm ein Butterfly-Messer in den Arm. „Verfluchter B..." setzte dieser an, ehe sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. Schon kam auch der andere Polizist auf ihn zu, kickte ihm das Butterfly-Messer weg und setzte zur Verhaftung an. „Deine Rechte brauchen wir dir nicht mehr vorlesen, Kleiner, wa?" sagte er. Der verwundete Polizist wollte scheinbar die Verhaftung selbst übernehmen.

Doch da sagte ich: „Halt. Sie bluten ja".
„Ach, was du nicht sagst?! Is' nur 'n Kratzer" sagte er betont gelassen, obwohl ihm das Blut in sekundenschnelle auf den Boden tropfte.
Ich wollte schon einen Einwand erheben, doch Gott Sei Dank eilte mir sein Kollege, der auch beim letzten Mal dabei gewesen war, zur Hilfe. Drohend sprach er: „Jetzt hör mal zu, Prinzessin. Wenn du nicht sofort deinen Arsch ins Behandlungszimmer bewegst, dann wird nicht nur der Arm verwundet sein, sondern auch was anderes".
„Ich fasse es ja nicht, ein Polizist, der einem anderen Polizisten mit Schlägen droht. Ts ts ts".
„Loui, ich meins ernst. Hau ab jetzt".

Widerwillig kam „Loui" mit mir ins Behandlungszimmer. Loui – was für ein schrecklicher Name. Das klang so ... kindisch. Ich meine, so ein großer Mann und dann SO ein Name? Amüsiert grinste ich in mich hinein und bemerkte, dass ich seit Tagen wieder etwas Positives getan hatte. Das schien „Loui" wohl nicht entgangen zu sein. Sofort setzte er an: „Na, geht's besser? Gestern warst du ja nicht so happy. Aber freut mich, dass dich mein blutender Arm derartig aufheitern kann ..."

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt