Kapitel 21

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Kapitel 21:

Jeta

Und wie immer kam die Reue. Kaum war ich reingekommen, sah ich den mittlerweile wieder nüchternen Albert, der sich in Grund und Boden schämte und auf mich zukam : "Jeta... ich ... es tut mir so leid. Ich weiß echt nicht, was in mich gefahren ist."

Diesmal war es aber dennoch nicht wie immer. Diesmal beschloss ich Tacheles mit ihm zu reden. Ich nahm all meinen Mut zusammen und beschloss ich würde jeglichen Mitleid und jegliche Informationen, die ich über sein miserables Leben hatte ausschalten.

"Albert, nein. Wage es ja nicht." sagte ich fest entschlossen, die Zähne zusammen gebissen.

"Es ist einfach alles aus dem Ruder gelaufen, ich werde es nicht wieder tun, ich verspreche" setzte er erneut an.

"NEIN. Ich kann deine Entschuldigungen schon langsam echt nicht mehr hören. Du tust mir weh, dann entschuldigst du dich, nur um mir wieder weh zu tun. Hast du jemals daran gedacht, dass du dir mal professionelle Hilfe holst? Wieso sollte ich mir das länger von dir gefallen lassen, Albert? Meinst du nicht, ich habe genug gelitten? Meinst du etwa ich finde das gut, was du machst? Du wirst eines Tages zugrunde gehen. Du brauchst HILFE" schrie ich erbost und lies ihn nicht zu Wort kommen.

"Jeta... bitte hör..."

"Nein, nein, nein, ich habe es ja so satt mir immer wieder so vieles von dir gefallen zu lassen. Ich bin 25 Albert, verdammt nochmal. Anstatt mein Leben zu leben gebe ich mich hier mit dir ab, in der Hoffnung, dass du dich jemals ändern wirst. So will ich einfach nicht weiter machen, verflucht".

Instinktiv wanderten meine Gedanken zu Luan, diesem tollen Mann, der sich gestern und heute so rührend um mich gekümmert hatte. Wir konnte nicht zusammen sein, weil ich an einen Mann gebunden wahr, der mich nicht glücklich machen konnte. Früher hatte ich immer gedacht es sei nur der Rauschzustand, der mich gestört hatte, aber spätestens seit Luan hatte ich erfahren, dass es NICHT normal ist, wenn man beim Küssen, beim Sex, bei Berührungen nichts fühlt. Auch das war ein Indiz für eine schlechte Ehe. Früher hatte ich diese Gefühlsneutralität als Normal, dem Alter entsprechend abgetan, aber Luan hatte mich mit einem Kuss und vielen Liebkosungen eines besseren belehrt. Ich war ihm so dankbar dafür, egal was kommen würde.

"Jeta.. ich änder mich... versprochen."

"Nein Albert, ich will die Scheidung. Ab heute sind wir getrennte Leute. Such dir Hilfe! Du kannst hier in der Wohnung bleiben, so lange du eine Bleibe findest, aber ich werde mich von dir trennen. Ich möchte das nicht länger mitmachen" hielt ich entschlossen fest.

Plötzlich schluchzte und weinte Alberte. Er kniete sich nieder und bat mich abermals um Verzeihung. "Jeta bitte, du kennst doch meine Beweggründe. Bitte." sagte er und klammerte sich an mein Bein.

"Ich werde meine Meinung nicht ändern. Dass ich deine Beweggründe kenne, bedeutet noch lange nicht, dass ich alles tolerieren muss. Ich verstehe ja, dass du unter Alkoholeinfluss nicht du selbst bist, aber weisst du wann du du selbst bist? Wenn du nüchtern bist! Wenn du weisst, dass du in betrunkenem Zustand Leuten weh tust, warum tust du es dann dennoch? Warum?"

"Ich ... ich weiß es nicht.." sagte er kleinlaut.

"Wie gesagt, bleib solange du was anderes findest, aber ich werde mich trennen. Ich wünsche dir alles Gute und dass du das überstehst, aber ich werde dir nicht mehr beiseite stehen" sagte ich.

"Wieso bist du nur so? Hast du etwa einen anderen kennen gelernt?" fragte er mich.

Ich erstarrte auf der Stelle. Meine Hände wurden kalt und ich begann zu zittern. Mit Mühe schluckte ich den Schock weg und stotterte: "Wwas ... wie kommst du denn .. darauf?"

Oh heilige Scheisse, was wenn er was wusste, was wenn er mich und Luan bei der Veranstaltung gesehen hatte? Was, wenn er herausgefunden hatte wo ich gestern Nacht war? Panik überkam mich.

Er antwortete: "Weil du dich so plötzlich von mir trennen willst, wegen eines Ausrutschers. Außerdem ist es schon lange her seit wir das letzte Mal intim waren. Das ist doch auch nicht mehr normal."

Und da rastete ich aus: "ein Ausrutscher. Einen verdammten AUSRUTSCHER nennst du es, wenn du dir die Kante gibst und mich nach Lust und Laune verprügelst??? Ich glaub ich spinn ja wohl. Und warum sollte ich mit einem Mann schlafen wollen, der mich kurz zuvor verprügelt hat? Sag mir, warum?"

"Weil wir verheiratet sind... verheiratete Menschen tun sowas.. sie schlafen miteinander, verzeihen einander.."

"Meine Entscheidung ist endgültig. Ich werde mir bei der Arbeit freinehmen und ein paar Tage zu Onkel Azem fahren. Wenn ich wieder zurück bin, möchte ich, dass du bereits weg bist" sagte ich, rannte ins Schlafzimmer, wo ich mich einschloss und meinen Chef anrufen wollte, um nach einem kurzfristigen Sonderurlaub zu fragen. Natürlich waren einige Nachrichten von Luan gewesen:

✉️Jeta, bist du schon
zuhause? ✉️
✉️Hallo? ✉️
✉️Jetaaaaaa ✉️
✉️ Jeta, alles in Ordnung? Ich mache mir Sorgen ✉️
✉️ Schatz, wenn du jetzt nichts antwortest komm ich vorbei und sehe persönlich nach dem Rechten ✉️

✉️Mir gehts gut. Ich rufe dich später an ✉️ schrieb ich. Ich hatte seine Nummer mit einem Löwen-Symbol gespeichert und musste kurz schmunzeln. Luan, MEIN Löwe. Bald würde uns nichts mehr im Weg stehen. Bald würde ich ihm eine Chance geben müssen. Bald käme das große Glück für mich.

Entschlossen rief ich meinen Chef an und lies mir kurzerhand einen einwöchigen Urlaub genehmigen. Ich konnte von Glück reden, dass ich den bekommen hatte.

Ich rief Onkel Azem an, um meinen Besuch anzukündigen. Natürlich freuten sich alle wie als wäre Weihnachten und ich war gerührt darüber, dass ich noch immer willkommen war und sie als Familie zàhlen konnte.

Schnell packte ich meinen Koffer und kam etwas später aus dem Zimmer, um zum Bahnhof zu fahren. Der Zug würde in 1 Stunde fahren.

Albert sah mich traurig an und sagte: "Jeta, bitte, geh nicht. Verlass mich nicht. Ich tu alles, damit es besser wird. Ich mache einen Entzug, versprochen."

So sehr es mich in dem Moment schmerzte, sagte ich fest entschlossen: "Albert, meine Entscheidung ist bereits getroffen" und verließ die Wohnung mit Tränen in den Augen, die ich versuchte mit aller Macht zu unterdrücken.

"Gott, stehe mir bei. Gott, bitte stehe vor allem ihm bei" dachte ich und wagte einen neuen Abschnitt in meinem Leben. Ich hatte den ersten Schritt in eine neue Zukunft gewagt - eine ungewisse Zukunft.

Një jet me tyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt