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Zuhause angekommen, schmiss ich meinen Rucksack direkt in die nächstbeste Ecke und trottete die Treppe hinauf in mein Zimmer.
Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen, dachte nach. Es war bereits so lange her, doch ich fühlte mich wie verfolgt von dem Schmerz, den ich durch Ten erfahren musste und den ich seitdem nie wieder fühlen wollte.

Ich war, soweit ich mich erinnern konnte, schon immer nicht wirklich darauf aus gewesen, eine Beziehung mit jemandem einzugehen. Seitdem mein Vater damals unsere Familie, wie ich Jahre später herausgefunden hatte, für eine andere Frau verlassen hatte, begann ich erst eher unbewusst damit, Verlustängste zu entwickeln. Eomma hatte Appa geliebt, ich hatte ihn geliebt, und als er ging, brach eine düstere, leere Zeit ein. Aus dieser Zeit hatte ich bereits gelernt, dass es umso mehr weh tun würde, je mehr man einen Menschen liebte.

Ich konnte wirklich froh darüber sein, dass ich damals bereits meine heute immer noch engsten Freunde um mich herum hatte, sonst wäre ich vermutlich in ein noch tieferes Loch gefallen.

Die Jungs waren vermutlich der Grund dafür, wieso ich nie zu einem wirklichen Vorzeigeschüler geworden war. Ich war vermutlich derjenige in unserer Gruppe, der sich am ehesten an Regeln hielt und vermutlich am wenigen selbstbewusst war, doch ich schätzte meine Freunde und ihre verrückten Aktionen jedes Mal aufs Neue.

Mit dem Beginn der Highschool wurde das Schwänzen der ersten Schulstunden, das FIFA-Zocken mit Yuta oder das Bummeln im Einkaufszentrum mit Mark und Donghyuck irgendwann zu meinem Alltag. Meine Noten begannen demnach natürlich, schlechter zu werden und meine Mutter und ich begannen, uns zu streiten, als sie mich aufgrund meiner Leistungen zur Rede stellen wollte und ich sagte, ich hätte besseres zutun, um dann möglichst schnell aus dem Haus zu flüchten und mit meinen Freunden zur nächsten Party zu gehen.

Mit der Highschool veränderte sich einiges und vor allem das Thema Beziehungen trat immer öfter in den Vordergrund. Mir wurde oft gesagt, die Jungs und ich gehörten zu den Beliebtesten unseres Jahrgangs, und diese Annahme trug immer mehr Konsequenzen. Ich konnte mir nicht erklären wieso, doch man konnte sagen, ich wurde vom Großteil der Mädchen umzingelt, fast schon begehrt.

Sie sprachen mich auf Feiern an, fragten nach meiner Nummer oder nach Treffen.
Ich hatte oft darüber nachgedacht, mich auf eines dieser Mädchen einzulassen, natürlich interessierte ich mich dafür, endlich Erfahrungen im Bereich Liebe und Beziehung zu machen, wie meine Freunde es bereits taten. Doch mein Versprechen an mich selbst, mich nicht durch Liebe an jemanden zu binden, hatte ich nie vergessen, und ich hielt mich daran.

Ich redete mir einfach weiterhin ein, ich bräuchte nichts weiteres als meine Freunde. Ich hatte alles was ich wollte, ich hatte gute Leute um mich, gehörte zu den begehrten Schülern im Jahrgang und feierte heftige Partys, ich brauchte keine Beziehung, keine Mädchen, keine Liebe.

Ich brauchte niemand anderen, niemand neuen, bis er kam.

trust issues - jaeyongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt