Schnell hopste ich die Treppen zu unserem Wohnbereich hinunter, während ich mir die Jeansjacke über die Schultern schmiss und wollte gerade in den Flur einbiegen, als das Rufen meiner Mutter aus der Küche ertönte.
„Wo gehst du jetzt noch hin?" Leise seufzend machte ich auf dem Absatz kehrt und erblickte sie, wie sie skeptisch im Türrahmen angelehnt stand.
„Zu Mark, wir treffen uns heute nur als kleine Gruppe und-" - "Taeyong, du weißt, ich freue mich, dass du so viel mit deinen Freunden unternimmst, aber sag' mir zumindest Bescheid, wenn du planst, zu gehen. Ich kenn' dich doch." Ich nickte ergeben und sie fuhr nachdenklich fort: "Gestern warst du doch auch schon wieder bis spät abends unterwegs mit diesem.."
"Jaehyun?" fragte ich unsicher und mein Herz machte einen kleinen Satz, als sein Name fiel. "Jaehyun, hieß er, stimmt! Wie kommt es überhaupt, dass ich den Jungen noch nie zuvor gesehen habe? Dabei haben wir uns nur zufällig getroffen, als er dich zur Haustür begleitet hat, also so ein charmanter Kerl, und so höflich-"
"J-Ja, also, wie auch immer, ich geh' dann mal, bis dann!" winkte ich schnell ab und drehte mich wieder um, in der Hoffnung, man merkte mir meine Röte gerade nicht an. Eomma lachte und verschwand wieder in der Küche, während ich nur noch in meine Sneaker schlüpfte und schließlich das Haus verließ.
Mark hatte heute Abend sturmfrei und wollte ursprünglich nur Haechan und mich einladen, um seinen anstehenden Geburtstag bereits etwas mit uns zu vorzuplanen, doch er hatte mich vor ein paar Stunden angerufen und vorgeschlagen, dass ich doch Jaehyun mitbringen könnte, da wir uns aktuell doch sowieso "ein Herz und eine Seele seien".
Obwohl ich daraufhin zunächst etwas verwirrt war, willigte ich ein, denn ich freute mich insgeheim tatsächlich auf einen lustigen Abend mit Jaehyun und den beiden Idioten.
Jaehyun und ich waren seit dem chaotischen Tag, an dem wir nach der etwas anderen Konfrontation auf dem Flur gemeinsam geschwänzt hatten, vermutlich noch mehr zusammengewachsen als ich mir vor einigen Wochen noch vorgestellt hätte.
Wir hatten uns öfters zu zweit getroffen, mehrere Abende an der frischen Abendluft verbracht und ich vertraute ihm zum ersten Mal immer mehr Geschichten aus meiner Vergangenheit, aus meinem Leben an. Ich hatte ihm selbst die Geschichte um meinen Vater anvertraut, als mein Kopf auf seinem Schoß lag, während wir auf dieser Parkbank saßen und er hatte mir beruhigend über die Wangen und durch die Haare gestrichen, als er sah, dass ich beim Erzählen weinen musste.
Doch genauso gut stellten wir fest, dass wir über jeden Scheiß reden und lachen konnten. Wir ärgerten uns, machten Dummheiten und Witze übereinander. Es wurde einfach nie langweilig, seitdem ich Jaehyun in meinem Leben akzeptiert hatte.
Selbstverständlich hatte ich oft an den Moment zurückgedacht, indem wir uns so nah gekommen waren und es fast zu einem Kuss gekommen wäre. Ich wusste irgendwo tief in mir, dass es nach wie vor diese unausgesprochenen Dinge zwischen uns gab, und vor allem, dass Jaehyun mich längst nicht mehr kalt ließ, seitdem wir so viel Zeit zusammen verbrachten.
Wir hatten mehr Körperkontakt, wir umarmten uns öfters, gingen und saßen dicht beieinander. Allerdings waren wir uns nicht noch einmal so nah gekommen, wie an diesem Tag.
Ich schluckte und biss mir auf die Unterlippe, als ich an den Moment zurückdachte, als Jaehyuns Lippen das erste Mal meinen Hals berührt hatten. Als er kurz davor war, sie danach auf meine eigenen treffen zu lassen. Ich spürte, dass ich diese Spannung zwischen uns fast schon etwas vermisste. „Verdammt, lass das" flüsterte ich mir selbst zu und schüttelte den Kopf. Es war vermutlich besser so, wie es jetzt war. Wer wusste schon, was die Zukunft mit sich bringen würde?
DU LIEST GERADE
trust issues - jaeyong
FanfictionAufgrund seiner schweren Vergangenheit verspricht Taeyong sich selbst, sich nie zu verlieben, um nicht verletzt zu werden. Als sein Leben grauer und trostloser nicht sein könnte, tritt plötzlich ein Junge in sein Leben, welcher dieses komplett auf...