20 • obvious

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Sekundenlang verharrten wir einfach so dicht voreinander, während niemand von uns auch nur ein Wort sagte.

Ich sollte nach dem unschönen Zusammenstoß mit Jooheon von eben so wütend sein, doch jetzt, wo Jaehyun vor mir stand, fand ich mich nur noch irgendwo zwischen Nervosität, Wohlgefallen und Verwirrung wieder.

Und das überforderte mich.

Meine Atmung war mittlerweile ruhiger und trotzdem schlug mein Herz mit jeder Sekunde heftiger gegen meinen Brustkorb, in der Jaehyuns dunkle Augen mich förmlich in ihren Bann zogen.

Ich war immer noch wehrlos an die Spinde hinter mir gepresst, doch ich hatte bisher keine Anstalten gemacht, das zu ändern.

Weder ich, noch Jaehyun konnte sich aus irgendeinem Grund entfernen, doch plötzlich erwachte ich aus meiner Trance, zuckte heftig zusammen.

Was war das hier gerade?

Wohin entwickelte es sich?!

Was tat Jaehyun hier überhaupt und wieso ließ ich mir so etwas einfach gefallen?!

"Ich-" brachte ich heraus und räusperte mich, "I-Ich muss in den Unterricht"

Ich begann, mich leicht von ihm wegzubewegen und brach endlich den intensiven Blickkontakt ab. Nun realisierte auch Jaehyun die Situation und blinzelte ein paar irritiert.

"Oh- klar, ähm-" Jaehyun entfernte sofort seine Hand von meiner glühenden Wange und trat von mir zurück, während alles in mir so sehr kribbelte, dass es schon fast zu viel war.

"T-Tut mir leid.." meinte er stotternd und fasste sich an den Hinterkopf, doch da hatte ich mich bereits von den Spinden abgestoßen, um mich mit einem verzögerten "Ja, ähm.. Bis dann" etwas in die andere Richtung des Flures zu begeben, doch Jaehyun wollte mich aufhalten.

"Hey, ich.. wollte dich doch eigentlich noch fragen ob-"

"S-Sorry, ich- also ich muss dringend los"

Mit diesen Worten drehte ich mich ohne zu zögern um und beschleunigte meinen Gang, ließ den Braunhaarigen mit verdutztem Blick einfach dort stehen, doch ich hatte keine andere Wahl.

Diese Situation, diese erneute Nähe zu Jaehyun, diesmal im nüchternen Zustand und trotzdem noch intensiver, war zu viel. Zu plötzlich. Zu falsch.

Ich erwischte mich dabei, wie ich begann, zu hoffen, dass das alles sich nicht in eine Richtung entwickeln würde, die ich noch bereuen würde.

Ich kannte Jaehyun kaum. Er war nicht von geringster Bedeutung für mein Leben, bloß ein Junge aus der Schule, der eben hilfsbereit war.

Nicht mehr, nicht weniger.

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"A-Aber er stand so dicht vor mir! Genau so!" Ich gestikulierte aufgebracht umher und zeigte Mark mit Daumen und Zeigefinger eine Distanz von vielleicht fünf Zentimetern, während der Blondhaarige sich seufzend durch seine leichten Locken fuhr und bloß ein weiteres Mal in die Chipstüte neben sich griff.

"Klingt echt interessant.." meinte er dann langsam nickend und sein verdächtiger Unterton war nicht zu überhören.

"..Was?" hakte ich langsam nach und richtete mich auf, so dass ich nun aufrecht in Marks Bett saß und den Jüngeren im Stuhl vor mir ansah.

"Naja, ich mein.. So wie du es jetzt erzählt hast, hast du ja auch nicht wirklich was dagegen unternommen dass er dir so nah-"

"D-Das war doch nur, weil ich so geschockt war! So nah ist er mir nicht mal nach der Sache mit der.. mit der Party gekommen.."

trust issues - jaeyongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt