27.Kapitel

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Sobald Mira wieder im Badezimmer verschwunden war, erhob sich Liam vom Sofa. Unruhig und auch etwas irritiert richtete er seinen Blick auf die geschlossene Tür, hinter der sich das Mädchen gerade fertig anzog, dass er so gern hatte. 

//Was machst du nur mit mir, kleines Ding? Das wird nicht gut enden, wenn das so weitergeht....// seufzend fuhr er sich mit der rechten Hand durch sein Haar.

Widerwillig wusste er, dass er nun Abstand zwischen sich und das Mädchen bringen musste, bevor sie wieder aus dem Badezimmer kam. Aus diesem Grund verließ er lautlos sein Zimmer und achtete darauf, dass die Tür keinen Laut machte. Danach ging er auf das nächste Dienstmädchen seines Vaters zu, dass sich kurz verbeugte, als es ihn sah. Sie hatte ein hübsches, ovales Gesicht, schwarze, hochgesteckte Haare und braune Augen. Wie alle Dienstmädchen, die in diesem Haus herumgingen trug sie ein sehr kurzes, blaues Kleid mit einer weißen Schürze und einem weißen Häubchen.

-Was wünscht ihr, junger Herr?- fragte sie lächelnd, bestimmt nicht älter als vierundzwanzig.

Sein Stiefvater liebte es, wenn seine Bediensteten ihn mit -Herr- anredeten, wie es in den alten Zeiten im Haus von reichen, einflussreichen Familien üblich war. Noch dazu liebte er junge, hübsche Angestellte, wobei ihm dabei gleichgültig war, ob es sich um Mädchen oder Jungs handelte. Liam selbst hatte noch nie viel von den Vorlieben seines Stiefvaters gehalten, konnte es den Bediensteten aber auch nicht abgewöhnen ebenfalls mit ihm und anderen Gästen so unterwürfig umzugehen.

Er sah dem Mädchen die ganze Zeit in die Augen, während er sprach, um die Ernsthaftigkeit seiner Worte zu unterstreichen.

-Sieh bitte zu, dass das Mädchen, das bald aus meinem Zimmer kommen wird, sich nicht in diesem Haus verirrt. Kümmere dich um sie, wenn sie etwas braucht und bleib bei ihr, bis ich wieder da bin. Ich brauche etwas Zeit für mich und möchte nicht gestört werden.- 

//So ein süßer Tollpatsch wie sie manchmal ist, würde sie es wirklich zu Stande bringen sich in diesem Haus zu verirren. Grrr... Was denke ich da schon wieder?! Ich muss mich zusammenreißen und versuchen ihr nur gleichgültige Gefühle gegenüber zu haben. Bei allen anderen schaffe ich das ja auch. Wieso ist es dann bei ihr nur so schwer?//

Das Mädchen vor ihm verneigte sich noch einmal nach seinen Worten und antwortete dann mit gesenktem Blick.

-Natürlich, junger Herr. Ich werde mich gut um das Fräulein kümmern.- 

Nach dieser Bestätigung bewegte er sich von ihr weg und steuerte geradewegs auf seinen privaten Trainingsbereich zu. Dieser befand sich hinter einer kaum auffälligen Tür, die man nur sah, wenn man nach ihr suchte. Außerdem war der ganze Raum schalldicht und so gut wie unzerstörbar, weshalb er sich darin so viel austoben konnte, wie er wollte.

Endlich in dem riesigen Zimmer angekommen, ließ er seine Hand über die verschiedensten Waffen gleiten, die auf einem Tisch aufgereiht, geschärft und bereit zum Einsatz lagen. Schließlich entschied er sich für die Shuriken und schaltete den Simulationsmodus an. Nun würde er alles herauslassen, im Kampf gegen sein eigenes ich.

~~~~~

Einige Minuten zuvor

//Eigentlich ist Soul ja schon recht nett zu mir und so heiß....aber fühle ich mich wirklich von ihm angezogen oder manipuliert er meine Gefühle irgendwie? Das würde mich hier nämlich am Geringsten wundern....//

Nachdenklich blickte Mira in den Spiegel. Ihr Spiegelbild starrte lächelnd zurück. Vermutlich noch immer wegen dem Kuss von vorhin.

//Andererseits schien er teilweise von sich selbst verwirrt zu sein, also wird er mich vermutlich nicht manipulieren....Die anderen finden ihn aber noch immer gemein und teilweise haben sie Angst vor ihm. Möchte ich mit so jemandem zu tun haben? Ich kenne ihn ja kaum....Natürlich habe ich mich bereits sehr gut mit ihm verstanden bevor wir uns persönlich begegnet sind, aber das war irgendwie anders....//

Etwas nervös drehte sich das Mädchen zur Badezimmertür und biss sich leicht auf ihre Unterlippe.

//Wie soll ich mich nun ihm gegenüber verhalten? Normal oder doch anders? Oh Gott, wieso ist diese Situation nur so schwierig!? Ich gehe einfach mal wieder zu ihm nach draußen!- beschloss Mira schließlich und verließ das Badezimmer.

Sie setzte ein charmantes Lächeln auf und blickte zu dem Sofa, auf dem Soul noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Doch er war nicht mehr am selben Ort. Als sie sich im Raum umblickte wurde ihr Blick zunehmend verletzter, aber auch wütender.

//Nach so etwas haut er einfach ab und lässt mich ohne ein Wort zurück!? Wenn ich den in die Finger bekomme, kann er was erleben. Er ist mir jetzt sowas von eine Erklärung schuldig!// mit wütenden Schritten verließ sie sein Zimmer und sah sich mit den langen Gängen konfrontiert.

//Ach ja...Ich habe keine Ahnung wo genau er stecken könnte....// seufzend sah sie sich um.

In diesem Moment kam ihr ein auffallend hübsches, junges Mädchen entgegen und lächelte sie an.

-Guten Abend, junges Fräulein. Der junge Herr hat mich gebeten nicht von deiner Seite zu weichen, bis er wieder zurück ist. Kann ich irgendetwas für dich tun?- fragte sie mit höflicher Stimme und schien jedes Wort ernst zu meinen.

Etwas perplex starrte Mira sie kurz nur an, bis sie sich wieder besinnte und antwortete.

-Das ist sehr freundlich. Ich würde gerne wissen wo er sich zur Zeit befindet.-

Das Mädchen vor ihr senkte etwas ihren Blick.

-Es tut mir leid, aber der junge Herr wollte nicht gestört werden. Vermutlich befindet er sich gerade in seinem privaten Trainingsbereich.- erklärte sie.

-Aha.- antwortete Mira knapp.
-Wo ist denn dieser Trainingsbereich?- fragte sie dann nach, mit unschuldiger Mine.

-Der ist immer nur dem Gang folgend da hinunter, bis man zu einem Gemälde kommt, auf dem ein Mann aus Schatten abgebildet ist, auf der gegenüberliegenden Seite. Wobei die Tür ist schwer zu erkennen, selbst mit einer sehr detaillierten Wegbeschreibung.- erzählte sie und soweit Mira das beurteilen konnte, sagte sie die Wahrheit.

-Dann könntest du etwas für mich tun.- erklärte Mira nun lächelnd.

-Was ihr wünscht, junges Fräulein.-

-Bring mich zu diesem besagten Raum.-

Das Dienstmädchen schien kurz zu überlegen, nickte dann aber schließlich und ging voraus.

-Wenn ihr mir nun folgen würdet....-

Nach ungefähr fünf Minuten deutete das Dienstmädchen auf eine versteckte Tür, die kaum zwischen der Wand zu erkennen war. Mira konnte keinen einzigen Laut aus dem Raum hören, was ihr ziemlich eigenartig vorkam.

-Du bist sicher, dass er hier ist?- fragte sie darum nach.

Das andere Mädchen nickte zustimmend.

-Dann ist ja gut!-

Admira hatte bereits den Raum betreten bevor sie das Dienstmädchen noch ansatzweise daran hätte hindern können und sah sich, noch immer wütend, nach Soul um.

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