*Sicht Patrick*
Ich belud gerade das Auto mit Einkaufskörben. In paar Stunden würde Manuel aufkreuzen und ich hatte mich noch nicht drum gekümmert, irgendetwas leckeres auftischen zu können. Zumal ich noch paar Kleinigkeiten besorgen musste.
Als ich nochmal ins Haus ging, um mein Portemonnaie zu holen, sah ich wie Talia auf dem Stuhl saß und sich die Schuhe zuband. Lächelnd lehnte ich mich in den Türrahmen und sah meiner Tochter bei dem versuch zu. Als sie die Schleife gebunden hatte, sah sie auf und grinste. „Geschafft." „Du hast Entenfüße", entgegnete ich kichernd und ging auf sie zu, um ihre Schuhe neu zu binden. „Eigentlich kann ich das", wandte sie protestierend ein, doch ich lachte nur weiter. „Eigentlich."
„Darf ich vorne sitzen?", fragte sie und machte schon die Beifahrertür auf. „Der Kindersitz ist hinten", antwortete ich nur und ging um das Auto rum. Ich hörte, wie sie leicht genervt aufstöhnte, die Beifahrertür zu warf und die hintere öffnete.
Im Supermarkt angekommen, nahm ich Talia an die Hand und ging mit ihr über den Parkplatz, um einen Einkaufswagen zu holen. „Ich will rein", jammerte sie und hielt sich am Rand des Wagens fest. Mit einem Schwung hob ich sie hoch und setzte sie in den Wagen. Ich selbst hatte es als Kind ebenfalls geliebt, mich dort rein zu setzten. Warum auch immer Kinder das so toll fanden. „Wir brauchen Kekse", freute sie sich, als wir durch den Gang voller Süßigkeiten mussten. „Wir haben zuhause noch etwas", murmelte ich nur, mit dem Blick auf der Einkaufsliste, die ich geschrieben hatte.
Zwei stunden später waren wir mit dem Großeinkauf fertig. Erschöpft machte ich den Kofferraum zu und trug den letzten Korb mit Lebensmitteln ins Haus. Talia war schon damit beschäftigt, so einiges wegzuräumen. „Hier, ein Knoppers." Ich reichte ihr einen und strich ihr über ihr seidiges Haar. Breit grinsend nahm sie den Knoppers und öffnete ihn. Ich hatte mich doch noch dazu überreden lassen, süßigkeitenen zu kaufen. Ich konnte ihr nie wirklich einen Wunsch abschlagen.
Während ich den Einkauf verräumte, saß Talia auf der Küchentheke und aß ihre Kleinigkeit. Ich driftete mit den Gedanken weg. Wiedermal spukte Manuel in meinem Kopf. Ich war schon etwas nervös, weil er wieder kam. Und dieses Mal blieb er etwas. Es wäre unnötig, so einen langen weg auf sich zu nehmen und dann nur ein zwei Tage zu bleiben. Wie würde es wohl sein, so lange aufeinander zu hocken? Ich rieb mir über mein Gesicht. Erhoffte er sich vielleicht das gleiche, wie ich? „Ich geh in den Garten, Papa", unterbrach Talia mich. „Gut, gut", antwortete ich leicht geistesabwesend. Schon stürmte sie los. In Socken. Ich verdrehte die Augen, ließ sie aber machen. Über die dreckigen Socken konnte ich mich auch aufregen, wenn ich die Wäsche waschen muss.
Gegen Vier Uhr deckte ich den Tisch mit Kaffee und Kuchen. Ich wusste, dass er um diese Zeit bald kommen müsste. Schließlich war die Ankunftszeit seines Zuges um halb Vier. Dann noch mit dem Bus hier her und schon war er da.
Der Kaffee schnurrte durch die Maschine, als es an der Tür klingelte. Ich erschrak richtig und blickte in den Flur. „Ich mache auf!", schrie Talia und sauste an mir vorbei, zur Tür. Ich lief schnell hinter ihr her. „An die Regeln hältst du dich auch nie", murrte ich, als ich sie erreichte. Ihre Hand lag schon auf dem Türgriff. „T'schuldige, Papa", hauchte sie frustriert und nahm die Hand weg. „Denk einfach daran, es können immer böse Menschen klingeln", meinte ich lächelnd. Sie nickte. „Aber es ist doch Manuel." „Weißt du es?", fragte ich, und griff jetzt selbst an die Tür. Ich drückte die Klinke und machte sie auf.
Und da stand er. Seine Haare in einem Zopf, ein weißes T-Shirt und eine Jeans, neben ihm ein Koffer. „Manu!", kicherte Talia und rannte, natürlich wieder in Socken, zu ihm und umarmte seinen dürren Körper. „Na du kleiner Fratz", lächelte er und wuschelte ihr durch ihr Haar, weswegen sie ein helles lachen erklingen ließ. Dann sah Manuel auf, zu mir. Ein grinsen lag auf seinen Lippen, welches ich damals so gemocht hatte.
„Talia, Socken aus", sagte ich zu ihr, als sie wieder ins Haus wollte. „Bring sie gleich ins Wäschezimmer", fügte ich noch hinzu. Die Kleine gehorchte, zog die Socken aus und trabte fröhlich los. Manuel kam auf mich zu und stand etwas schüchtern vor mir. „Schön, dass du da bist", lächelte ich ebenso verklemmt. „Komm doch erstmal rein." Ich trat zurück, sodass er samt Koffer an mir vorbei konnte.
Als er seine Schuhe auszog, musterte ich ihn. Hübscher Mann. „Die ist echt aufgeweckt", sagte Manuel, um sich irgendwie zu Unterhalten. „Und anstrengend", gluckste ich. Manuel erhob sich grinsend aus der Hocke. „Ach komm, ich muss dich umarmen", sagte ich jetzt und machte einen Schritt auf ihn zu. Es schien ihn zu überfordern, dass ich meine Arme fest um ihn legte, denn für einen kurzen Augenblick war er Stocksteif. Doch dann erwiderte auch er die Umarmung. Ich meinte zu hören, wie er leise glückliche schnaufte. Ich war irgendwie erleichtert, dass er wirklich gekommen war. Erleichtert, dass er jetzt hier war.
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Vergangenheit / Kürbistumor
Fanfiction"Such den Kontakt." Das hatte mein Bruder Peter zu mir gesagt, als mein Freund mich verlassen hatte. Und das habe ich getan. Jahre ist es her, seitdem ich ein Wort mit Zombey, Maudado und Patrick ausgetauscht hatte. Und Patrick war der erste, den i...