*Sicht Patrick*
„Papa, Papa." Sachte rüttelte mir jemand an der Schulter. Müde öffnete ich meine Augen und blinzelte erstmal paar Mal, bis sich meine Sicht klarte. „Papa, ich habe Hunger." Talia schaute mich traurig an. Sie kniete neben der Matratze, wo ich lag. Manuel hatte sich an mein Rücken gekuschelt. Ich hob meinen Kopf an. „Guten Morgen, Schatz. Geh doch schon mal in die Küche, ich komme gleich nach." Ich strich ihr kurz über ihren kleinen Kopf. „Na gut", antwortete sie mir, bevor sie aufstand und in den Raum ging, wo sich die Küche befand. Ich seufzte und schlug die Decke zurück. „Ich werde Brötchen holen gehen", murmelte Manuel hinter mir. „Du bist wach?", fragte ich verwundert und drehte mich. „Natürlich." Er schlug auch bei sich die Decke weg und stand auf. Er streckte sich und man hörte, wie sein Rücken knackte. „Du wirst alt", bemerkte ich lachend. „Reib' mir das bloß nicht unter die Nase", gab er lachend zurück. „Ihr könnt ja den Tisch decken und Eier machen oder so. Ich hole die Brötchen. Fünfzehn Minuten." Ich nickte ihm zu und stand ebenso auf. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Manuel schmunzelte, ging dann aber ins Bad.
„Hast du gut geschlafen?", fragte ich Talia. „Das Bett war so schön groß. Ich will auch so ein Bett haben", antwortete sie mir. Sie saß auf der Theke und wackelte mit den Beinen hin und her. „Denkst du nicht, du gehst darin verloren und ich muss dich jeden Morgen suchen, wenn ich dich wecke?", fragte ich in gespielt besorgter Stimme. „Du hast doch auch so ein großes Bett und gehst nicht drin verloren. Wieso sollte ich denn dann verloren gehen?", fragte sie verwirrt zurück. Ich lachte. Kinder. War ja klar, dass sie diesen Witz nicht verstand. „Hier, stell das auf Manus Esstisch." Ich reichte ihr drei Tassen. „Okay". Schon hüpfte sie von der Theke runter und ging zum Tisch.
„Ziehen wir hier her?", fragte sie mich, als sie zurück kam. „Wieso sollten wir?", fragte ich zurück. „Weil verliebte Leute doch zusammen wohnen." Mit Manuel zusammen wohnen wäre bestimmt wunderbar. Er liebte mich und Talia und Talia liebte ihn. „Das ist kompliziert. Das wirst du verstehen, wenn du größer bist", sagte ich dann aber nur. Ich wollte jetzt nicht so ein Gespräch führen, wo ich die Liebe erklären musste. „Liebt ihr euch doch nicht? Ich dachte Manuel ist mein zweiter Papa, weil meine Mama ist er ja nicht." Sie schaute zu mir hoch. Ich seufzte und reichte ihr das Besteck. „Hör zu. Manuel hat hier sein Leben und wir beide haben unser in Hamburg. Es ist schwer das aufzugeben, was man sich aufgebaut hat." „Das verstehe ich nicht. Wieso zieht Manuel nicht zu uns? Er hat doch keine Kinder." „Bring das Besteck weg." Ich biss mir auf die Unterlippe. Es ist viel zu früh, um das alles zu besprechen. Sei es mit Talia oder mit Manuel. Wir waren ja nicht mal ein Paar und ich wusste auch nicht, ob ich dazu bereit war mit meinem Exfreund wieder eine Beziehung einzugehen.
*Sicht Manuel*
„Fünf normale Brötchen bitte", sagte ich zu der Bäckereifachverkäuferin. „Noch was?", fragte sie lieb, als sie die volle Tüte auf die Anrichte legte. „Ne, das war's. Oder, ehm, ein Schokobrötchen noch." Das würde ich Talia geben. Kinder mochten sowas doch. Ich hoffte nur, dass es okay war. Nicht, dass Patrick nicht wollte, das sie sowas aß. Ich wusste es nicht. Aber wenn nicht, würde er es essen. Da war ich mir sicher.
Ich bezahlte noch meine Sachen und ging dann mit den beiden Tüten zurück zu meiner Wohnung, wo mich schon ein gut gedeckter Tisch erwartete. „Gibst du mir mal den Korb, der da steht?", fragte ich Palle. Er griff nach dem Brotkorb, legte noch eine Servierte rein und reichte ihn mir dann. „Danke." Ich schüttete die Brötchen hinein. „Was ist da drin?", wollte Talia wissen. Sie zeigte auf die Tüte. „Eine Überraschung", grinste ich nur. Dabei schob ich die Tüte ein Stück von ihr Weg. „Eine Überraschung?", fragte Palle mit hochgezogener Augenbraue. „Für mich! Nicht für dich, Papa." Talia verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Weißt du es?", lachte Palle. „Ihr könnt es euch auch teilen", meinte ich jetzt. Man könnte meinen, beide wären Kinder. „Mit Papa teilen geht nicht. Der beißt immer ab und dann ist schon die Hälfte weg." Schlaff ließ sie ihre Arme fallen. „Dann nur schnell zum Tisch, damit ich dir bloß nichts wegfutter." Patrick scheuchte Talia lachend zum Tisch. Kopfschüttelnd folgte ich ihnen und setzte mich neben Talia auf den freien Platz.
„Ich will die Überraschung." Talia sah mich an, so, als würden ihre Augen gleich hinausfallen. „Patrick, kommst du kurz?", wandte ich mich jetzt an ihn. „Ja klar", sagte er nur und stand schon auf. Zusammen gingen wir in die Küche. „Ich habe ein Schokobrötchen gekauft." Ich reichte ihm die Tüte. „Isst sie sowas?" „Klar." Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Das ist echt süß von dir, dass du dich so kümmerst." Auch ich musste nun lächeln. „Sie ist wirklich ein wunderbares Kind. Ganz der Vater." Patrick machte einen Schritt auf mich zu und legte seine Hände an meine Wangen. „Du tust ihr wirklich gut. Und mir auch." Dann küsste er mich sanft. „Ich liebe dich ja auch", gab ich nur flüsternd zurück. „Das sich das alles nochmal so entwickelt", lachte er nun. Seine Hände ließ er wieder sinken. „Wie meinst du das?", fragte ich. „Naja, hättest du vor paar Jahren gedacht, dass wir wieder zueinander finden?" „Nein, ich hätte auch nie gedacht, dass du ein Kind haben wirst und ich es anscheinend mit großziehen muss." Patricks Augen weiteten sich, als er meine Worte hörte. Dabei war es gar nicht böse gemeint. „Müssen tust du gar nichts, Manuel. Wir können es auch sein lassen." „Nein, das. Palette, das war nicht so gemeint. Ich freue mich ja, nur ist es schon etwas komisch das Kind zu hüten, was man so gerne selbst hätte mit dem Mann, den man liebt. Und jetzt ist es das Kind irgendeiner Tante, die sich nicht mal drum sorgt." Patrick seufzte. „Manu, es ist nicht nur für dich schwer. Auch ich und sie leiden darunter, dass ihre Mutter sich nicht interessiert. Gerade Talia versteht es noch nicht ganz, dass ihre Mutter von einen auf den anderen Tag weg war und sich nicht mehr meldet. Sie fragt ständig nach ihr und seit sie dich kennt fragt sie, ob du jetzt ihr zweiter Vater bist." Ich runzelte die Stirn. „Ich? Vater?" Patrick sah wieder auf und lehnte sich dann gegen die Theke. „Du würdest ein Klasse Papa sein. Du gehst super mit ihr um." „Kann schon sein, aber, das ist noch so ein weiter weg." Ich sah in Patrick zweifelndes Gesicht. „Einen Weg, den wir beide schaffen. Den wir zu dritt schaffen." Jetzt stieß er sich von der Theke ab und umarmte mich. Es tat gut umarmt zu werden. „Aber nächstes Mal musst du zwei Schokobrötchen mitbringen. Das muss man als guter Freund und Vater schon wissen", hauchte er in mein Ohr. Freund und Vater. Diese beiden Worte jagten mir eine angenehme Gänsehaut in meinen Nacken. „Ist gebongt", kicherte ich und drückte ihn, meinen Freund, näher an mich.
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Vergangenheit / Kürbistumor
Fiksi Penggemar"Such den Kontakt." Das hatte mein Bruder Peter zu mir gesagt, als mein Freund mich verlassen hatte. Und das habe ich getan. Jahre ist es her, seitdem ich ein Wort mit Zombey, Maudado und Patrick ausgetauscht hatte. Und Patrick war der erste, den i...