Zu viel Wein

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*Sicht Patrick*

Ich drückte Talia ein Kuss auf die Stirn und zog ihre Decke noch bis zum Kinn. „Schlaf gut mein Schatz", hauchte ich und verließ ihr Zimmer. Es war schon nach Zehn Uhr. Lange hatte sie sich geweigert schlafen zu gehen, doch dann war sie nur noch am gähnen und ist fast am Tisch eingeschlafen, weswegen ich ihr Bettzeit verordnet hatte. Ohne Gemecker.

„So, jetzt sind wir alleine", seufzte ich erleichternd, als ich mich Manu gegenübersetzte. Wir saßen immer noch draußen. Das Wetter ließ es zu. Manuel lächelte mich sanft an. „Möchtest du noch was?", fragte ich und hob die Flasche Rotwein an. Manuel schob mit seinen Fingern das Glas ein Stück nach vorne, was mir signalisierte, dass ich was nachschenken sollte.

Die Grillen zirpten angenehm und am schwach beleuchteten Abendhimmel sah man ab und zu eine kleine Fledermaus, die sich Insekten suchte. „Ich beneide dich um dieses Haus", murmelte Manuel nach einer Zeit. Ich sah ihn an. Er aber schaute zum Himmel empor. „Wie wohnst du denn?", fragte ich ihn. Nun sah er zu mir. Das Licht der Kerzen, die gegen Insekten helfen sollte, flackerte in der Spiegelung seiner grünen Augen. „Kleine Wohnung in Essen." Ich nickte und nippte an meinem Glas.

*Sicht Manuel*

Der Wein wurde immer leerer, bis wir eine zweite Flasche anfingen. Wir unterhielten uns viel über die YouTube Zeit und schwelgten in den schönsten Erinnerungen. Und selbst unsere frühere Beziehung kam zu Wort und durch den Alkohol, war das alles nicht mal so schlimm. „Ich hatte lange schon keinen mehr", schmunzelte Palle und lehnte sich zurück in seinem Stuhl. „Keinen was?", fragte ich leicht verwirrt. „Sex" , lachte er dann. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Ich auch nicht", murmelte ich dann. Patrick sah zu mir. In seinem Blick lag irgendwie Hoffnung aber auch Angst. „Du hattest doch erst eine Beziehung", stellte er dann fest. „Das heißt nicht, dass man regelmäßig Sex hat", gab ich dann zurück. Es war komisch darüber zu sprechen. Gerade mit ihm.

Jetzt beugte Palle sich vor, sodass er halb über dem Tisch hing. Ich musterte ihn. Bekam der Alkohol ihm nicht? „Alles okay?", fragte ich also leicht besorgt. „Manuel, ich habe dich wirklich vermisst", hauchte er dann. Ich blinzelte irritiert, lächelte aber dann sofort unkontrolliert. In mir tanzten die wildesten Gefühle und es war einfach wunderbar, so etwas zu hören. Und ich wusste, er meinte es vollkommen ernst.

Ich beugte mich nun auch vor und nahm seine große Hand, die er auf den Tisch gelegt hatte. „Ich dich auch, Palettchen." Seine Finger verschränkten sich mit meinen und von meiner Hand, welche seine so innig Berührte, ging eine angenehme Wärme aus.

Der Alkohol tat uns beiden wohl nicht gut. Wir saßen hier, lächelten uns an. Es kam mir sogar so vor, als würde er mich verliebt anlächeln. Doch das machte der Alkohol, da war ich mir sicher. „Du bist wunderschön. Noch immer, nach all den Jahren", wisperte Palle dann. Meine Mundwinkel zuckten nach oben und wie Automatisch, rutschte ich auf meinem Stuhl nach vorne, um ihn noch näher sein zu können. Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit in diesem Augenblick, war überwältigend.

Auch Palle rutschte nach vorne und unsere Gesichter waren so nahe, sodass ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Wollte er es auch? Wollte er mich so sehr wie ich ihn? Ich spürte, wie seine freie Hand sich an meinen Hals legte und langsam nach hinten in meinen Nacken glitt. Mein Herz begann zu Rasen und wenn ich gestanden hätte, hätten meine Beine mich sicherlich nicht mehr getragen. Und dann zog er mich leicht nach vorne und unsere Lippen trafen sich.

Der leichte Geschmack von Rotwein lag auf ihnen. Seine Lippen waren weich, wie früher. Seine Bartstoppeln kitzelten mich leicht aber dennoch war dieser zärtliche Kuss wunderschön. Langsam bewegten sich unsere Lippen aufeinander und ich wollte, dass es nie wieder endete. Seine Hand hielt mich bei ihm, unsere Finger verharrten in der Position, verschränkt auf dem Tisch.

Als wir absetzten, ließ ich meine Augen noch kurz geschlossen. Es war, als wäre das alles gerade nur ein Traum gewesen. Doch als ich sie langsam öffnete, sah ich in seine bernsteinfarbenen Augen, wie sie mich glücklich anfunkelten.

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt