Papa und Papi

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*Sicht Patrick*

Die Tage verstrichen und die Beziehung zwischen mir und Manuel festigte sich. Wir saßen gerade im Park und beobachteten, wie Talia Enten mit Körnern fütterte. Extra hatten wir dafür was gekauft. Ich erlaubte es nicht, die Tiere mit Brot zu füttern.

„Herrliches Wetter", seufzte Manuel neben mir. Er ließ sich etwas tiefer sinken und lag nun halb auf der Bank, auf der wir saßen. „Das du nicht wegen deiner Allergie rumheulst, wundert mich", gab ich lachend zurück. Manu warf mir sofort einen bösen aber dennoch belustigten Blick zu. Lachend sah ich wieder nach vorne. Ich musste schließlich aufpassen, das Talia nicht ins Wasser fiel. Zwar konnte sie schwimmen, aber meine Angst, dass ihr was passieren könnte, war immer präsent.

Als ich meine Tochter so zusah, kam mir wieder dieser Gedanke auf. Diese Frage, die mir, seit ich Manuel wieder hatte, in meinem Kopf schwebte. „Glaubst du, wir können mal eine richtige Familie werden?" Fragend sah ich in seine Richtung. In seinem Gesicht konnte ich erkennen, dass er überlegte. Angestrengt schaute er zum Teich mit den Enten. „Warum sollte es nicht funktionieren?", fragte er dann ganz ruhig. „Naja, wegen der Entfernung." Manuel starrte immer noch nach vorne. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Man muss ja nicht direkt zusammen ziehen nur, weil man zusammen ist." Jetzt sah er mich an. „Ja schon aber, du hast dein Leben in Essen und ich meines mit Talia in Hamburg. Damals ist unsere Beziehung genau deshalb kaputt gegangen. Ich habe Angst, dass es wieder so wird. Dass das Pendeln zwischen Essen und Hamburg für uns zu viel wird und alles zerbricht. Jetzt sind ja nicht nur wir zwei die Leidtragenden, sondern auch mein Kind." Ich knabberte mir nervös auf der Unterlippe rum und sah in sein Gesicht, welches die Stirn in Falten liegen hatte. „Das ist Vergangenheit, Palle. Also ich kann glaube besser damit umgehen, als früher. Ich weiß, dass ich dich liebe und es dumm wäre, dich und auch Talia, wieder aufzugeben. Aber dennoch. So sehr ich es auch wollen würde, direkt zusammen ziehen ist zu früh. Lass uns es einfach so weiter machen wie zuvor. Ich besuche dich regelmäßig und du besuchst mich, wenn Talia Ferien hat. Und wer weiß, wenn es soweit ist, dann ziehe ich gerne nach Hamburg." Jetzt grinste er mich breit an.

„Ich habe keine Körner mehr." Talia kam zu uns gelaufen und unterbrach somit das doch ernstere Gespräch zwischen mir und meinem Freund. Seufzend öffnete ich den Rucksack und gab ihr etwas des Entenfutters in die Hand. „Aber nicht zu viel, sonst bekommen sie Bauchweh und das willst du bestimmt nicht." „Nein. Bauchweh sind blöd." Und schon hüpfte sie zufrieden wieder Richtung Teich. Schmunzelnd sah ich ihr nach. „Palle, mach dir bitte nicht so viele Gedanken um unsere Zukunft. Wir schaffen das schon, okay?" Manuel legte seinen Arm um mich und drückte mir ein Kuss auf die Wange. „Wenn du das sagst", gab ich lächelnd zurück und küsste ihn dann auf die Lippen, was er zärtlich erwiderte.

*Sicht Manuel*

„Ich schnapp dich!", rief ich und streckte meine Arme nach vorne aus. Talia jedoch wich geschickt aus und somit fiel ich auf mein Sofa hinauf. Das glückliche Lachen ihrerseits erklang und auch ich musste losprusten. Ich drehte mich auf den Rücken und atmete erst einmal durch. Das spielen mit ihr, welches ich übernommen hatte, war wirklich anstrengend. Da merkte man doch schon mein Alter. Als ich da so lag, schloss ich kurz meine Augen. Das half mir mehr beim Verschnaufen. Doch Talia gab mir keine Zeit. Mit einem Sprung landete sie auf meinen Schoß. Vor Schreck stöhnte ich laut auf, musste aber sofort lachen. Mit meiner Hand wuschelte ich durch ihr braunes Haar.

„Essen ihr beiden Kinder", rief Patrick uns dann. „Oh ja!" Talia sprang von mir runter und lief zum Esstisch, welcher Patrick gedeckt hatte. „Kinder?", fragte ich, als ich mich setzte. „Ihr seid beide kleine Quatschköpfe", antwortete er dann. Mit einem Löffel tat er Talia Kartoffeln auf ihren Teller. „Du auch", grinste ich zurück. „Wir alle", meinte Talia dann. „Weil wir eine Familie sind. Papa ist mein Papa und Manuel ist mein Papi." Als sie das sagte, sah ich zu Patrick und auch er sah mir in die Augen. Mein inneres fing an zu Kribbeln. Sie hatte mich als zweiten Vater akzeptiert. Ich wusste nicht wieso, aber es machte mich genauso glücklich wie die Tatsache, dass Palle mich liebte.

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt