Die Fragen in meinem Kopf

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*Sicht Patrick*

Gestern lag ich noch eine geraume Zeit wach. Und nun schien die Sonne in mein Schlafzimmer hinein. Langsam öffnete ich meine Augen und sah direkt in das liebliche Gesicht meines Exfreundes. Ich blinzelte, damit meine Sicht klarer wurde. Manuel schlief noch tief und fest.

Um ihn nicht zu wecken, rutschte ich so sachte es ging von meinem Bett, schlüpfte in eine Jogginghose und ein Shirt, ehe ich aus dem Zimmer schlich, leise die Tür hinter mir schloss und in die Küche ging. Ein Blick auf die Uhr des Ofens zeigte, dass es gerade Mal sieben Uhr früh war. Kein Wunder das er noch schlief. Und vermutlich würde er auch noch lange schlafen. Ebenso meine Tochter.

Ich stellte die Kaffeemaschine an und öffnete den Kühlschrank, um etwas Gurke aufzuschneiden. Talia mochte Gurke zum Frühstück als Knabberei. Brötchen würde ich gleich vom Bäcker um die Ecke holen. Schließlich wollte ich ein schönes Frühstück aufdecken können für meinen Gast. Ob er sich auch solche Gedanken darum machte, was passiert war? Ich ließ die Gurke mit Wasser überlaufen und legte sie dann auf ein Brett ab, um gleich darauf mit dem Messer dünne Scheiben abzuschneiden. Hätten wir wirklich miteinander geschlafen, wenn ich nicht abgebrochen hätte? Wäre es wirklich passiert und hätten wir es bereut? Oder hätten wir es nicht bereut? Ich schob die fertigen Scheiben auf einen sauberen Teller, stellte diesen in den Kühlschrank und stellte das dreckige Geschirr in die Spülmaschine. Hätten wir vielleicht danach kein Wort mehr miteinander gesprochen, weil es zu unangenehm gewesen wäre? Und wie war es jetzt? War es nicht auch schon unangenehm, weil es fast passiert war? Weil wir beide zu tief ins Glas geschaut hatten und unsere alten Gefühle wieder hochgekommen sind? Oder war es nur bei mir der Fall gewesen? Aber wieso hat Manu dann mitgemacht? Ich schüttete Milch in eine Tasse und goss den Kaffee drauf, um gleich darauf mit einem Löffel umzurühren. Wäre es wie sonst auch, zwischen ihn und mir oder würden wir uns voreinander schämen?

Die Fragen hingen in meinem Kopf, immer wieder kamen neue dazu und brachten mich durcheinander. Wieso wollte ich gestern unbedingt mit Manuel schlafen? Wieso hatte ich dieses Verlangen nach ihm, seiner Liebe und seiner vollkommenden Zuneigung, so, wie er mir sie früher gegeben hatte. Ich trank meinen Kaffee leer, ehe ich mich ins Badezimmer begab und eine erfrischende Dusche nahm. Auch hier glitten meine Gedanken nur zu Manuel. Langsam griff ich an meine Unterlippe und legte meine Finger sachte daran. Die Küsse, die wir uns gegeben hatten, waren so wunderschön gewesen. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen war so atemberaubend. Ich liebte das Gefühl wie früher. Ich mochte seine Anwesenheit, sein Aussehen, seinen Charakter. Konnte man das wiederkehrende Liebe nennen? Liebte ich ihn oder liebte ich es nur, dass er mir so ein Gefühl von Heimat gab? Dieses Gefühl, gemocht zu werden. Ich wusch mir den Schaum aus meinem Haar. Zu gerne würde ich in seinen Kopf rein sehen und schauen, wie er darüber dachte.

„Drei normale Brötchen bitte und zwei Mehrkornbrötchen", bestellte ich bei der Bäckereifachverkäuferin. Sie packte die Sachen in eine Tüte. „Noch was?", fragte sie mich lächelnd. „Das wäre es dann", verneinte ich jedoch. Dann bezahlte ich noch schnell, griff nach der vollen Tüte und ging zurück zu meinem Haus. Ich war irgendwie nervös, wie das erneute aufeinander treffen von mir und Manu werden wird.

Ich schloss die Haustür auf und schlüpfte aus meinen Schuhen. Die Brötchen legte ich auf den schon gedeckten Tisch und dann machte ich erneut die Kaffeemaschine an. Manuel wollte sicher auch einen. Mein nächster Schritt war, Talia zu wecken. Ich machte die Tür auf und sah sie dort liegen, eingekuschelt in ihrer rosa Decke und dem kleinen Stoff Edgar unter ihrem Arm geklemmt. Lächelnd ging ich auf sie zu und hockte mich neben ihr Bett. „Guten Morgen mein Engel", flüsterte ich und strich ihr braunes Haar aus ihrem Gesicht. Müde öffnete sie ihre Augen. „Frühstück ist fertig. Zieh dich an und komm dann, ja?", lächelte ich, richtete mich wieder auf und ging. Ich wusste, dass sie schon kommen würde, wenn es essen gibt. Da war sie wie ich. Wenn es essen gab, war sie die Erste.

Jetzt stand ich vor meinem Schlafzimmer, die Hand zu einer Faust geballt und zum klopfen in die höhe gestreckt. Mir ging die Pumpe, doch koste es was es wolle. Ich holte nochmal Luft, bevor ich zwei Mal gegen die Holztür klopfte. Hinter ihr erklang ein dumpfes "Ja", also drückte ich die Klinke herunter und öffnete die Tür meines Schlafzimmers. Auf meinem Bett saß Manuel, die Beine herunterbaumelnd. Er sah zu mir. Bei seinem Anblick blieb mir die Spucke weg. Er trug tatsächlich nur eine Unterhose. Ich zwang mich dazu in sein Gesicht zu sehen und nicht woanders hin, was ihm wohl aber auffiel, denn sein Mund formte sich zu einem verschmitzten Grinsen. „Bist du schon lange wach?", fragte ich mit leicht zitternder Stimme. Er zuckte mit den Schultern, stand auf und streckte sich. Er war noch immer ziemlich dünn, allerdings fand ich seinen Körper anziehend. Und das im höchsten Maße.

Schnell schaute ich zur Seite. Es war mir peinlich ihn so anzusehen und irgendwie schämte ich mich, so zu denken, so zu fühlen. Es fühlte sich an, als würde mein Blut nicht dahin wandern, wo es wandern sollte, sondern eher an einen Ort, wo es nichts zu suchen hatte. Und das sollte er auf keinen Fall merken.

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt