Anruf zur späten Stunde

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*Sicht Patrick*

Ich saß auf meinem Bett, fertig zum schlafen gehen. Das Handy hielt ich in der Hand. Geöffnet war der Chat mit Manuel. Er war schon eine Zeit lang nicht online gewesen und ich überlegte, ihn einfach mal anzurufen. Ob er Zeit hatte? Wenn nicht, würde er sich zurück melden, wenn er die Zeit dann hatte. Also rief ich ihn an.

Es klingelte und klingelte und dann, zu meinem erleichtern, ging er ran. Mit rauer Stimme meldete er sich. Sofort schlich sich ein lächeln auf meine Lippen und in mir breitete sich eine wohlige Wärme aus. „Hallo Mänjuel", hauchte ich in den Hörer hinein. „Hallo Pallette", entgegnete er mir ebenso sanft. Ich zupfte verlegen an meiner Bettdecke herum. „Wie geht's dir? Du hörst dich Krank an", fuhr ich fort. „Ich habe geschlafen. Du hast mich geweckt. Krank bin ich nicht", bekam ich als Antwort zurück. „Tut mir leid." Es blieb still. Dann atmete Manuel aus. „Wieso rufst du denn an?" Ich biss mir nach der Frage auf die Unterlippe. „Ich habe dich vermisst", brachte ich dann schließlich heraus. Wieder stille. „Ich vermisse dich auch", kam es dann kaum hörbar von ihm. Kurz war es wieder still. Es schien so, als würden wir beide die Worte in uns aufnehmen.

„Talia will dich wiedersehen. Und ich ebenso", brach ich unser schweigen. „Würdet ihr nur nicht so weit weg wohnen." Manuel seufzte diesen Satz frustriert. „Wie groß ist deine Wohnung? Könnten wir beide für paar Tage vorbei kommen? Oder ich alleine, wenn es zu wenig Platz ist. Ich könnte sonst Mama fragen, ob sie auf sie aufpassen würde. Papa kann ja zurzeit schlecht." Es schien, als würde er überlegen. „Platz hätte ich schon..." „Aber?", unterbrach ich ihn. „Aber habt ihr denn Zeit? Geht die Schule nicht bald wieder los?" Er wirkte so unsicher. Hatte er Geheimnisse vor mir? Welche, dir mir weh tun würden? „Das dauert noch etwas, bis die Sommerferien vorbei sind. Wir haben Zeit."

Lange war ich nicht mehr in Essen gewesen. Oder auch Köln. Zuletzt, wo mein alter Aufnahmepartner und Freund Sebastian geheiratet hatte. Aber das war auch schon eine Ewigkeit her und von ihnen hatte ich ebenso eine Ewigkeit nichts mehr gehört.

„Dann schau, wann genau. Ihr seid immer willkommen", sagte Manuel dann. In mir floss pures Glück. „Dann, dann wünsche ich dir jetzt einen weiteren schönen schlaf", lächelte ich. „Danke, dir auch Pallettchen." Dann nahm ich mein Handy vom Ohr und legte auf.

Zufrieden kuschelte ich mich in die Decke hinein und grinste zur Decke. Nicht nur Talia freute sich, ihn wiederzusehen. Auch ich konnte es kaum erwarten, ihn wieder bei mir zu haben.

*Sicht Manuel*

Ich schaute auf mein Handy, welches ich neben meinen Kopf gelegt hatte. Der Bildschirm leuchtete noch immer hell. Patrick würde mich besuchen. Er würde hier her kommen. In meine Wohnung, die einfach nicht schön war. Sein Haus war aufgeräumt und modern, sah gut aus. Meine Wohnung war klein und ungemütlich. Jedenfalls empfand ich das so. Meine Besucher sagten zwar das Gegenteil, jedoch glaubte ich, dass sie das alle nur aus Höflichkeit sagten. Meine Augenlider wurden schwerer und schwerer. Die Sicht auf mein Handy, welches erloschen war, wurde verschwommener, bis meine Augen komplett zufielen und ich ins Land der Träume glitt. 

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt