Bis Montag

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*Sicht Manuel*

Peter grinste mich nachforschend an, während ich mit Patrick telefonierte. „Das du anrufst", sagte Palle, als ich meinen Namen nannte. „Ja, ich habe keine Zeit gefunden zum Telefonieren", versuchte ich mich rauszureden. „Aha okay. Und jetzt hast du Zeit?", fragte er nach. „Ja", antwortete ich nur stumpf. Irgendwie war ich aufgeregt und unfähig richtige Worte in den Mund zu nehmen. „Wie geht's dir?", fing er dann zum Glück ein Gespräch an, auch wenn es nur Smalltalk ist. „Ehm, ganz gut, denke ich. Und, wie geht's dir?", entgegnete ich seine Frage. „Auch gut. Ich war noch mit Talia draußen, das Wetter ist bei uns Klasse", erzählte er mir. Ich würde mich vermutlich nie daran gewöhnen, dass Patrick ein Kind hatte. „Hört sich schön an", sagte ich als Antwort. Unbehagen rieb ich mein Bein. Peters Blick wich ich geschickt aus, weil mich sein grinsen nur noch mehr aus der Bahn bringen würde. „Wieso rufst du jetzt an?", fragte Palle mich dann. Mir stockte das Blut. Ich konnte ja wohl schlecht sagen, dass Peter mich gezwungen hatte. Ich suchte einen glaubhaften Grund und zwar einen, der nicht unangenehm war. „Willst du mich Besuchen?", fragte ich ihn dann geradeaus. Das war das Erste, was mir eingefallen war.

*Sicht Patrick*

Ich runzelte die Stirn und zupfte nervös an einer Decke rum. „Dich Besuchen? Wann?", fragte ich ihn. Manus stimme zitterte leicht, was ich irgendwie total niedlich fand. „Wenn du Zeit hast. Ich habe eigentlich immer Zeit", antwortete er. Ich grinste. „Vorhin hieß es noch, du hättest keine Zeit gehabt für einen Anruf." Jetzt war er Still, weswegen ich leicht lachen musste. „Schon gut, Manu. Ich weiß nicht, ob ich zu dir fahren kann. Schließlich kann ich Talia nicht einfach so alleine lassen und zu dir sind es schon einige Stunden mit dem Auto und auch mit dem Zug. Ich bräuchte jemand, der auf sie aufpasst. Ich könnte, wenn dann, meine Eltern fragen." Ich hörte, wie Manuel stark ausatmete. „Ich werde mich einfach mal um jemanden kümmern, der auf Talia aufpasst, okay? Ich würde dir dann schreiben. Sehr bald", fügte ich noch hinzu. „Ich will dir keine Probleme machen, aber sonst kann ich auch zu dir", schlug er dann vor. Ich zupfte jetzt nur noch mehr an der Decke und sah aus dem Fenster, wo die Sonnenstrahlen reinschienen. „Das wäre auch schön. Wir könnten zur Alster fahren, spazieren gehen, eis essen. Alles Mögliche." Bei den Vorschlägen kamen Erinnerungen in mir hoch. Von Manuel und mir, wie wir im Sommer immer draußen waren. Oft bei ihm an der Ruhr. Hand in Hand sind wir spazieren gegangen, ganz egal ob wir von alten Leuten schief angeschaut wurden oder uns dumme Teenager "Gay" hinterher gerufen hatten. In unseren Augen gab es nur das Glück, was wir miteinander teilten. Alles andere war uns egal gewesen. Es war die schönste Zeit in meinem Leben. Der schönste Lebensabschnitt, den ich mir nur zu oft wieder zurückgewünscht hatte. Ich hatte Manuel geliebt, wie nie jemand zuvor oder danach. Ich schloss meine Augen. Wenn ich Manuel wieder näher kommen könnte, könnte ich vielleicht in ihm wieder mein Glück finden. „Bist du noch da?", erklang seine Stimme aus dem Hörer. Ich hatte seine Anwesenheit schon total ausgeblendet. „Ja, bin ich", sagte ich schnell, woraufhin er leise lachte. „Wann soll ich denn vorbei kommen?" Ich überlege kurz. Ich hatte immer Zeit. „Sobald du willst", lächelte ich also. „Ich habe schon die Bahn Seite offen, hier", hörte ich jemanden im Hintergrund sagen, dessen Stimme mir nur allzu bekannt vorkam. „Pscht", zischte Manuel daraufhin. „Ist Peter bei dir?", fragte ich. Es konnte nur Peters Stimme sein. „Ehm, vielleicht", antwortete Manuel verlegen. Ich wusste, ich hatte ihn erwischt. „Grüß Mal." „Ich soll dich grüßen, Peter", sagte Manuel dann. Ich erkannte, dass er sein Handy leicht weggedreht hatte. „Hallo Palle!", rief dann Peter gedämpft. Ich musste lachen. Als ob er die ganze Zeit zugehört hatte. „Wann fährt denn ein passender Zug?", fragte ich Manuel. „Passt dir Montag?", fragte er mich. „Montagnachmittag", ergänzte er sich. „Natürlich", lächelte ich. „Dann werde ich Montag bei dir aufschlagen." Er lächelte. Das hörte ich. „Ich freu mich", hauchte ich. Ich freute mich wirklich. Ich wollte Manuel wieder neu kennen lernen. „Okay", kam es leise von ihm zurück. „Dann, bis Montag." Ich nickte und strich über meine Decke. „Bis Montag, Manu." Dann nahm ich das Handy vom Ohr und legte auf. Anschließend drückte ich es auf meine Brust und seufzte. Neu kennen lernen, neu lieben lernen. Vergessen, was damals passiert ist und wieder von vorne anfangen. 

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt