Was waren wir?

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*Sicht Patrick*

Eingekuschelt lag ich auf Manus Brust, die sich langsam hob und senkte. Ich fand keinen Schlaf, weswegen ich vorsichtig, bedacht ihn nicht zu wecken, aufstand und ins Wohnzimmer ging, wo ich nach einer Decke griff. Diese warf ich mir um die Schultern. Dann schlenderte ich zum Kühlschrank, griff eine Dose Arizona Tee und verließ das Haus, um mich auf die Terrasse zu setzen.

Ich kuschelte mich tiefer in die Decke, öffnete die Dose und sah in den Sternenhimmel empor. Ich erkannte den großen Wagen. Mein Opa hatte mir ihn damals gezeigt und bis heute war es das einzige Sternenbild, was ich auf anhieb fand. Seufzend nahm ich ein schluck des kühlen Getränks. In der Ferne hörte man einen Krankenwagen.

Das Gespräch mit Manuel hatte mich total aus der Bahn geworfen. Ich wollte ihn nicht schon wieder verletzten. Doch würde es funktionieren zwischen uns? Es steht doch das selbe Problem vor uns, wie damals. Die Entfernung. Ich würde, aus liebe zu ihm, auf ihn zukommen und nach Essen ziehen, wenn da nicht Talia wäre. Ihr würde ich es nicht antun, hier wegzuziehen. Sie hat hier ihre Freunde, ihre Großeltern, ihre Schule und ihr Ballett. Das konnte ich ihr nicht entziehen. Zumal wir hier dieses Haus hatten, von dem ich schon immer geträumt hatte. Aber würde Manuel einen Schritt auf uns zu kommen und Essen hinter sich lassen? Damals wollte er es ja auch nicht. Das sollte man vielleicht vorher abklären, ehe man wieder eine Beziehung eingeht, die letztendlich wieder daran zerbricht, dass wir zu weit auseinander wohnen.

Noch einmal wollte ich ihn nicht verletzen.

*Sicht Manuel*

Ich machte langsam meine Augen auf. Müde streckte ich mich. Als ich gegen die Sonne blinzelte, die durch die Gardinen hinein schien, bemerkte ich, das Palle gar nicht mehr hier war. Ich richtete mich auf. Vermutlich machte er Frühstück oder machte was mit seiner Tochter.

Ich rieb mir die Augen, ehe ich Aufstand und das Bett verließ. Als ich ins Wohnzimmer kam, sah ich, dass die Tür nach draußen offen war. Sofort überkam mich ein ungutes Gefühl. Was ist, wenn hier jemand eingebrochen hatte? Ich schluckte meine Angst herunter und schlich so unauffällig wie Möglich zu der Tür. Als ich hindurch sah, sah ich Patrick eingekauert auf dem Stuhl sitzen. Sofort musste ich lächeln. Wie niedlich es aussah, wie er dort schlief. „Palle?", flüsterte ich vorsichtig. „Palle?" Etwas lauter. Er verzog sein Gesicht leicht. Ich grinste und ging hinaus. „Ey, wach auf", hauchte ich ihm zu, als ich mich vor ihm stellte und mich runter beugte.

Jetzt hob er müde seinen Kopf an und sah zu mir. Ich musste noch immer über beide Ohren grinsen. „Was machst du hier?", fragte ich ihn leicht belustigt. „Ich muss eingeschlafen sein", antwortete er in einer rauen Morgenstimme. „Hier?", wollte ich jetzt wissen. Er nickte und setzte sich Ordentlich hin. „Ich bin irgendwann raus gegangen und habe nachgedacht. Bin wohl bei Nachdenken müde geworden." Er schmunzelte.

Nachdenken? Worüber? „Oh, okay", gab ich zurück. Wollte ich nachfragen, wieso er nachgedacht hatte? Irgendwie hatte ich Angst, dass er über uns nachgedacht hatte.

„Manuel?" Patrick stand auf und nahm meine Hand. „Versprich mir, dass es nicht so endet wie damals." Seine Stimme war gebrochen. Ich nickte benommen. „Das will ich nicht." Seine Mundwickel zuckten leicht nach oben, ehe er näherkam und mich küsste.

„Wollen wir mal Frühstück machen, bevor Talia wach wird?", fragte Palle mich, nachdem mir uns gelöst hatten. Ich nickte und ging einen kleinen Schritt nach hinten.

„Ich bin schon wach", kicherte Talia auf einmal. Wie auf einen Schlag, drehten wir uns beide Richtung Tür, wo sie stand und auf den Fersen nach vorne und nach hinten Schaukelte. „Habt ihr keine Luft mehr bekommen?", fragte sie uns dann. Hilflos sah ich zu Patrick, der auf Talia zu ging und sie hochhob. „So in etwa. Wollen wir mal Frühstück machen?", fragte er sie und verschwand somit im Haus. „Ich muss Pipi", hörte ich noch, wie Talia antwortete.

Ich blieb hier stehen. Hieß das jetzt, er wolle eine Beziehung mit mir? Oder dachte er, wir wären schon wieder zusammen? Ich runzelte die Stirn. Waren wir es denn?

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt