Ich schaute mit halb offenen Augen auf den Fernseher. Ich nahm schon gar nicht mehr wahr, was da genau lief.
Ein lang nicht mehr gehörtes Geräusch, brachte mich dazu meinen Kopf anzuheben. Die Klingel. Seufzend stand ich auf und schlürfte zur Tür. Noch aufs Knöpfchen drücken und warten. Ich hörte schon wie jemand die Treppen hoch ging und als es dann erneut klingelte, spähte ich durch den Spion und sah meinen Bruder Peter. Gereizt machte ich ihm die Tür auf.
Er grinste direkt und umarmte mich. „Mensch Manu. Schön dich zu sehen, ich dachte schon, du bist gar nicht mehr erreichbar." Ich schloss die Tür hinter ihm. „Wie sieht's denn hier aus?", fragte er entgeistert, als er ins Wohnzimmer trat.
Lustlos ließ ich mich zurück aufs Sofa fallen. „Dich nimmt die Trennung noch viel zu sehr mit. Das ist drei Monate her. Du musst echt mal aus diesem Loch hier rauskommen. Sonst geht es dir nie besser", sagte er und setzte sich neben mich. „Ich vermisse ihn", murmelte ich und schloss meine Augen. Vor ihnen erschien sein makelloses Gesicht. Seine blauen Augen und seine blonden Haare, die sich auf seinem Kopf kräuselten. Sofort verspürte ich wieder diesen dumpfen Schmerz in meiner Brust.
Peter seufzte. „Es ist echt nicht schön dich so zu sehen. Du siehst furchtbar aus. Und deine Wohnung auch." Ich drehte meinen Kopf zu ihm. „Wollen wir hier mal etwas Ordnung schaffen und heute Abend aus gehen?", fragte er jetzt lächelnd. Ich warf meinen Kopf in den Nacken. Ausgehen. Darauf hatte ich am wenigsten Lust. Er stupste mich mit dem Ellenbogen an. „Komm schon, das wird Spaß machen und dich mal auf andere Gedanken bringen."
Und dann saßen wir gegen neun Uhr abends in einer Café Bar und tranken ein Bier. Meine Motivation hier zu sein war immer noch nicht vorhanden.
„Du musst auch mal was mit deinen Freunden machen", sagte Peter plötzlich. „Ich habe keine Freunde", antwortete ich schroff und nippte an meinem Getränk. „Claus? Micha, Maurice, Patrick? Deine ganzen Zockerfreunde?", fragte er. „Claus hat genug zu tun mit seiner Familie und mit den anderen habe ich seit Jahren keinen Kontakt mehr", gab ich zurück. „Dann such den Kontakt. Ihr habt euch doch super verstanden", schlug er vor.
Ich überlegte. Wie würde es bitte rüber kommen, wenn ich mich nach so einer langen Zeit wieder melde. Zumal sie ihr eigenes Leben hatten. Vermutlich waren alle verheiratet und hatten Familie.
Aber Patrick. Der plötzliche Kontaktabbruch nach unserer Trennung war viel schmerzhafter, als das hier jetzt. Und vielleicht würde er sich auch freuen mich zu sehen. Wir sind schließlich im Guten auseinander gegangen. Aber als er angefangen hat kurz darauf Frauen zu daten, konnte ich es nicht mehr. Es war für mich besser gewesen den Kontakt zu meiden. Und seitdem haben wir kein Wort mehr ausgetauscht und ich wusste nicht einmal wo er wohnte. Vermutlich in Hamburg. „Ich weiß doch gar nicht wo Patrick wohnt", seufzte ich. „War klar, dass du direkt an Patrick denkst. Aber heutzutage ist es doch gar nicht mehr schwer jemanden zu finden, wenn man seinen Namen weiß. Zumal er eine bekannte Vergangenheit hat. Google ihn doch einfach mal und such ihn bei Facebook", schlug mein Bruder vor. Vielleicht war das gar nicht so eine schlechte Idee.
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Vergangenheit / Kürbistumor
Fanfic"Such den Kontakt." Das hatte mein Bruder Peter zu mir gesagt, als mein Freund mich verlassen hatte. Und das habe ich getan. Jahre ist es her, seitdem ich ein Wort mit Zombey, Maudado und Patrick ausgetauscht hatte. Und Patrick war der erste, den i...