Ich bin's

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*Sicht Patrick*

Nun war es schon halb Zehn abends. Ich saß auf dem Sofa und sah einen Krimi. Nebenbei stopfte ich mich mit Chips voll. Immer wieder fiel mein Blick auf mein Handy. Wieso meldete er sich nicht?

Als ich so auf die Chats starrte, fiel mir ein das Micha ihm ja meine Adresse gegeben hatte. Schnell suchte ich Michas Chat raus und schrieb ihm, wieso er das getan hatte.

P: Abend, sag mal wieso hast du Manu meine Adresse gegeben?

M: Er war verzweifelt. Er wollte dich treffen und dann habe ich ihm sie gegeben. Man kann ihn doch vertrauen. Oder nicht?

P: Doch, aber es hätte ja auch sonst wer sein können. Er war übrigens hier gewesen.

M: Echt? Wie wars?

Ich erzählte ihm von allem, was war. Als ich die lange Nachricht abgeschickt hatte, dauerte es nicht lange bis mein Handy klingelte. Micha rief mich an. Verdutzt darüber, ging ich zögernd ran. „Ja?", meldete ich mich. „Behaltet bitte den Kontakt. Das ist so cool! Dann können wir uns vielleicht alle einmal treffen." Michas grinsen konnte ich eindeutig heraus hören. „Ja, mal sehen Micha", antwortete ich. „Du musst mir alles, wirklich alles mitteilen. Stell dir vor wie Toll es wäre, wenn der Freedom Squad wieder zueinander findet", schwärmte er. Ich musste lachen. „Wir sind ja nicht komplett ohne Kontakt gewesen, all die Jahre. Also wir drei. Manuel hat sich ja nach unserer Trennung abgekapselt." „Denkst du das wird einer Freundschaft im Weg stehen?", fragte Micha mich. Ich legte meinen Kopf zurück. „Ich weiß es nicht."

*Sicht Manuel*

Ich stand in der Küche und machte den Abwasch, als es unerwartet an der Tür klingelte. Schnell trocknete ich mir die Hände am Küchenhandtuch ab und lief zur Tür. Noch aufs Knöpfchen drücken und dann warten, bis der unangekündigte Gast im Hausflur war. Als es dann wieder klingelte, sah ich durch den Spion. Stirnrunzelnd öffnete ich die Tür. „Was machst du hier?", fragte ich direkt. „Ich wollte dich besuchen, ist das Verboten?", fragte mein Bruder Peter mich und drängelte sich auch schon durch die Tür in die Wohnung hinein. „Ehm, nein", antwortete ich verwirrt und schloss die Tür wieder hinter ihm. „Wie ich sehe hast du aufgeräumt", stellte er fest und setzte sich auf mein Sofa. „Willst du was trinken?", fragte ich einfach nur. Auf seine Bemerkung wollte ich nicht eingehen. „Ne, danke", winkte er aber ab. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich ebenso auf das Sofa. „Was gibt's?", fragte ich dann. „Ich wollte nur nach dir sehen, weil du dich nicht gemeldet hast", erklärte er seinen Besuch. Ich nickte. „Du bist ja wieder sehr gesprächig", lachte er. „Hast du eigentlich schon den Kontakt zu deinen alten Freunden gesucht?", wollte er dann noch wissen. Ich nickte wieder. „Ich habe Patrick in Hamburg besucht." „Wann?" Seine Kinnlade klappte runter, weswegen ich leicht schmunzeln musste. „Vor zwei Wochen. Er hat mir sogar seine Nummer gegeben", erzählte ich. „Und weiter?", drängte er um mehr Information. Jetzt sah ich runter auf meine Hände. „Ich habe mich noch nicht weiter bei ihm gemeldet", gestand ich. „Bitte? Ruf ihn an, Manu! Jetzt. Was denkt er sonst?" Peter stieß aufgeregt die Luft aus. „Er hat eine Tochter", murmelte ich dann. „Na und? Das ist doch egal für eine Freundschaft", gab er zurück. Ich fing nervös an meine Hand zu kneten. „Ich wollte auch immer Kinder. Mit ihm." „Ach Manuel. Das ist Vergangenheit mit euch. Schau in die Zukunft. Und mit einem Kind könnt ihr doch schöne Ausflüge zusammen machen. Und jetzt ruf ihn an. Du kannst ihn doch nicht zwei Wochen warten lassen." Er stand auf, griff auf den Wohnzimmertisch nach meinem Handy und reichte es mir. „Ich weiß nicht was ich sagen soll", gestand ich. „Wie wäre es mit einem Hallo?", lachte er nur.

Augenverdrehend entsperrte ich das Display und ging auf den schon eingespeicherten Kontakt Patricks. Ich brauchte eine Zeit, bis ich auf das Anrufszeichen klicken konnte. Peter schaute mich durchgehend erwartungsvoll an und mir ging die Pumpe, wie nach einem Treppengang. Ich wollte schon auflegen, weil es so lange klingelte, bis Patrick dann aber abnahm. „Ja?", sagte er. Seine Stimme. Seine wundervolle Stimme. Mir verschlug sie die Sprache. „Wer ist da?", fragte er nach, nachdem ich so einige Sekunden nichts gesagt hatte. Dann schloss ich meinen Mund und sammelte mich. „Hallo, ich bin's. Manuel."

Vergangenheit / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt