*Sicht Patrick*
Wir saßen zu dritt am Tisch und aßen den Kuchen. „Hast du den selbst gemacht?", wollte Manuel wissen, nachdem er einen bissen genommen hatte. „Du weißt, dass ich nicht backen kann", entgegnete ich nur schmatzend. Er schenkte mir ein schiefes lächeln. „Das könnte ich nie vergessen." Dann schob er sich eine zweite Gabel voll mit Kuchen in den Mund. „Papa macht gute Spaghetti", meldete sich Talia. „Sowas kann er?", fragte Manuel sichtlich begeistert, als er runter geschluckt hatte. „Er kocht immer so lecker. Manchmal helfe ich, dann darf ich die Tüte in die Soße schütten", erzählte Talia stolz. Manuel hielt sich den Handrücken vor seinem vollen Mund, um nicht zu lachen. „Das ist mein Lieblingsessen", fügte sie noch hinzu. „Ich habe seine Spaghetti früher auch gemocht", lächelte Manuel jetzt. Dann sah er sanft zu mir rüber, weswegen ich sein lächeln entgegnete. Selten hatte er mir früher gesagt, wenn er was mochte.
Am Abend spielten wir alle zusammen noch Mensch Ärger dich nicht. Nachdem Manuel gewonnen hatte, brachte ich Talia ins Bett. Als sie ihre Zähne putzte und ich müde auf der Badewannenkante saß, las ich etwas von den heutigen Tagesthemen auf meinem Handy. „Wie lange kennt ihr euch schon, Papa?", fragte Talia mich, als sie ihren Mund ausgespült hatte. „Eine sehr lange Zeit", seufzte ich und steckte mein Handy zurück in die Hosentasche. „Wie lange ist eine sehr lange Zeit?", wollte sie wissen. Ich lächelte. „Komm her", murmelte ich. Sie stellte sich vor mich, sodass ich ihre Haare zu einem Zopf binden konnte. Ich mochte es, mit der Bürste durch ihr seidiges Haar zu gehen. „Ich kenne Manuel seit ich 18 bin. Wir hatten damals den gleichen Job und haben uns relativ schnell angefreundet. Wir sind sogar zusammengezogen, weil wir uns so sehr gemocht hatten. Aber das alles hat nicht so ganz funktioniert. Als wir zusammengezogen sind, war ich gerade mal 21. Nach einem weiteren Jahr haben wir dann gesagt, dass unsere, nun ja, Freundschaft so nicht funktioniert. Also haben wir den Kontakt abgebrochen. Kurze Zeit später habe ich auch schon deine Mutter kennengelernt. Und als Manuel dann vor der Tür stand, habe ich das erste Mal seit langem von ihm gehört." Der Zopf war fertig. Talia drehte sich um. In ihrem Gesicht stand Verwirrung.
„Wenn man sich gern hat dann beendet man doch keine Freundschaft." Ich schmunzelte und knautschte ihre Wange. „Manchmal geht es nicht anders. Das wirst du verstehen, wenn du älter bist." Mit den Worten stand ich auf, nahm ihre Hand und ging in ihr Zimmer. Sofort krabbelte sie in ihr Bett. „Gute Nacht mein Schatz", hauchte ich ihr auf die Stirn, ehe ich ihr dort einen Kuss hinterließ. „Gute Nacht Papa", gähnte sie. Dann griff sie nach Edgar, klemmte ihn unter den Arm und sah mir nach, bis ich das Licht ausschaltete. „Aber ihr beendet nicht noch mal eure Freundschaft, oder Papa?", fragte sie noch leise in die Dunkelheit hinein. Ich lächelte. „Nein Talia. Das denke ich nicht." Dann schloss ich die Tür, zu ihrem Kinderzimmer, hinter mir und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Manuel auf mich wartete.
*Sicht Manuel*
Ich saß auf dem Sofa und zappte durch die Fernsehprogramme, als ich Schritte wahrnahm. Ich drehte mich um und sah, wie Palle kam. „Sie schläft", lächelte er und setzte sich zu mir. „Schön", lächelte ich verlegen zurück. „Guckst du sowas häufig?", fragte er mich dann. Dabei deutete er misstrauisch auf den Fernseher. Ich hatte gar nicht mitbekommen, bei welchem Programm ich halt gemacht hatte. Es war eine Liebesschnulze mit Miley Cyrus. „Nein ich, also, das." Ich musste lachen. „Also das?", kicherte auch Palle. „Ich habe durchgezappt", erklärte ich dann noch immer leicht lachend. „Alles klar, Mänjuel", schmunzelte Patrick. Dieser Spitzname durchzuckte mich. Es war der Name, mit dem er mich früher immer angesprochen hatte. Wirklich immer. Sei es beim Zocken, als wir uns gerade kennen und lieben gelernt hatten oder in unserer Beziehung. „Willst du das schauen, Palletchen?", fragte ich ihn. Jetzt sah er zu mir. Seine Wangen trugen einen leichten hauch von Rosarot. Doch er nickte.
Also saßen wir hier. Auf dem Sofa, locker mit einem Meter Abstand zwischen uns und eine Liebesschnulze im Fernsehen. Etwas, was mich eigentlich überhaupt nicht interessierte. Doch Palle sah gebannt auf den Bildschirm. Also ließ ich ihn das sehen, was er sehen wollte. Aus Liebe.
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Vergangenheit / Kürbistumor
Fanfic"Such den Kontakt." Das hatte mein Bruder Peter zu mir gesagt, als mein Freund mich verlassen hatte. Und das habe ich getan. Jahre ist es her, seitdem ich ein Wort mit Zombey, Maudado und Patrick ausgetauscht hatte. Und Patrick war der erste, den i...