Einige Zeit später galoppierten zwei Boten aus dem Königreich des Ostens und Südens über die Zugbrücke in das Königreich des Nordens. Königin Schneewittchen stand auf dem weißen Marmorbalkon des Schlosses. Ihr welliges ebenholzschwarzes Haar war zu einem Knoten aufgesteckt, in dem eine silberne Brosche steckte. Zwei Strähnen umrahmten ihr schönes Gesicht mit den blutroten Lippen, die sich besorgt zusammen pressten und den eisblauen Augen, die sich als sie die heran nahenden Boten erblickte, nichts Gutes ahnend, verdunkelten. Schnell raffte sie ihr kobaltblaues Kleid und eilte mit ihren silbernen diamantbesetzten Schuhen, rauschend hinunter auf den Schlosshof. Gerade wurde das Tor geöffnet und die zwei überhitzten Rösser stürmten haltlos hinein. Schneewittchen trat rasch einen Schritt zurück, denn die Reiter hatten alle Mühe, ihre energiegeladenen Tiere zu bändigen. Eine braune Stute bäumte sich nervös auf, der andere Schecke tänzelte unruhig auf der Stelle und warf den Kopf auf und ab. Es dauerte eine ganze Weile, sie unter Kontrolle zu bringen. Als sich die Pferde soweit beruhigt hatten, war es an der nordischen Königin, unruhig zu werden. "Was habt ihr mir mitzuteilen?" rief sie den Boten mit zitternder Stimme zu. "Eure Majestät." , rief der eine laut. "Ich überbringe eine verheerende Nachricht aus dem Königreich des Südens: In der letzten Nacht wurde die zukünftige Thronerbin, Prinzessin Klara, Tochter von Königin Aurora und König Philipp, heimtückisch entführt. Es gibt keine Spur von ihr." Perplex sah der andere Bote auf dem gefleckten Pferd zwischen der Königin und dem anderen Boten hin und her. "Wie ist das möglich?" , schrie er erschrocken und ein Schatten zog sich über sein Gesicht. "Ich überbringe dieselbe Nachricht aus dem Königreich des Ostens: Prinzessin Louise würde während der Nacht ebenfalls entführt! Sie ist unauffindbar!" Als ahnten sie plötzlich, was nun kommen würde, blickten sie Schneewittchen schweigend und bis zum Äußersten angespannt, an. "Überbringt euren Majestäten diese Nachricht: Auch das Königreich des Nordens wurde seines Thronerben beraubt. Zu nachtschlafender Zeit wurde Prinz Jonathan entführt und es fehlt jede Spur." krächzte die Königin daraufhin mit belegter Stimme. Mit vor Tränen glänzenden Augen lief sie ins Schloss, um König James die beängstigenden Neuigkeiten mitzuteilen.
Einen Tag später rollten zwei Kutschen über königliches Land. Die erste Kutsche rollte durch einen dunklen Wald. Schatten schienen hinter jedem Baum zu lauern. Leicht verängstigt spähte Aurora aus dem offenen Fenster ihres goldenen Wagens, der wie die Sonne leuchtete, in den finsteren Wald hinein. Plötzlich sprang ein Reh aus dem Dickicht. Die Pferde scheuten und die Kutsche machte eine rasante Vollbremsung. Aurora und Philipp konnten sich gerade noch festhalten - um ein Haar wären sie gegen die vordere Wand der Kutsche geschleudert worden. "Kutscher, ist alles in Ordnung?" rief König Philipp und beugte sich aus dem Fenster. "Ja, alles in Ordnung, Majestät. Ein Reh hat die Pferde erschreckt. Wir sind bald am Ziel."
Nach ein paar Minuten hatten sich die Kutschpferde wieder beruhigt und trabte zügig weiter, um endlich aus dem unheimlichen Wald herauszukommen. Aurora zwirbelte eine ihrer roten Locken um den Finger und blickte besorgt in die vorbei ziehenden Farne, die am Wegrand wuchsen. Wo mochte ihr Kind nur sein? Hoffentlich ging es Klara gut! Sie fing an, am ganzen Körper zu zittern. Der Wald und auch die Sorge um ihre Tochter ängstigten sie.Die saphirblauen Räder der zweiten Kutsche, die mit Silber überzogen war, rollte wie der Wind auf dem staubigen Weg durch die grünen Wiesen des Ostens dahin. Darin saßen die Könige des Nordens: Schneewittchen und James. Nachdenklich sahen beide aus dem Fenster und hofften darauf, ihren Sohn Jonathan bald wieder zu finden.
Nach einer halben Stunde kam schließlich das Schloss des Ostens mit seinen roten Türmen in Sicht. Als die prächtigen Kutschen in den Hof einrollten, bliesen mehrere Trompeter durch ihre goldenen Instrumente und während des imposanten Schalles stiegen König James und Philipp und die Königinnen Schneewittchen und Aurora aus den Wägen. Hastig taten die Diener daran, den roten Teppich auszubreiten, um ihre Könige nicht im Staub gehen zu lassen. Doch diese winkten ab. Es gab jetzt wichtigeres als den roten Teppich! "Schneewittchen! Aurora! Wie schön, euch zu sehen!" rief Belle aus und eilte in ihrem weinroten Kleid auf die beiden anderen Königinnen zu. Seit ihrer ersten Begegnung war zwischen den dreien eine tiefe Freundschaft entstanden. Auch Schneewittchen und Aurora eilten auf ihre Freundin zu. Sie umarmten sich. "Es tut mir so leid!" flüsterte Belle leise und die anderen beiden nickten. "Uns auch." gaben sie zurück.
"König James, König Philipp! Es ist mir eine Ehre, Euch trotz des schrecklichen Unglücks, das uns ereilt hat, Euch auf unserem Schloss Willkommen zu heißen zu dürfen." begrüßte König Adam die Neuankömmlinge freundlich. Die zwei Könige nickten. "Uns ist es ebenfalls eine Ehre." erwiderten sie höflich. Adam bedeutete ihnen, ein paar Schritte näher zu kommen. "Hört mir zu." , sprach er und seine Stimme wurde leise. "Ich bin mir nicht sicher, wie viel Ihr bereits ahnt. Aber ich bin mir sicher: Die einzige, die unsere Kinder entführt haben könnte, ist die schwarze Fee. Nur ihr gelingt es, durch verschlossene Türen zu gehen. Und wer sonst sollte so etwas tun?" Philipp und James nickten und sahen sich an. "Genau derselben Meinung sind wir auch." stimmten sie zu. "Dann müssen wir etwas unternehmen! Lasst uns zum Palast der schwarzen Fee reiten. Dort werden wir mehr heraus bekommen." , sagte Philipp voller Tatendrang. "Sie soll uns unsere Kinder zurück geben!" Adam und James besahen ihn stirnrunzelnd. "Und wie wollt Ihr das anstellen? Sie wird sie nicht so einfach heraus Rücken!" Philipp sah bittend in die Runde. "Bitte, lasst uns hin reiten! Erst einmal benötigen wir doch die Gewissheit, zu wissen, wo sich unsere Kinder überhaupt befinden! Dann können wir einen Plan schmieden, wie wir sie zurück holen!"
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Das Märchenkleid
FantasyLouise findet in ihrem Schrank ein geheimnisvolles gelbes Kleid. Sie ahnt nicht, dass dieses Kleid ihr Leben und das ihrer zwei Schwestern für immer verändern wird und sie eine Welt retten müssen, in der nicht alles wie im Märchen endet... Eine For...