Das verlorene Königreich

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Fassungslos musterte Jonathan das hübsche Gesicht einer jungen Frau, deren moosgrüne Augen ihn unverwandt anstarrten.

Eine Strähne goldblonden Haares lugte unter dem rauhen Leinen hervor.

Nun verhärteten sich ihre Gesichtszüge plötzlich.

Sie sprang so schnell auf, dass sich ihre Beine beinahe in der viel zu großen Kutte verheddert hätten und stürmte in die Höhle.

"Lass mich in Ruhe!"
tönte es dumpf zu ihm heraus.

Jonathan spähte in das undurchdringliche Dunkel der Höhle.
Es war unmöglich, dort drin etwas zu erkennen.

"Ich will dir nichts tun!" , rief er besänftigend.
"Bitte sag mir: Wer bist du und was tust du hier?"

Er erhielt keine Antwort.

"Bitte!" , bat Jonathan flehend.
"Kannst du mir wenigstens sagen, wo ich bin?
Ich kenne mich in diesem Wald nicht aus!"

Ein Stück der erdbraunen Kapuze lugte an der steinernen Höhlenwand hervor.

"Du befindest dich im Wald.
Dem ersten der sieben Wälder hinter den sieben Bergen.
Wieso bist du hier?"

"Ich...ich suche meinen Freund.
Einen kleinen Zwerg.
Ungefähr so groß." ,

er hielt die rechte Hand an seine Hüfte.

"Sein Name ist Seppl.
Ich bin Jonathan.
Und wer bist du nun?"

"Wieso sollte ich es dir verraten?" , fragte sie argwöhnisch zurück.

Jonathan seufzte auf.
Es war sinnlos.
Sie würde ihm ihren Namen nicht verraten.

Wieso sollte sie auch?
Er verstand es ja sogar.
Ihm wäre es auch nicht geheuer, einem Wildfremden ohne Weiteres bekannt zu geben, wer er war.

Das MärchenkleidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt