Im Palast der zinnoberroten Fee lag König Adam in einem roten Bett.
Die Krankheit war stärker ausgebrochen - wie angekündigt und die rote Fee versuchte alles erdenkliche, sie zu bekämpfen.
Immer wieder breitete sie die Arme über ihrem Patienten aus und probierte, die Seuche stückweise aus ihm heraus zu ziehen.
Bis sie es vollständig geschafft hatte, würde es noch ein langer Prozess werden.Die Jahre gingen ins Land und die Könige und Königinnen gaben nicht auf, nach den Verschwundenen zu suchen.
Immer wieder schickten sie Reiter aus, die das ganze Land durch kämmten, jedoch nie fündig wurden.
Immer wieder kehrten sie erfolglos zurück.
Je mehr die Herrscher suchten und an den stetig erfolglosen Suchen verzweifelten, brachen auch ihre Reiche innerlich zusammen:
Die Menschen wurden unzufrieden, da ihre Aufträge und Bitten an ihre Herren nicht mehr die Anhörung fanden, die sie eigentlich verdient hätten.So kam es, dass sich immer mehr der schwarzen Fee anschlossen, deren Macht immer immer stärker wurde.
Zunehmend veränderte sich auch die Landschaft:
Die Wälder verdunkelten sich täglich, wurden immer unheimlicher;
schwarze Magie überzog Felder und Wiesen. Sie ergrauten fortan.Doch die Magie der schwarzen Fee reichte nicht überall hin.
Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen schien die Zeit stehen geblieben zu sein:
Alles grünte und blühte und das "Einhorn- Kind", wie die Zwerge den kleinen Jungen liebevoll nannten, wuchs heran und wurde ein stattlicher junger Mann.Er half den Zwergen eifrig, nach dem wertvollen Erz in den Bergen zu hacken und wohnte mit ihnen in tiefer Freundschaft in ihrem Häuschen.
Aber so sehr ihn die Zwerge auch mochten, je mehr er wuchs und zum Mann reifte, desto mehr erkannten sie auch, dass er eben kein Zwerg war und auch nie einer ihrer Art sein würde.
Bald schon musste sich Jonathan ducken, um in das Häuschen hinein zu gelangen.
Oft stieß er sich seinen Kopf an der Zimmerdecke, wenn er morgens aufwachte und sich im Bett aufsetzen wollte.
Fragte er seine Freunde nach seiner Herkunft, erzählten sie ihm immer wieder von jener, bedeutungsvollen Nacht, in der ein strahlend weißes Einhorn an ihre Tür geklopft und ihnen ein verlassenes Baby gebracht hatte - eingewickelt in ein Leinentuch.Aber auf die Frage, wer seine Eltern wären, konnten sie ihm nicht antworten.
Eines Tages sah ihn Seppl, der kleinste Zwerg beim Abendessen in der gemütlichen Hütte, längere Zeit an.
Dann fragte er seinen Tischnachbarn Pimpel aufgeregt:
"Pimpel, findest du nicht, dass er eine auffällige Ähnlichkeit mit Schneewittchen hat? Das schwarze Haar, die rötlichen Lippen, die schneeweiße Haut?"Der Angesprochene betrachtete Jonathan nun ebenfalls.
Auch ihm fielen die Gemeinsamkeiten ins Auge.
"Du hast Recht." ,
wisperte er und schob sich einen Löffel Eintopf in den Mund. "Er sieht genauso aus wie sie!" Ihr Schützling, der nicht auf den Kopf gefallen war, bemerkte, dass ihn zwei seiner Freunde öfter als sonst anstarrten und stellte sie prompt zur Rede.Nach einigem Herumstottern und etwas Widerwillen erzählten sie ihm von dem Mädchen Schneewittchen, das vor langer Zeit zu ihnen hinter die sieben Berge geflüchtet war.
Es ängstigte sich, von der bösen Königin getötet zu werden.Der Junge staunte und erwägte in Gedanken, die Möglichkeit, dass der Verdacht der Zwerge wahr sein könnte.
Doch dann vewarf er den Gedanken wieder. Es war einfach zu unwirklich, um wahr zu sein!
Im Gegensatz zu den Zwergen:
Sie waren nun fest davon überzeugt, Schneewittchens Sohn aufgenommen zu haben.Wenn Jonathan schlief, redeten sie mit den anderen über ihn und spekulierten, was sie tun sollten.
Falls es bewiesen wurde, dass Jonathan tatsächlich Schneewittchens Sohn war, müsste er ein Prinz sein!
Nach einigem Hin- und Her-Überlegen einigten sie sich darauf, erst einmal zu warten und ihren Schützling vor der Außenwelt geheim zu halten.
Denn wenn es heraus käme, und die schwarze Fee davon erfuhr, würde sie ihre Soldaten ausschwärmen und die Zwerge unverzüglich töten lassen!
Adam erwachte.
Über sich sah er eine rote Fee, sie sich besorgt über ihn beugte.
"Wo...bin ich?"
"Ihr seid im Palast der zinnoberroten Fee."
antwortete sie ihm.
"Wo sind Belle und Tassilo?"Den König mitleidig anblickend, rangen im Inneren der roten Fee widersprüchliche Gefühle miteinander:
Sollte sie ihn anlügen und sagen, dass alles gut war?
Oder sollte sie ihm die Wahrheit sagen, dass es Belle sehr schlecht ging und Tassilo von der schwarzen Fee gefangen gehalten wurde?
"Ihnen geht es gut."
erwiderte sie leise und verspürte im gleichen Moment als König Adam erleichtert die Augen schloss, ein ungutes Gefühl:
Ihre Lüge."Es wird alles gut." ,
murmelte sie und versuchte damit, nicht nur Adam, sondern auch sich zu beruhigen.Es würde alles gut werden.
"Es wird alles gut, Majestät."
Tiefe Falten bildeten sich im Gesicht des jungen Königs.
Die Schmerzen grämten ihn unvorstellbar.Langsam erhob die rote Fee ihre Hand über Adam und ließ sie sanft auf seine Brust sinken.
Kaum hatte sie seinen Körper berührt, atmete er regelmäßiger und glitt in einen tiefen Schlaf.Sein Gesicht entspannte sich und er schlummerte selig.
Betrübt blickte die zinnoberrote Fee auf ihn.Wie gern würde sie nun auch in einen langen Schlaf sinken!
Solange, bis das, was kommen sollte, vorüber wäre!Doch sie besann sich.
Nein, sie würde nicht schlafen, sie würde wachen und an der Seite ihrer Schwestern für Frieden in ihrem Land sorgen.Und sie würde die Hoffnung niemals aufgeben, dass die weiße Fee, wo immer sie jetzt war, zurück kehrte...
Das Kapitel ist ein bisschen kürzer als sonst, aber ich hoffe, es passt trotzdem 😉
Die Namen der Zwerge sind gegoogelt, nicht frei erfunden!
Also sie heißen wirklich so!
LG und einen schönen Tag
Colourgelb 💕
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Das Märchenkleid
FantasyLouise findet in ihrem Schrank ein geheimnisvolles gelbes Kleid. Sie ahnt nicht, dass dieses Kleid ihr Leben und das ihrer zwei Schwestern für immer verändern wird und sie eine Welt retten müssen, in der nicht alles wie im Märchen endet... Eine For...