Rumpelstilzchens Geschenk

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...
Sie hielt inne und wischte sich eine Träne von der Wange.

"Aber das kleine Mädchen ahnte nichts von dem unglücklichen Schicksal seiner Eltern.

Es wuchs auf, wurde von Tag zu Tag schöner und erkundete munter den Wald.

Zwischen ihm und Rumpelstilzchen entwickelte sich etwas wunderbares, eine Freundschaft - etwas, das man dem runzeligen Männlein nie zugetraut hätte:
Er fasste Zuneigung zu einem Menschen!

Doch je größer das Mädchen wurde, desto mehr Fragen stellte es.

Fragen, auf die Rumpelstilzchen keine Antwort geben konnte und auch nicht wollte. (Das gab er ihr gegenüber natürlich nicht zu!)

Diese unbeantworteten Fragen entfernten sie unweigerlich immer mehr voneinander, so sehr das Männlein es auch zu verhindern versuchte.

Eines Nachts lief das Mädchen weiter als sonst durch den Wald und entfernte sich weit von Rumpelstilzchens Häuschen.

Nach einiger Zeit gelangte es auf eine vom Mond silbern beschienene Lichtung, auf der sich elf wundersame Wesen zu einer Zeremonie versammelt hatten.

Das Mädchen wunderte sich sehr, denn sie schienen genau gewusst zu haben, dass es hierher kommen würde.

Es waren die elf Feen.

Sie begrüßten es freundlich und eröffneten ihm, dass ihm seit seiner Geburt eine große Aufgabe zuteil geworden war:

Es sollte einmal die Anführerin der Feen werden!


Eine einsame Wolke verdeckte die silberne Scheibe des Mondes am Himmel.

In der inzwischen weit fortgeschrittenen Nacht, kehrte die neue weiße Fee zu Rumpelstilzchen zurück, um ihm die außerordentliche Neuigkeit mitzuteilen und auch, dass sie ihn verlassen musste.

Schweren Herzens klopfte sie an die vertraute Tür.

Verschlafen öffnete Rumpelstilzchen, doch als er sie sah, erwachte er schlagartig.

"Melina!
W....Was hast du getan?!"

schrie er entgeistert.

"Rumpelstilzchen....ich....ich muss dich verlassen..."

antwortete die weiße Fee nur und bemühte sich verzweifelt, Fassung zu bewahren.

Rumpelstilzchen schüttelte seinen eiförmigen Kopf - erst ein wenig, dann immer schneller.
Sein Gesicht rötete sich vor Zorn.
Der spitze weiße Bart schleuderte hin und her.

"Nein, du kannst mich nicht verlassen!
Das kannst du nicht!

Du gehörst mir!"

Das MärchenkleidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt